Warum die neue Onlinebörse Carmato nicht auf Mobile.de und Co. schielt
Neue Fahrzeugmarktplätze haben es bekanntermaßen schwer, Händler und Nutzer zu gewinnen. Auch für die 2018 gestartete Plattform Carmato ist der Weg nicht einfach. Sie findet jedoch ihren Platz – nur anders als erwartet, berichtet Geschäftsführer Marc Herschbach im Interview.
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Neben Mobile.de und Autoscout 24 ist in den vergangenen Jahren eine Reihe neuer Fahrzeugmarktplätze an den Start gegangen. Carmato ist einer davon. Geschäftsführer Marc Herschbach sprach im Interview mit »kfz-betrieb« darüber, warum für sein Unternehmen im Kontakt mit Händlern nicht nur die Onlineplattform an sich eine Rolle spielt, sondern auch deren Technologie und das Beratungs-Know-how des Start-ups.
Redaktion: Herr Herschbach, Carmato ist eine vergleichsweise neue Onlineplattform für den Verkauf von Autos. Beschreiben Sie bitte kurz Ihr Konzept. Was machen Sie anders als andere Börsen?
Marc Herschbach: Carmato ist eine Transaktionsplattform, die Belange von unterschiedlichen Kunden bedient. Händler können Autos per Sofort-Kaufen-Knopf an Privatleute verkaufen, Privatleute verkaufen Fahrzeuge unter sich. Wir bieten die Möglichkeit, dass Verbraucher ihr Auto in Zahlung geben und andere Vermarktungsoptionen. Hinter allem steht ein volldigitaler Handelsprozess. Wir greifen viel stärker als andere Plattformen die Anforderungen unserer Nutzer auf. Händlern nehmen wir unproduktive Teile ihrer Arbeit ab.
Was heißt das konkret?
Ein Beispiel: Verbraucher wollen mitunter bereits online über den Preis von Fahrzeugen verhandeln. Als digitaler Komplettanbieter ermöglichen wir das. Der Händler kann bestimmen, in welcher Form er sich auf automatisierte Preisverhandlungen einlässt. Gebühren werden nur dann an uns bezahlt, wenn der Händler auch tatsächlich ein Auto über uns verkauft. Technologisch sind wir weiter als große Wettbewerber – auch in Sachen Bezahlung, Finanzierung und Versicherung.
Nennen Sie bitte mal ein paar Kennzahlen: Wie groß ist Ihr Bestand? Mit wie vielen Händlern arbeiten Sie zusammen? Wie viele Nutzer verzeichnen Sie pro Monat?
Momentan haben wir 50.000 Fahrzeuge auf der Plattform. Wir arbeiten mit rund 200 Händlern zusammen. Aber das ist nicht alleinentscheidend. Wichtiger ist, dass wir uns gerade auf Investorensuche befinden, um unser Wachstum zu beschleunigen. Wir sind mitten in einer Finanzierungsrunde und haben attraktive Angebote von Investoren erhalten. Aus diesem Grund bitten wir um Verständnis dafür, dass wir aktuell keine Zahlen nennen können.
Welche Stellung kann Carmato künftig am Markt der Onlinefahrzeugbörsen einnehmen?
Sie werden es kaum glauben: Wir haben unseren Platz bereits gefunden. Auf den ersten Blick ist er nicht da, wo man ihn spontan erwarten würde – uns geht es nicht darum zu sagen, dass wir Platz fünf unter den Onlinefahrzeugbörsen belegen. Tatsächlich etablieren wir uns als Online-Technologiepartner von Handelsgruppen. Wir bieten Autohändlern die digitalen Möglichkeiten unserer Technologie in Form von White-Label-Lösungen zur Nutzung an, die diese in ihre Online-Auftritte integrieren können. Aktuell kann ich festhalten: Je größer der Handelspartner, desto größer das Interesse an uns. Denn immer mehr Hersteller bauen selbst E-Commerce-Plattformen auf. Oder es gibt Anbieter wie „Wirkaufendeinauto.de“, die als Wettbewerber zum klassischen Handel agieren. All dies sehen die großen Handelsgruppen als Quelle möglicher Umsatzverluste. Diesen Entwicklungen wollen sie technologisch mit eigenen Lösungen begegnen.
Das klingt so, als ob Sie eher Webtechnologie erstellen und dies Ihr Geschäftsfeld ist. Mit Carmato bauen Sie aber eine eigene Plattform auf. Wie passt das zusammen?
Der weitere Aufbau der Plattform läuft parallel. Künftig könnte es sich auch so entwickeln, dass diese stärker im B2B-Bereich positioniert ist. Uns ist klar, dass man Masse – das heißt: einen umfassenden Fahrzeugbestand – braucht, um für Nutzer attraktiv zu sein. Eine stark steigende Nachfrage verzeichnen wir auch für unsere Beratungsleistungen.
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