Auto Zentrum Nord: Nicht von der Stange
Ein Gelände in B-Lage hinter der Automeile vor der Stadt, Betonplatte mit Schnellbauhalle (innen praktisch, außen beliebig) – genau das wollten Rico Oelsch und Kerstin Rinner für ihr Auto Zentrum Nord in Chemnitz nicht haben.

Behutsam schiebt der Mechaniker das Endoskop ein Stückchen tiefer in den Brennraum des roten VW Golf. Gestochen scharf zeigt der Bildschirm bald die Ursache der unklaren Fehlereinträge im Bordcomputer: ein dick verkoktes Einlassventil. Auf der Bühne nebenan schwebt ein Transporter über einem kubikmetergroßen Gewirr aus Alu und Stahl, Schläuche und Kabel winden sich nach allen Seiten wie dicke schwarze Schlangen. „Motorschaden“, meint der Meister lakonisch. „Aber den kriegen wir schon wieder hin.“
Ein kurzer Rundblick in der Werkstatt des Auto Zentrum Nord in Chemnitz zeigt bereits deutlich: Hier ist nichts alltäglich. Ein großes bodentiefes Fenster lässt weit blicken; durch die anderen Fenster sieht man direkt in Bäume – das AZN ist zweigeschossig und schmiegt sich in das relativ steile Hanggrundstück an der Leipziger Straße. Dieses Zusammenspiel aus Bäumen, Weite und grünem Boden vermittelt das Gefühl, auf einer Wiese zu stehen
Eine Werkstatt für alle
80.000 Autos passieren täglich den Standort, an dem Geschäftsführer Rico Oelsch und Kerstin Rinner nach langer Standortsuche ein architektonisches Juwel errichtet haben – weit weg vom reinen Zweckgebäude. Markant hebt sich ein weißer Kubus mit riesigen Fenstern aus dem schwarzglänzend verblendeten Gebäudekörper. Man meint vor der Dependance einer exotischen Nobelmarke zu stehen. Doch kein Logo und keine Markensignalisation zerstört die kühle Formensprache des Gebäudes; und aus der Glasfront des Showrooms grüßen klassische Automobile. Ein Museum also? Nein – eine freie Werkstatt für alle Kunden, egal ob mit rostigem Fiesta oder glänzendem Cayenne.
Innen geht es zwanglos elegant weiter – von Schlips und Nadelstreifen weit und breit keine Spur. Eine große Lounge-Sitzgruppe lädt den Kunden nach der Auftragserstellung zum Verweilen ein. Echtholz und zwanglos drapierte Kunstwerke schaffen eine entspannte Wohlfühl-Atmosphäre.
Rico Oelsch ist kein Newcomer in der Chemnitzer Automobilbranche. Vor 20 Jahren eröffnete der gelernte Automobilkaufmann seinen damals reinen Automobilhandel – drei Autos standen vor dem Container im Hof einer fremden Werkstatt. Mittlerweile verkauft er 600 Gebrauchtwagen im Jahr, hat vor Jahren die Werkstatt übernommen und besitzt einen Zweitbetrieb für Nutzfahrzeuge mit Iveco- und Multicar-Servicevertrag.
Der Pkw-Betrieb wuchs konstant, schon bald wurde es am Ursprungsstandort zu eng. Oelsch erinnert sich: „Die Aufbereitung war 500 Meter weit weg, die Kundenräder waren in diversen Containern verstreut über das gesamte Betriebsgelände gelagert. Man kann so nicht effizient arbeiten, besonders nicht bei der Umbereifung.“ Den Lkw-Standort wollte Oelsch nicht verwässern, so suchte das Team lange nach einem Grundstück in zentraler Lage.
2013 war es so weit: Oelsch erwarb das Hanggelände an der stark befahrenen Einfallstraße. Sein Ziel war es, alle Dienstleistungen unter einem Dach anzubieten und gleichzeitig effiziente Arbeitsabläufe zu garantieren. Ein zweigeschossiges Werkstattgebäude aus der Feder von Kerstin Rinner erfüllt die hohen Ansprüche. „Architektur ist mein Hobby“, gibt Kerstin Rinner, sonst für das Marketing zuständig, lächelnd zu.
Durch das zentrale Treppenhaus erreicht man schnell jeden Winkel des Hauses. Im Untergeschoss fand neben dem Reifenlager vor allem die Karosserie- und Lackabteilung ein angemessenes Zuhause. „In Chemnitz gibt es keine auf Smart Repair spezialisierten Firmen“, erklärt Oelsch. Wir haben daher diesen Bereich als selbstständige Firma ausgegliedert und bieten deren Dienstleistungen inklusive Interieur-Instandsetzung auch anderen Autofirmen an. „Unser Innenraumspezialist ist an zwei Tagen sachsenweit unterwegs, sogar Ferrari in Dresden betreuen wir“, betont Oelsch stolz.
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