Automobiles Zukunftsforum Reichlich Aufträge, aber wenig Erträge im Karosseriehandwerk

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ZKF-Präsident Peter Börner malte bei der Jahreshauptversammlung seines Verbands ein düsteres Bild von der Lage der Branche. Hart ging der Funktionär mit Versicherern ins Gericht, die trotz Milliardengewinnen Werkstätten zwingen, sich Aufträge im Bieterverfahren zu sichern.

Illustre Gesellschaft beim Automobilen Zukunftsforum: (v. l.) Jeffrey Kilian, Sprecher freie Werkstätten im ZDK; Guido Kutschera, Vorsitzender der Geschäftsführung Dekra Automobil GmbH; Jürgen Karpinski, Präsident Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe; Peter Börner, Präsident Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik; Corina Reifenstein, Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, und ganz rechts Detlef Peter Grün, Bundesinnungsmeister Kfz-Gewerbe.
Illustre Gesellschaft beim Automobilen Zukunftsforum: (v. l.) Jeffrey Kilian, Sprecher freie Werkstätten im ZDK; Guido Kutschera, Vorsitzender der Geschäftsführung Dekra Automobil GmbH; Jürgen Karpinski, Präsident Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe; Peter Börner, Präsident Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik; Corina Reifenstein, Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, und ganz rechts Detlef Peter Grün, Bundesinnungsmeister Kfz-Gewerbe.
(Bild: Klasing)

Es war ein düsterer Abriss, den ZKF-Präsident Peter Börner seiner traditionellen Grundsatzrede im Vorfeld der Mitgliederversammlung, die im Rahmen des Automobilen Zukunftsforums am Lausitzring stattfand, vorausschickte: Lieferkettenunterbrechung, Preissteigerung, Inflation, Pandemie, Krieg in der Ukraine – alles Faktoren, die sich negativ auf die Geschäftsfähigkeit der ZKF-Mitgliedsbetriebe auswirken.

Trotzdem – das Handwerk brumme wie nie; nur halt das des Karosserie- und Fahrzeugbaus nicht. Es gebe zwar reichlich Aufträge, aber leider keine Erträge, führte Börner aus.

Der ZKF-Präsident befürchtet, dass die Preise für Öl, Strom und Gas um Faktoren steigen würden, die sich die Branche heute noch nicht vorstellen kann. Zudem seien die Fachkräftebeschaffung, Löhne, Nebenkosten, Investitionen in Weiterbildung und Ausstattung in der Summe Herausforderungen und Mehrkosten für die Betriebe. Das gelte insbesondere dann, wenn die Betriebe in der Schadenlenkung „verhaftet“ seien – hier finde der einzelne Betrieb keine wirkliche Partnerschaft. Hier beschrieb Börner eine Versicherung (Allianz), die einerseits 1,8 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern ausgewiesen hatte und gleichzeitig über das SPN-Netzwerk Schäden quasi im Bieterverfahren verteile.

Aber auch die anderen Schadenlenker und Versicherungsunternehmen belegte der ZKF-Präsident mit Kritik – beispielsweise bezüglich der kürzlich genannten Stundenersatzerhöhungen. Diese hätten einige Pressevertreter als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet – angesichts der gestiegenen Kosten seien die marginalen Stundensatzerhöhungen der Versicherer allerdings nicht erwähnenswert.

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Der ZKF habe einen Schwerpunkt auf das Thema „Exit-Strategie“ gelegt, mit der Frage: Gibt es Wege und Chancen außerhalb der Bindung an Schadenlenker und Versicherungen? „Und: Ja, wir glauben, die gibt es, und zwar reichlich, wie wir mit vielen Partnern und Beispielen von Betrieben in unseren Seminaren gezeigt haben“, erklärte Börner. Die Zügel der Schadenlenker und der großen Versicherungen bekomme man nicht mehr gelockert. „Wir sehen andere Handwerke und deren Art, mit der Marktwirtschaft und den steigenden Kosten umzugehen: Strom teurer = Stundensatz rauf; Benzin teurer = Anfahrtspauschale rauf; Lohnerhöhung = Stundensatz rauf; Lackmaterial teurer = Preise dafür hoch,“ zeigte Börner auf. Die Aufgabe des ZKF könne es nur sein, mit den Betrieben zusammen weitere Optionen zu entwickeln, die auf dem Weg der Wirtschaftlichkeit neue Perspektiven aufzeigen. „Als Berufs- und Wirtschaftsverband mit den vielfältigen Aufgaben in der Branche, in Berlin und Brüssel Politik zu machen, mit unseren Speerspitzen ZDK und ZDH und mit unseren Verbindungen in die Branche und zu den Entscheidern, das ist unsere Aufgabe,“ erklärte Börner. Dies geschehe im engen Schulterschluss mit den Autolackierern in der BFL, den Freien Werkstätten im ZDK und den Partnerwerkstattverbänden.

Besondere Ehre für Peter Börner und Jürgen Karpinski

Im Rahmen des Automobilen Zukunftsforums am Lausitzring lobte der Präsident des Deutschen Handwerks, Hans-Peter Wollseifer, ausdrücklich das Engagement des ZKF-Präsidenten Peter Börner und verlieh ihm die höchste Auszeichnung des Deutschen Handwerks, das Handwerkszeichen in Gold. Börner sei jederzeit im Einsatz für die Karosserie- und Fahrzeugbauer und würde seine Ziele mit Nachdruck verfolgen. Dabei hätte er auch stets die Mitarbeiter des ZKF im Blick, die ihn als „den besten Präsidenten eines Verbands“ bezeichnen, zitierte Wollseifer.

Auch der anwesende Präsident des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, Jürgen Karpinski, erhielt eine Auszeichnung: Peter Börner verlieh ihm den Ehrenmeistertitel Karosserie- und Fahrzeugbau. Damit ehrte Börner das Engagement des ZDK-Präsidenten bei der Annäherung der beiden Verbände, die immer mehr fühlbare Vorteile für die Branche bringe. Sichtlich gerührt wandte sich Karpinski an die Teilnehmer und fand insbesondere in Richtung der Schadensteuerer klare Worte: Es könne nicht sein, das irgendwelche „nicht arbeitenden“ Menschen dem Handwerker vorschrieben, was er zu verdienen habe. Was Karpinski genau sagte, lesen Sie demnächst in den Fachzeitschriften »kfz-betrieb« und »Fahrzeug+Karosserie«.

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