Weder Young- noch Oldtimer: der Everytimer

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Eigentlich ein ganz normales Auto

Nein, das Käs-Duo wollte ein Auto haben, das optisch an ihre Ikone erinnert, mehr aber auch nicht. Es sollte keine verunglückte Eins-zu-eins-Kopie werden, und vor allem sollte es sämtliche Annehmlichkeiten bieten, über die ein modernes Gefährt nunmal verfügt. Zu allem Überfluss sollte es auch noch bezahlbar sein. Genau das alles leistet der ETA 02, denn er basiert auf einem modernen Ausgangsprodukt, genauer gesagt der BMW-1er-Reihe bzw. dem 1er Cabrio (E87). Und genau das ist der ETA 02.

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„Wir verändern weder struktur- noch zulassungstechnisch etwas an dem Wagen. Auch in die Elektronik, sprich in die Datenbussysteme des 1er, greifen wir nicht ein.“ Einzige Ausnahme, wenn man so will, ist die Adaption der Beleuchtung. „Doch sowohl die exklusiv für uns gefertigten Bi-Xenon-Scheinwerfer als auch die Rück- und alle anderen Leuchten sind so eingebunden, dass alles zu 100 Prozent funktioniert, Störungen ausgeschlossen!“, versichert der Vater. Apropos Beleuchtung: Die vorderen Blinker sind das einzige echte „alte“ Teil des ETA 02 – sie stammen vom historischen Vorbild.

„Der Wagen ist nach wie vor ein 1er, und jede BMW-Werkstatt kann wie gewohnt jede Arbeit an ihm ausführen, von solchen an sichtbaren Karosserieteilen einmal abgesehen“, klärt Sohn Michael auf. Genau hierin, und eben nur hierin, unterscheidet sich ihr Auto von der eigentlichen Basis. Bis es allerdings soweit war, brauchte es jede Menge Zeit, Hirnschmalz und Geld – und manch ein Feierabendbier. Denn „mal eben so“ konnten und wollten Vater und Sohn ihre Stilikone nicht ins Hier und Jetzt transformieren. Sämtliche Umbauarbeiten wollten sie auf hohem bzw. höchstem Niveau ausgeführt wissen. Schließlich soll der Wagen „wie aus einem Guss“ wirken und nicht zusammengeschustert.

Genau deshalb verfügt der neue 02 über ein solides Front- und Heckend aus gelaserten Blechsegmenten, die für die entsprechenden Proportionen gemäß dem Vorbild sorgen und die Karosseriepartien aufnehmen. Die bestehen aus GFK – Blechteile wären bei den geringen Stückzahlen kostenmäßig nicht darstellbar. Doch straft die beeindruckende Verarbeitungsqualität all jene Lügen, die bei Glasfaserkomponenten von schludrig hergestellten „Billigteilen“ sprechen. Alles macht einen sehr hochwertigen Eindruck, obwohl es sich bei dem hier gezeigten Fahrzeug noch um ein „Vorserienmodell“ handelt.

Drei Mal in die Lehre gegangen

Hier zahlt sich die Schule aus, die Sohn Michael in Sachen Automobiltechnik absolvierte. Nach einer Lehre als Kfz-Mechatroniker – selbstverständlich bei BMW – folgte bereits mit 19 Jahren der Meister. Anschließend ging‘s zu Porsche-Guru Ruf. „Da habe ich im Karosseriebau dann meine zweite Lehre gemacht“, erzählt Michael Käs. Die umfasste nicht nur den handwerklichen Umgang mit verschiedensten Materialien, sondern auch die Bereiche Planung und Konstruktion – Stichwort CAD. Als wäre das noch nicht genug, setzte er dann beim BMW-Tuning-Gott Alpina seine, Zitat, „dritte Lehre“ obendrauf. Dieses Mal in Sachen Motorenbau.

Derart qualifiziert und motiviert gingen Vater und Sohn vor fünf Jahren ihr Projekt „neuer 02“ an – stets nach Feierabend, versteht sich. Eigentlich sollte es eine Limousine werden. Doch dafür waren die zulassungstechnischen Herausforderungen ungleich höher. Und ein Cabrio ist sowieso viel schöner, oder?

Woraus das Autobauerduo keinen Hehl macht: Neben den eigenen Talenten waren es auch die eines professionellen Entwicklungsdienstleisters, die dafür sorgten, dass der ETA 02 derart solide und wertig daherkommt. Die Komponenten fertigt ein Unternehmen, das unter anderem für Tuninggrößen wie Abt tätig ist.

Ebenso verpflichtend wie das Reinheitsgebot: Von Anfang an banden die Käs‘ eine bekannte Einrichtung mit ebenfalls drei Buchstaben in ihr Projekt ein. Denn selbst wenn die Struktur des 1er BMW erhalten bleibt: Was passiert in Sachen passive Sicherheit, Stichwort Fußgängerschutz, bei einer völlig veränderten Front? Eben! Beim Everytimer erfüllen berechnete Crashtests entsprechende Vorschriften. Diese und alle anderen Eigenschaften machen ihn zu einem ganz besonderen Wagen. Sicher zu einem, der nicht jedermanns Geschmack ist. Denn das ist wie bei einem Weizen: Dem einem schmeckt‘s, der andere trinkt „echtes“ Bier.

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