Daimler führt Smart gemeinsam mit Geely weiter

Autor / Redakteur: dpa/gr / Andreas Grimm

Die Zukunft von Smart ist gesichert, doch die Marke dürfte sich in den kommenden Jahren deutlich verändern. Mit Geely steigt ein Partner ein, der sich in den Bereichen Elektrifizierung und urbane Märkte gut auskennt.

(Bild: Daimler)

Daimler hat die Informationen über eine Neuausrichtung und einen Neustart der Kleinwagenmarke Smart bestätigt. Wie »kfz-betrieb« bereits gestern berichtete, gründet der Konzern ein Joint Venture mit seinem chinesischen Großaktionär Geely. Schon die nächste Generation des Kleinwagens soll in einer neuen, eigens von Geely für den Smart gebauten Fabrik in China produziert werden, teilten Daimler und Geely am Donnerstag mit. Die neuen Modelle sollen rein elektrisch fahren und ab 2022 auf den Markt kommen. Das 50:50-Gemeinschaftsunternehmen wird voraussichtlich bis Ende 2019 gegründet. Finanzielle Details wurden nicht bekannt.

Daimler bringt vor allem die Marke und auch das Konzept des Kleinwagens in das Gemeinschaftsunternehmen ein, Entwicklung und Produktion finden künftig bei Geely statt. Am bisherigen Smart-Produktionsort im französischen Hambach wird bis zur Markteinführung der neuen Modelle weiterhin der Smart Fortwo gefertigt. Parallel wird dort die Produktion der Kompaktwagen von Daimlers neuer Elektromarke EQ aufgebaut. In Novo Mesto in Slowenien entsteht weiterhin der Smart Forfour. Die Produktion wird derzeit auf das Facelift der aktuellen Smart-Generation vorbereitet, das noch in diesem Jahr in den Handel kommt.

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In Hambach arbeiten einem Sprecher zufolge rund 700 Menschen für Daimler. Hinzu kommen etwa 170 Beschäftigte in Vertrieb und Entwicklung bei Smart am Standort Böblingen. Wie viele Mitarbeiter das neue Joint Venture haben wird, ist bislang nicht bekannt.

Mit einem solchen Schritt war gerechnet worden. Bei Daimler hieß es zuletzt, man spreche mit potenziellen neuen Partnern für den Smart. Bislang war der Kleinwagen in Kooperation mit Renault gefertigt worden. Daimler ist gerade dabei, den Kleinwagen weltweit komplett auf Elektroantrieb umzustellen. Im vergangenen Jahr war der Gesamtabsatz der Marke um 4,6 Prozent auf 128.802 Fahrzeuge geschrumpft. In Deutschland sowie in Ballungszentren entwickelte sich der Absatz allerdings positiv.

Zetsche-Blog skizziert Zukunftsperspektiven

Daimler-Chef Dieter Zetsche schrieb in einem Blog-Eintrag, die Vereinbarung mit Geely sei „der Anfang eines neuen Kapitels in der Geschichte von Smart“. Die Marke stehe vor neuen Modellen, dem Einstieg in neue Segmente und dem Aufbruch zu neuem Wachstum. Derartige Ziele hatte es immer wieder gegeben. Allein zum Start der Marke vor 20 Jahren hatte Daimler das Ziel von 200.000 jährlichen Verkäufen ausgegeben – so viele Autos könnten jährlich in Hambach gefertigt werden. Frühere Versuche, das Angebot auszubauen, waren wieder eingestellt worden. Zwischenzeitlich war nur der Zweisitzer erhältlich.

Zusammen mit Großaktionär Geely soll ein breiteres Angebot an Smart-Modellen nun Wirklichkeit werden. So sollen die Fahrzeuge auch in der nächsten Kompaktwagengröße – dem sogenannten B-Segment – angeboten werden. Das Aussehen wird weiter von Mercedes-Benz-Designer Gorden Wagener stammen, entwickelt wird das Fahrzeug aber bei Geely.

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Für beide Seiten wird die Marke Smart wohl auch zum Versuchslabor für die Entwicklung von Mobilität und vernetzten Services im urbanen Raum. Das gelte für die E-Mobilität ebenso wie die Konnektivität. Smarte Services wie die Paketzustellung im Kofferraum sollen laut Zetsche ebenso weitergedacht und weiterentwickelt werden wie das Carsharing.

Personelle Konstanz möglich, aber nicht sicher

Personell sollen die bisherigen Verantwortlichen aus Entwicklung, Vertrieb und Marketing im neuen Joint Venture weiterarbeiten „oder mit ihrem Know-how andere Aufgaben in unserem Konzern übernehmen“, schreibt Zetsche in dem Blog-Eintrag. Dies gelte insbesondere für Smart-Chefin Katrin Adt, unter deren Regie die gesamte Transformation von smart in den letzten Monaten vorangetrieben wurde.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen hält den Schritt für richtig. „Dann kommt Daimler mit dem Elektro-Smart nach China und hat mit Geely eine zweite große Verkaufsorganisation“, sagt er. Der Schritt zeige auch, dass Geely-Gründer Li Shufu ein Manager sei, der mit Kooperationen alle seine Beteiligungen versuche, erfolgreich zu machen.

Der chinesische Autobauer, zu dem schon Volvo gehört, war Anfang 2018 mit 9,7 Prozent bei Daimler eingestiegen. Im Oktober vereinbarten beide Seiten die Zusammenarbeit bei Fahrtenvermittlungen im Luxussegment in China. Auch dafür gründen die beiden Konzerne ein Gemeinschaftsunternehmen.

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