Viele Halter unterschätzen die tatsächlichen Autokosten

Von Andreas Grimm

Eine planbare monatliche Autokostenrate gilt im Gewerbekundengeschäft als wichtiges Verkaufsargument. Im Privatkundengeschäft wäre die „Total Cost of Ownership“ tödlich fürs Geschäft. Laut einer Studie würden dann viele Autobesitzer auf andere Verkehrsmittel umsteigen.

Bei der „Total Cost of Ownership“ liegen viele Fahrzeughalter daneben.
Bei der „Total Cost of Ownership“ liegen viele Fahrzeughalter daneben.
(Bild: / CC0)

Die Autobesitzer in Deutschland unterschätzen die Gesamtkosten ihres Fahrzeugs deutlich. Im Schnitt berechnen sie diese um durchschnittlich 221 Euro pro Monat zu niedrig, wie aus einem jüngst veröffentlichten Studienergebnis hervorgeht. Damit übersehen die Autofahrer ungefähr 50 Prozent der tatsächlichen monatlichen Kosten. An der Untersuchung beteiligt waren das Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), die Universität Mannheim und die Yale Universität.

Vielfach unterschätzt oder nicht berücksichtigt wird vor allem der Wertverlust des Fahrzeugs, insbesondere bei Neuwagen. Daneben setzen die Halter sogar die leicht feststellbaren Fixkosten wie Steuern und Versicherungen vielfach zu niedrig an, ebenso die Reparaturkosten. Einzig die Kraftstoffkosten gehen meist weitgehend korrekt in die Kostenkalkulation der Halter ein. Die Studie basiert auf den Schätzungen zu den monatlichen Pkw-Kosten von rund 5.500 Autobesitzern.

Manche Kostenverursacher werden von einem Teil der Befragten gar nicht berücksichtigt. Doch selbst jene Studienteilnehmer, die sämtliche Kostenfaktoren auf dem Schirm haben, schätzen deren Höhe immer noch um durchschnittlich 161 Euro pro Monat zu niedrig ein. Das sind rund 35 Prozent der tatsächlichen Kosten.

Mehr Transparenz könnte zu Umstieg auf Alternativen führen

Die zu niedrig angenommenen Kosten verzerren die Kosten-Nutzen-Rechnung des Fahrzeugbesitzes. Laut einer Hochrechnung der Forscher würde mehr Transparenz dazu führen, dass bis zu 37 Prozent der Deutschen auf einen Privatwagen verzichten. Damit könnten bis zu 17,6 Millionen Autos überflüssig werden. Im Gegenzug stiege die Nachfrage nach öffentlichen Verkehrsmitteln um etwa zehn Prozent, glauben die Forscher.

„Viele Verbraucher würden eher auf E-Autos oder ÖPNV setzen, wenn sie die wahren Kosten eines konventionellen Pkw stärker berücksichtigen würden“, folgert Mark Andor, RWI-Umweltökonom und Studienautor, aus den Ergebnissen. Die CO2-Emissionen würden in der Folge um 37 Millionen Tonnen pro Jahr sinken – das entspräche 23 Prozent der Emissionen aus dem Transportsektor, die in den letzten 20 Jahren quasi gleichgeblieben sind.

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