Opel: AVAG nimmt sich Stuttgart
Auto Staiger geht an die AVAG. Eine gute Nachricht für die 220 Angestellten. Für die Augsburger wird der schwierige Stuttgarter Markt eine echte Herausforderung.

Die Augsburger Autohandelsgruppe AVAG ist ab sofort neuer Eigentümer der Stuttgarter Staiger-Gruppe. Übernommen wurden alle sieben Standorte mit insgesamt 220 Mitarbeitern. Die Marke „Staiger“ soll weitergeführt werden – die Betriebe firmieren deshalb nun unter der neu gegründeten Autohaus Staiger GmbH. Alle Filialen sollen künftig die Marke Opel exklusiv vertreten.
„Es war uns sehr wichtig, dass eine starke Gruppe wie die AVAG zum Zug kommt“, sagte der bisherige Geschäftsführer Paul Schäfer im Gespräch mit »kfz-betrieb«. „Das garantiert den Mitarbeitern eine sichere Zukunft, unabhängig von den konjunkturellen Schwankungen im automobilen Geschäft.“ Der Händler ist froh, dass nun eine jahrelange Phase der Unsicherheit für die Angestellten des Traditionsbetriebs zuende geht. Denn seit nunmehr fast drei Jahren steht die Gruppe schon zum Verkauf. Mit zahlreichen Interessenten waren Gespräche geführt worden, „aber nie hatte es ein Angebot für die gesamte Gruppe gegeben“, so Schäfer. Zudem hatte Opel teilweise in die Verhandlungen eingegriffen und Interessenten ausgebremst.
Nun stemmt die AVAG eine Komplettübernahme der Standorte in Stuttgart, Waiblingen, Esslingen, Leinfelden, Göppingen und Schwäbisch-Gmünd. Auch der firmeneigene Teilegroßhandel in der Stuttgarter Hafenbahnstraße gehört zum Deal. Die Leipziger Staiger-Filiale hatte die AVAG bereits zum 1. Juli übernommen.
„Wir planen jetzt mit Investitionen in siebenstelliger Höhe“, sagt der neue Staiger-Geschäftsführer Hans-Dieter Müller. Unter anderem würden Pläne für einen neuen Hauptstandort in der Region Stuttgart sowie weitere Filialen entwickelt. Bis dahin bleibt der Hauptbetrieb weiterhin in der Nordbahnhofstraße 25. Bislang war man davon ausgegangen, dass der Staiger-Stammsitz nur noch bis Ende des Jahres genutzt werden kann, da auf dem Betriebsgelände sowie umliegenden Grundstücken ein neues innerstädtisches Wohngebiet entstehen soll. Die Planungen hierfür haben sich aber inzwischen verzögert, so dass der Betrieb in der Nordbahnhofstraße noch mindestens bis Anfang 2016 weiterlaufen kann.
Keine Angst vor schwierigen Märkten
Die AVAG hat – zum Beispiel in München – bereits langjährige Erfahrung mit der Bearbeitung von Märkten, die durch aggressiv agierende Niederlassungen deutscher Fabrikate stark geprägt sind. Dass Opel nun Markenexklusivität für die Staiger-Standorte bei den Augsburgern durchsetzen konnte – die AVAG hat ein umfangreiches Fabrikatsportfolio – spricht für eine starke finanzielle Unterstützung des Deals durch Rüsselsheim; ein Opel-Sprecher wollte sich am Freitag hierzu nicht äußern. Denn eigentlich steht bei AVAG-Chef Roman Still aktuell eher das Thema Konsolidierung als Expansion auf der Agenda. Die Handelsgruppe hatte im vergangenen Jahr einen Absatzrückgang verzeichnen müssen und arbeitet an der Verbesserung der Renditesituation. Eine weitere Großaufgabe stellt der Wegfall des Chevrolet-Geschäfts dar – die AVAG war einer der größten Abnehmer der GM-Importeurstochter.
Roman Still begründete gegenüber »kfz-betrieb« die alleinige Ausrichtung auf Opel in Stuttgart auf Anfrage mit einem Kernpunkt der AVAG-Mehrmarkenstrategie – die konsequente Separierung der Marken – nicht nur in Richtung Kunde, sondern vor allem in der eigenen Organisationsstruktur. Zudem sei man der Meinung, „dass der Stuttgarter Markt durchaus noch Aufnahmefähigkeit für die Marke Opel hat.“
Die AVAG-Gruppe, die außer in Deutschland auch in Österreich, Kroatien, Polen und Ungarn aktiv ist, ist europaweit an 54 Autohäusern mit 137 Filialen beteiligt. Der Konzern setzte bei über 80.000 verkauften Fahrzeugen 2013 rund 1,3 Milliarden Euro um. Neben dem Stammfabrikat Opel vermarktet das Unternehmen Toyota/Lexus, Ford, Nissan, Honda, Subaru, Suzuki, Kia, Peugeot, Citroën, Fiat und Alfa Romeo.
Der seit 116 Jahren aktive Traditionsbetrieb Staiger gehörte in seiner Blütezeit lange zu den vier größten Opel-Händlern in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen mit etwa 280 Mitarbeitern noch rund 2.600 Neu- und 2.300 Gebrauchtwagen verkauft. Paul Staiger hatte den Betrieb 1898 als „Fahrrad-Detailgeschäft“ gegründet. 1900 übernahm er die Generalvertretung für Opel-Kraftfahrzeuge für das Königreich Württemberg-Hohenzollern. Ab 1920 entwickelte und fertigte Staiger sogar eigene Fahrzeuge – insgesamt verkaufte er 500 Modelle. 1929 eröffnete er den heutigen Stammsitz des Unternehmens in der Stuttgarter Nordbahnhofstraße. Paul Staiger verstarb 1943.
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