Illegale Reifenentsorgung Umweltverschmutzung auf Kosten der Allgemeinheit: Initiative schlägt Alarm
Ausgesonderte Reifen in der Natur zu entsorgen, ist nicht nur ärgerlich, sondern auch umwelt- und gesundheitsschädlich und gilt in Deutschland als Umweltvergehen. Laut der Initiative ZARE häufen sich die Fälle unsachgemäßer Altreifenentsorgung deutschlandweit.

Derzeit ermittelt die Polizei in Horn-Bad Meinberg im Kreis Lippe: Hier wurden im Naturschutzgebiet Beller Wald 600 alte Autoreifen abgelegt. Die unbekannten Täter gingen offensichtlich nach Plan vor: Ende April fuhren die Täter zweimal mit einem Schlepper in den Wald, um ihre Ladung loszuwerden. Da die Reifen brüchig und mit Moos überzogen waren, wurden sie vor ihrer Entsorgung allem Anschein nach bereits einige Zeit im Freien gelagert.
Jetzt ist es unfreiwillige Aufgabe der Stadt Horn-Bad Meinberg, sich der Sache anzunehmen und die Reifen fachgerecht zu entsorgen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf mindestens 3.000 Euro, finanziert vom Steuerzahler. Abgesehen von diesem Fall klagt die Stadt in Nordrhein-Westfalen über circa 800 illegal entsorgte Reifen pro Jahr – Prognose steigend, warnt Christina Guth. Als Netzwerkkoordinatorin der Initiative für Zertifizierte Altreifen-Entsorger (ZARE) arbeitet sie an der Dokumentation illegaler Reifenentsorgungen in Deutschland.
Der Appell von ZARE an alle Autofahrer und Fachhändler: Altreifen nur bei zertifizierten Entsorgungsunternehmen abgeben, denn nur die haben das Know-how für eine fachgerechte Sortierung und die Verwertungsmaßnahme im nächsten Schritt. Je nach Zustand können die Reifen runderneuert, als Gebrauchtreifen exportiert oder möglichst umfassend recycelt werden, sodass schlussendlich weniger Abfall entsteht.
Wer kümmert sich?
Da Reifen nicht abbaubar sind und bei fahrlässiger Entsorgung zu einer Verschmutzung des Bodens, erhöhter Brandgefahr sowie zu Wasseransammlungen, in denen sich Schädlinge vermehren, führen können, sind illegale Reifendeponien seit 2003 strafbar in Deutschland. Leider bleiben die Übeltäter meist unentdeckt und entgehen so ihren Bußgeldern.
Mit der Initiative ZARE haben sich 19 Unternehmen zusammengeschlossen, die im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V. (BRV) tätig sind. Mit 17 zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben unter ihnen wollen sie Bewusstsein schaffen und forcieren für die Notwendigkeit fachgerechter Altreifenentsorgung. Mit ihren Partnern, darunter beispielsweise die Allgemeine Gummiwertstoff und Reifenhandels GmbH, ist ZARE 26 Mal in Deutschland und den Niederlanden vertreten. Um sicherzustellen, dass ihre Altreifen ordnungsgemäß entsorgt werden, haben Unternehmen die Möglichkeit, über die ZARE-Website zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe mit der Verwertung ihrer Reifen zu beauftragen.
In diesem Fall erstattete die Stadt Horn-Bad Meinberg Strafanzeige gegen unbekannt. Für die Kosten einer fachgerechten Entsorgung muss der Steuerzahler aufkommen. Obwohl sich die Fälle im Umkreis häufen, haben die Behörden hier noch kein einheitliches System etabliert. Doch auch bundesweit gibt es weder ein Register, in das diese Vorfälle mit aufgenommen werden, noch einen einheitlichen Leitfaden zum Vorgehen hinsichtlich dieser Problematik.
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