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Dann zeigt er seinen Gästen stolz sogar den Ort, den man sonst in der Regel nur alleine besucht: die Toilette im Souterrain. Bei den meisten Bussen eine ebenso schmierige wie enge Stube, die man nur im höchsten Notfall aufsucht, ist der Sanitärbereich hier eine kleine Wellness-Oase mit Keramikmöbeln, Designerschränken, Schminkkommode und fließend warmem Wasser – auch da steht der Starliner einem Airbus in nichts nach.
Luxuriöser Fahrerarbeitsplatz
Selbst der Fahrer kommt bei den Umbauten nicht zu kurz: Er sitzt auf einem Komfortsessel und blickt auf ein Ambiente aus Lack und Leder, in dem selbst die Karbon-Leisten wie im Sportwagen nicht fehlen – selbst wenn sein Auto natürlich nicht ganz so dynamisch ist wie die Fahrzeuge von AMG & Co. Doch so ganz chancenlos wäre er im Autoquartett trotzdem nicht: Immerhin steckt im Heck des Busses ein 12,6 Liter großer Sechszylinder, der 505 PS leistet und gewaltige 2.300 Nm auf die Straße bringt: „Alles über 500 PS zählt zur Porsche-Liga unter den Busmotoren“, prahlt Kiess.
Der Bus, mit dem der Leister des Produktmarketings in der Regel auf Promotiontour geht, den er bei Messen als Ausstellungsfahrzeug auffährt oder als Anschauungsobjekt mit zu potentiellen Kunden nimmt, ist noch vergleichsweise zahm und züchtig ausgestattet. Zwar stecken auch in seinem Vorführwagen schon netto 200.000 Euro Umbaukosten drin, von denen allein 50.000 Euro in die Einbauküche geflossen sind. Doch weil er diesen Bus bisweilen auch an den Konzernvorstand in Wolfsburg ausleihen muss, hat sich Kiess bei der Konfiguration die ärgsten Extravaganzen verkniffen.
Aber es sind nicht nur Unternehmen wie der VW-Konzern oder Reisebüros mit besonders exquisiten Programmen, die das Individual-Team auf Trapp halten. „Im Gegenteil“, sagt Kiess und erzählt von arabischen Ölscheichs und russischen Oligarchen, osteuropäischen Staatspräsidenten und natürlich den Spitzenclubs des europäischen Fußballs, die zu seinen Kunden zählen.
Hier mal eine Massageliege, dort mal ein Konferenzabteil wie eine rollende Regierungszentrale, den Sternenhimmel an der Decke oder Tropenhölzer auf dem Boden, Schlafkabinen oder Badezimmer wie in First-Class-Flugzeugen – da konkurriert Kiess’ Truppe nicht mehr mit den Individualisierungssparten der Autohersteller, sondern sieht sich eher in der Welt der Yachtbauer. Das gilt allerdings auch für die Preise: „Denn wo es den normalen Starliner sonst für gut 450.000 Euro gibt, kommt man dann schon mal auf 1,5 Millionen Euro“, räumt der Manager ein.
Natürlich haben die Spezialisten bei all ihren Umbauten immer auch die Sicherheit im Sinn, achten auf Flammschutz, Crashverhalten und Fahrstabilität, weshalb sich zum Beispiel Whirlpools und Wasserbetten zumindest im fahrenden Bus von selbst verbieten. Doch wann immer die Sicherheit nicht tangiert ist, gibt es für die Ausbauten bei der längsten Limousinen der Welt nur ein Motto, sagt Kiess: „Geht nicht, gibt’s nicht.“
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