Abgasaffäre Winterkorn zahlt zweistelligen Millionenbetrag

Redakteur: Nick Luhmann

Der frühere Konzernchef und drei weitere Ex-Topmanager von Volkswagen zahlen wegen des Dieselthemas Rekord-Entschädigungen an Wolfsburg. Ein Großteil der Gesamtsumme übernehmen allerdings Versicherungen.

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Martin Winterkorn
Martin Winterkorn
(Foto: Volkswagen)

Laut einer abschließenden Einigung zahlen die ehemaligen Chefs beziehungsweise ihre Versicherungen insgesamt knapp 288 Millionen Euro für den Volkswagen entstandenen Schaden im Verlauf der Dieselaffäre. Dies hat der Hersteller am Mittwoch verlauten lassen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn persönlich zahlt 11,2 Millionen Euro. Ex-Audi-Chef Rupert Stadler soll selbst 4,1 Millionen Euro überweisen. Bei ihm und Winterkorn geht es um die Verletzung aktienrechtlicher Sorgfaltspflichten. Der frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz steuert zudem 1,5 Millionen Euro bei, der ehemalige Audi-Manager Stefan Knirsch 1 Million Euro.

Daneben gibt es zusätzliche Versicherungsleistungen, die weit über den privaten Beträgen liegen. Sie summieren sich nach Angaben aus Wolfsburg auf insgesamt 270 Millionen Euro. An den Verhandlungen waren neben den Anwälten der einstigen Manager mehr als 30 Spezialversicherer beteiligt.

Höchste Summe aller Zeiten

Sowohl die persönlichen Zahlungen als auch die versicherte Abdeckung ergäben „mit Abstand die höchste Summe, die ein solches Konsortium in Deutschland jemals auf den Tisch gelegt hat“, hieß es aus Kreisen der Unterhändler. Die Grundsatzentscheidung, Winterkorn und einige von dessen Kollegen nach der Abgasaffäre finanziell zur Mitverantwortung zu ziehen, war bereits Ende März gefallen. Nun liegen die Details vor.

Volkswagen hatte auch von Ex-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg Schadenersatz verlangt. Dieser sei aber „nicht zu einer Einigung bereit“, weshalb nun „gerichtliche Schritte“ gegen ihn vorbereitet werden sollen.

Einiges noch offen

Die vereinbarten Zahlungen, die außerhalb zivil- oder strafrechtlicher Prozesse besprochen wurden, könnten einen vorläufigen Schlusspunkt in der jahrelangen Aufarbeitung individueller Verantwortlichkeiten in der Abgasaffäre setzen. Die für den 22. Juli angesetzte Hauptversammlung muss die Beschlüsse noch billigen. Vor den Gerichten selbst sind in bereits laufenden oder in demnächst anstehenden Verfahren jedoch weitere Fragen zu klären.

Nach dem Auffliegen der Prüfstandserkennung an Dieselmotoren in den USA im Herbst 2015 kam es zu Verfahren rund um den Globus. Auch Strafjustiz und Verbraucherschützer befassten sich mit dem Ursprung der Affäre, der die Autoindustrie in eine Vertrauenskrise stürzte und Volkswagen bisher weit über 30 Milliarden Euro kostete.

Winterkorn hatte beteuert, sich vor Bekanntwerden der Vorwürfe stets nach bestem Wissen korrekt verhalten zu haben. Er habe „alles Erforderliche getan und nichts unterlassen, was dazu geführt hätte, den entstandenen Schaden zu vermeiden oder geringer zu halten“.

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