Der Wirtschaftsfaktor Oldtimermarkt braucht Fachkräfte

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Hier muss ich aber Einspruch einlegen. Der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker fehlen auch praktische Inhalte, die den Kfz-Mechanikern und Kfz-Elektrikern noch beigebracht wurden. Wie sollen künftige Restauratoren Konzepte für Restaurierungen erarbeiten, wenn sie die hierfür nötigen Arbeitsverfahren gar nicht kennen?

Richtig, in unserer Ausbildung kommen manche Arbeitsverfahren nicht mehr vor. Das bedeutet, dass die fehlenden Kenntnisse und Fähigkeiten über Seminare, beispielsweise bei der TAK, kompensiert werden müssen. Je nach Bedarf können wir weitere Angebote machen. Ich denke, das wird die Praxis zeigen. Es wird kein Meister zum Restaurator werden, der nicht schon viele Jahre seines Arbeitslebens mit Oldtimern zu tun hat.

Können Sie bereits konkrete Aussagen zu Starttermin, Ende der Einschreibung und Kontaktdaten treffen? Wo wird die Weiterbildung stattfinden?

Zu allen Punkten: Nein, das kann ich noch nicht sagen. Wir beginnen gerade damit, die Inhalte der spezifischen Qualifikation zu definieren. Wenn die Verordnung dann Ende des Jahres kommt, werden wir so früh wie möglich mit der Umsetzung beginnen. Wir gehen nicht davon aus, dass jede Handwerkskammer die Fortbildung anbieten will oder kann. Wie genau das aussehen wird, kann ich im nächsten Jahr sagen.

Zu den Kosten der Weiterbildung: Welche Summe müssen die Teilnehmer investieren?

Die Kosten können wir erst errechnen, wenn wir genau sagen können, wie hoch der Aufwand alles in allem sein wird. Auch die Zahlungsmodalitäten sind noch völlig offen.

In der Schweiz erhalten Teilnehmer der Weiterbildung zum Fahrzeugrestaurator mit eidgenössischem Fachausweis 50 Prozent der Kosten vom Staat erstattet, sofern sie an der Prüfung teilnehmen. Ist eine vergleichbare Vorgehensweise auch für Deutschland denkbar?

In der Schweiz hat man zudem eine Stiftung gegründet, die die dortige Weiterbildung fördert und zum Teil finanziert. Bei uns wird es Fördermöglichkeiten vom Bund geben. Wie genau das aussehen wird, kann ich noch nicht sagen. Eine Stiftung in Deutschland analog zu der in der Schweiz, das wäre natürlich etwas ganz Tolles. Das bundesweite Stipendienprogramm zur beruflichen Fortbildung zum Restaurator im Handwerk, welches von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ins Leben gerufen wurde, soll Handwerkern die Chance geben, dieses besondere Arbeitsfeld in der Denkmalpflege zu erschließen und ihnen berufsbegleitend die Kompetenzen im Umgang mit historischen Materialien und Techniken sowie die Kenntnisse moderner denkmalgeeigneter Methoden zu vermitteln.

Zum Schluss ein weiterer Blick zurück: Die 2010 gestartete Zusatzausbildung für Kfz-Auszubildende zur Fachkraft für historische Fahrzeuge wurde 2016 eingestellt. Was war der Hintergrund? Warum kam diese Ausbildung nicht über die Pilotprojektphase hinaus? Wie viele Fachkräfte wurden an welchen Standorten ausgebildet?

Die Zusatzqualifikation in der Ausbildung war ein Branchenmodell. Das bedeutet, dass es keinerlei Förderung für zum Beispiel überbetriebliche Lehrgänge gab. Betriebe mussten ihre Auszubildenden für die zusätzlichen Stunden freistellen und dann auch die überbetrieblichen Lehrgänge selbst bezahlen. Das war letztlich der Grund, warum dieses Pilotprojekt nicht im gewünschten Umfang angenommen wurde. Insgesamt wurden in der Laufzeit des Pilotprojekts 160 Auszubildende qualifiziert. Nachfragen von Auszubildenden gab es viele, doch die Zusatzqualifikation war auf acht Standorte beschränkt. Der ZDK hat bei allen Standorten die Prüfungen abgenommen, was auch zu einem zeitlichen Problem wurde. Da wir nicht die nötige Anzahl an Auszubildenden hatten, um einen neuen Beruf zu etablieren – eben 260 pro Ausbildungsjahr –, hat der Berufsbildungsausschuss die Entscheidung getroffen, das Pilotprojekt einzustellen.

Manche Ausbildungsstandorte halten bis heute an dieser Ausbildung fest. Handelt es sich dabei wirklich auch um exakt denselben Abschluss? Und welche Zukunftsaussichten bestehen für diese Ausbildung?

Die Standorte sind alle dabei geblieben und werden, falls erforderlich, noch von uns unterstützt. Es handelt sich weitgehend um den gleichen Abschluss. Mittlerweile gibt es aber auch neue Standorte, die dieses Angebot an Berufsschulen und Bildungszentren umsetzen. Der ZDK unterstützt in der Anfangsphase mit Rat und Tat. Wie die Zukunftschancen sind, hängt natürlich auch vom generellen Interesse junger Menschen am Auto ab. Eine Prognose wäre Kaffeesatzleserei. Was ich allerdings sagen kann: Die Möglichkeit, sich bis hin zum/zur Geprüften Restaurator(in) im Kraftfahrzeugtechnischen Handwerk weiterbilden zu können, ist durchaus als weiterer Anreiz in der Ausbildung zu sehen.

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