Diess VW-Stammwerk in Wolfsburg soll sich mit Tesla-Fabrik messen können

Von dpa |

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In Wolfsburg soll bald ein neues, von der ID-Familie unabhängiges E-Auto vom Band laufen. Doch Konzernchef Herbert Diess hat mit dem Stammwerk noch größere Pläne. Der Druck auf die Beschäftigten dürfte steigen.

Volkswagen-Chef Herbert Diess orientiert sich einmal mehr an Tesla.
Volkswagen-Chef Herbert Diess orientiert sich einmal mehr an Tesla.
(Bild: Volkswagen)

Volkswagen treibt die Entwicklung und Produktion eines eigenen Elektromodells für den Stammsitz Wolfsburg deutlich früher voran als zunächst geplant. Das von der anlaufenden ID-Familie weitgehend unabhängige, zentrale „E-Volumenmodell“ könnte ab etwa 2025 im Hauptwerk des Konzerns angesiedelt werden.

VW will dabei – ähnlich wie Audi, Porsche und Bentley mit ihrem „Tesla-Fighter“ für die Oberklasse in Hannover – Expertise aus mehreren Bereichen zusammenziehen. Die Planungen gelten auch aus Sicht des Betriebsrats als wichtiges Projekt für die Heimatstandorte des weltgrößten Autoherstellers.

Das Auto soll bereits auf dem Nachfolge-Baukasten des aktuellen Systems MEB basieren und könnte eine Stückzahl von mindestens 300.000 Einheiten pro Jahr erreichen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Volkswagen will so auch den US-Rivalen Tesla, der zunehmend auf etwas günstigere Fahrzeuge im Massengeschäft setzt, mit weiteren Elektromodellen angreifen. Dazu soll die zugehörige Produktionstechnik und -software optimiert werden, um deutlich kürzere Fertigungszeiten zu erreichen.

Der Konzern hatte das Vorhaben schon zu Beginn der Woche angedeutet. Am Montagabend beschlossen die Kontrolleure auf Druck von Vorstandschef Herbert Diess zunächst verschiedene Top-Personalien – es ging im Gegenzug aber auch um weitere Investitionen, bei deren frühzeitiger Beratung sich Betriebsratschef Bernd Osterloh offenbar durchsetzen konnte. Ursprünglich hatte das E-Modell für Wolfsburg erst bei der nächsten, langfristig ausgerichteten Investitionsrunde im kommenden Herbst besprochen werden sollen.

Das Vorziehen gilt als Zugeständnis an die Belegschaftsvertretung, die schon länger mehr Modelle für den Stammsitz fordert. Dieser war bei den bisherigen Plänen für einen mittelfristigen Komplettumbau in Richtung E-Mobilität wie in Zwickau, Emden oder Hannover sowie in einigen Auslandsfabriken noch leer ausgegangen.

„Der Konzernsitz Wolfsburg soll mittelfristig die richtungsweisende Fabrik für die hochautomatisierte Fertigung von Elektrofahrzeugen werden“, erklärte Volkswagen. „Dort soll das künftig führende Elektrofahrzeug der Marke Volkswagen Pkw auf der Grundlage hoch produktiver und auch in Bezug auf Kosten wettbewerbsfähiger Standortbedingungen gebaut werden.“

Kommt ein IT-Vorstand?

Bei einer Online-Veranstaltung mit Managern ging Diess Insidern zufolge außerdem näher auf die Überlegungen für eine künftige Kernrolle von Software und IT in der Konzernführung ein. „Wir glauben, dass wir uns in der IT auch noch verstärken müssen mit einem eigenen Vorstandsressort, mittelfristig“, sagte er nach Angaben aus dem Teilnehmerumfeld. „Da hoffe ich, dass wir im nächsten Jahr noch mal was präsentieren können."

Grundsätzlich gibt es auch diese Forderung schon länger. VW baut derzeit seine interne „Software-Organisation“ aus, Hauptziel ist eine Erhöhung des Anteils selbstprogrammierter Systeme für Autos und Anlagen. Der erste Chef der Sparte, Christian Senger, war jedoch im Sommer kurz nach dem Start der Einheit von Audi-Chef Markus Duesmann abgelöst worden. Senger leitet nun die Entwicklung des autonomen Fahrens, das bei den VW-Nutzfahrzeugen in Hannover angedockt ist.

Audi ist im Konzern unter anderem für das „Artemis“-Projekt zuständig, bei dem ein neues Bordnetz für Fahrzeuge der VW-Gruppe entwickelt wird. Auch das für Wolfsburg geplante E-Volumenmodell der Kernmarke könne später damit unterwegs sein, hieß es.

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