VW verkauft den Up in Dänemark online

Autor Christoph Seyerlein

Kunden in Dänemark können den VW Up seit kurzem direkt über die Herstellerwebsite bestellen. Der Autobauer verspricht eine einfache Bezahlung und schnelle Lieferung. Eine Ausweitung des Modells auf weitere Märkte ist möglich.

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(Bild: VW)

Wer in Dänemark einen neuen VW Up kaufen will, kann sich seit Dezember 2016 den Gang zum Händler im Vorfeld sparen. Volkswagen vertreibt seinen Kleinstwagen dort nun auch direkt auf der herstellereigenen Website. Eine Ausweitung dieses Konzepts zum Online-Direktvertrieb auf andere Märkte ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen, sagte eine Sprecherin aus der VW-Zentrale in Wolfsburg auf Anfrage von »kfz-betrieb«.

Eine Sprecherin des VW-Importeurs in Dänemark versicherte auf Nachfrage, dass die Händler durch das System keinen Nachteil gegenüber dem herkömmlichen Verkauf von Autos haben würden. Das Modell habe VW „in enger Abstimmung“ mit dem dänischen Partnerverband eingeführt. Kunden, die einen Up online bestellen, müssten einen Partner in ihrer Nähe auswählen, der dann den Verkauf letztendlich abwickle.

Dem Importeur gehe es grundsätzlich darum, den Kaufprozess für Kunden weiter zu erleichtern. Vorbei am Handel soll dies aber nicht geschehen. „Dagegen würden sich unsere Partner vehement wehren“, sagte die Sprecherin von Volkswagen Dänemark.

Vergleichsweise einfach ist der Kaufprozess vor allem aufgrund der sehr begrenzten Möglichkeiten, das Auto individuell zu konfigurieren. Will ein Kunde einen Up tatsächlich online kaufen, stehen ihm lediglich ein Ausstattungspaket und ein Motor zur Verfügung, bei den Farben kann der Käufer zwischen schwarz und weiß wählen. Wie viele Up-Modelle VW in Dänemark über das Internet bereits verkauft hat, wollte Volkswagen auf Nachfrage nicht verraten.

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Auch im dänischen Händlernetz scheint der neue Vertriebskanal gut anzukommen. So sagt beispielsweise Rolf Hillers, Filialchef bei Volkswagen Amager in der Nähe von Kopenhagen: „In meinen Augen haben wir dänischen Händler durch den Online-Vertrieb keine Nachteile.“ Gerade jüngere Autokäufer seien über das Internet besser zu erreichen, deshalb sei es sogar ein großer Vorteil, den Online-Vertrieb am Netz zu haben. Sein Kollege Jannik Simonsen von Volkswagen Esbjerg sieht das ähnlich: „Wir verdienen an einem online verkauften Up genauso viel, wie wenn ein Kunde ihn auf den klassischen Weg bei uns bestellt. Außerdem übernehmen wir die Lieferung an den Kunden und haben so auch den Kontakt sicher.“

Aktuell besteht nur in Dänemark die Möglichkeit, einen VW online zu kaufen. Das habe mit den Marktstrukturen vor Ort zu tun, so die VW-Sprecherin aus Wolfsburg. „Die Dänen sind extrem internetaffin.“ Laut dem dänischen E-Business-Verband FDIH haben die Dänen im vergangenen Jahr schätzungsweise für über 100 Milliarden Dänische Kronen (rund 13,4 Milliarden Euro) im Netz eingekauft. Auch „E-Marketer“, ein Fachmagazin für E-Commerce, stützt die Annahme, dass die Dänen gerne online shoppen. Die Experten schätzen, dass in Dänemark im laufenden Jahr 75,5 Prozent aller Bürger über 14 Jahre mindestens einmal online einkaufen werden. Lediglich in den USA liegt der Wert noch höher, dort werden 2017 den Schätzungen zufolge 78,4 Prozent aller Einwohner ein- oder mehrmals online shoppen.

Von diesem Trend will nun auch Volkswagen profitieren. Die Bezahlung für den Up ist per Kreditkarte oder über Mobile-Pay, eine App für Transaktionen per Smartphone der Dänischen Bank, möglich. Der Hersteller verspricht seinen Kunden, dass das online bestellte Auto innerhalb von zehn Werktagen beim ausgewählten Händler steht.

Up ist Dänemarks beliebtester Mini

Der Up ist in Dänemark Volkswagen zufolge der beliebteste Kleinstwagen. Im vergangenen Jahr verkaufte die Marke dort 7.361 Einheiten des Modells. Insgesamt ist der dänische Automarkt mit 222.924 Neuzulassungen 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent gewachsen. Auch der Jahresstart 2017 verlief positiv, im Januar lag der Autoabsatz in Dänemark 19 Prozent im Plus.

Ob Volkswagen das Modell in naher Zukunft auch nach Deutschland bringen könnte, wollte die VW-Sprecherin nicht explizit sagen. „Wir schauen uns in jedem Markt, in dem wir aktiv sind, die Strukturen genau an.“ Dass Wolfsburg auch hierzulande künftig wesentlich stärker digital agieren wird als bisher, hat der Hersteller jedenfalls bereits angekündigt.

Dirk Weddigen von Knapp, Chef des deutschen VW und Audi Partnerverbands, sagte im Gespräch mit »kfz-betrieb«, dass Volkswagen und der Verband immer wieder über das Thema Onlinevertrieb sprächen. „Aktuell ist noch nichts geplant, aber sicher wird der Internetvertrieb in nicht allzu ferner Zukunft auch zu uns kommen.“

Grundsätzlich stehe der Verband neuen Vertriebskanälen positiv gegenüber, denn „der Internetvertrieb ist notwendig und sinnvoll“. Entscheidend sei aber, dass das Konzept dahinter durchdacht sei und das Vergütungsmodell für die Händler stimmt. „Der Handel muss auch von einem Online-Modell leben können“, unterstrich Weddigen von Knapp.

Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: Kauft ein Kunde einen Auto klassisch beim Händler, erhält der Partner vom Hersteller Posten wie Beratung, Probefahrt, Auslieferung oder Finanztransaktion vergütet. Bei einer Kaufabwicklung über das Netz fallen einige dieser Schritte weg. Damit der Händler dann auch weiterhin auf seine Marge komme, müsse der Hersteller laut Weddigen von Knapp eine zuvor festgelegte Fallpauschale an den betroffenen Partner zahlen. Auch Investitionen der Händler, beispielsweise in Schauräume, müssten in diese Pauschale eingerechnet sein.

Online nur begrenzte Auswahl sinnvoll

Ein ähnliches Prinzip verfolgt in Deutschland beispielsweise Mercedes-Benz, das seinen Online-Store seit vergangenem Sommer am Netz hat. Kunden können dabei einige vorkonfigurierte Modelle online bestellen. Für VW-Partnerverbandschef Weddigen von Knapp ein elementarer Baustein des Online-Vertriebs: „Der Autokauf im Internet muss einfach sein. Gibt man den Kunden hier beispielsweise dieselben Möglichkeiten wie bei einem Online-Konfigurator, ist die Gefahr groß, dass er sich vor lauter Auswahl nicht mehr zurechtfindet.“

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