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Seat-Design: Norddeutsche Tiefebene statt Barcelona
Fangen wir mit dem Design an: Seat soll ja im Volkswagen-Konzern die Rolle der typisch südeuropäischen, also designorientierten und lebensfrohen Marke spielen. Doch stellt man den Leon neben den neuen Mazda 3, dann erinnert das Design eher an die niedersächsische Tiefebene im Spätherbst als an Barcelona im Sommer.
Der Mazda hingegen sieht für einen Kompaktklässler geradezu unverschämt gut aus; und ganz nebenbei zeigt er, wie wenig Stilelemente man für gutes Design braucht. Der Wagen holt seine Schönheit vor allem aus seiner Dachlinie; Sicken, Tornadolinien oder andere Spielereien hat er nicht nötig. Und dann dieses Rot! Allerdings findet sich der teure Effektlack wirklich nur außen – auf der beim Einsteigen sichtbaren B-Säule blickt der Kunde bereits auf eine Sparlackierung.
Allerdings muss man auch sagen, dass das Verhältnis zwischen Blech und Glas eher einem Supersportwagen als einem regulären Kompaktklässler gleicht. Vor allem die Übersicht nach hinten scheint für Automobildesigner keine Rolle mehr zu spielen. „Es gibt doch Kameras und eine Bird-View-Ansicht!“ Trotzdem möchte man beim Rückwärtsfahren nicht nur in eine schwarze Höhle schauen – die Übersichtlichkeit ist beim Seat Leon eindeutig besser.
Der Mazda ist außen groß und innen klein
Das gleiche gilt für die Raumökonomie. Für seine generöse Außenlänge von 4,46 Metern ist der Mazda innen geradezu eng. „Grandiose Platzverschwendung!“, fasste es ein Kollege treffend zusammen. Auch der Kofferraum ist mit maximal 1.026 Litern deutlich kleiner als beim kompakteren Seat. Der bringt auf 4,28 Metern Außenlänge nicht nur die Passagiere bequemer unter, sondern schluckt auch bis zu 1.280 Liter Gepäck.
Straff gefedert sind beide, und sie werden ihrem sportlichen Image auch beim Fahrverhalten durchaus gerecht: Mit exakter Lenkung und geringer Seitenneigung lassen sich die Fahrzeuge spielerisch über kurvenreiche Strecken treiben.
Beide haben noch Knöpfe im Cockpit
Im Innenraum besticht der Japaner ebenso wie außen durch ein sportlich-reduziertes Design, das man einfach gerne anschaut. Das Infotainmentsystem lässt sich über einen Drehdrücksteller bedienen, was nach etwas Eingewöhnung ganz gut klappt. Allerdings nervte der Testwagen mit lästigen Elektronikfehlern, die auch nach einem kurzen Aufenthalt beim Händler nicht ganz ausgeräumt waren. Zwar funktionierte das komplett abgestürzte Navi danach wieder, die Verkehrszeichenerkennung jedoch zeigte die mit Abstand schlechteste Leistung aller bislang gefahrenen Testwagen. Die eingeblendeten Tempolimits reichten von 30 bis 200 Stundenkilometer – und das auf der Autobahn! Das Problem lässt sich mit einem Software-Update sicher lösen – aber bei einem Neuwagen sollte so etwas natürlich trotzdem nicht vorkommen.
Keine Überraschungen – weder positive noch negative – hat der Seat-Innenraum zu bieten. Die bereits seit 2012 gebaute Generation repräsentiert nicht mehr den neuesten Stand der Technik, aber das ist nicht nur von Nachteil: Exakt rastende Drehschalter für die Klimaanlage sind einfach besser als das neumodische Touchscreen-Gewische.
Fazit: Optisch kann der sieben Jahre alte Seat nicht mit dem nagelneuen, betörend schönen Mazda 3 mithalten. Doch dieser bezahlt für seine Linie mit funktionalen Einschränkungen bei Übersicht und Platzangebot. Und wer auf eine niedrige CO2-Emission Wert legt, sich aber kein Elektroauto kaufen will oder kann, der ist mit dem Erdgasfahrzeug besser bedient – zumal es auch in Sachen Schadstoffausstoß (Partikel, NOx und CO) hervorragend abschneidet.
Datenblatt Mazda 3 und Seat Leon
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