40 Jahre Jaguar XJ Coupé: Königliches Kätzchen
Vor 40 Jahren feierte das XJ-Coupé von Jaguar seine Premiere. Es war selten schön, aber nur von kurzer Dauer. Schon nach zwei Produktionsjahren wurde die edle Oberklasse abgelöst.
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Eine kometengleiche Karriere legte das Jaguar XJ Coupé hin, das mit seinem mächtigen 5,3-Liter-Zwölfzylinder sämtliche Konkurrenten seiner Zeit deklassierte. Sogar mit etwas bescheidenerem 4,2-Liter-Sechszylinder unter der Haube galten die 4,85 langen Hardtop-Coupés von 1973 bis 1977 als Inbegriff distinguierter Britishness.
Verspätet – die Bänder liefen nach der Publikumspremiere im September 1973 erst im Januar 1975 an – begann der Serienstart der zweitürigen XJ-Modelle. Das Konzept eines Hardtop-Coupés ohne B-Säulen und mit vorn und hinten voll versenkbaren, rahmenlosen Seitenfenstern erwies sich als problematisch. Die vorgesehenen Karosserieversteifungen genügten anfangs nicht und die Passungen der hinteren Scheiben stimmten nicht.
Edelsänfte mit V-12-Motor
Allerdings blieben laute Windgeräusche auch nach Beseitigung dieser Mängel ein Kennzeichen der Coupés. Beherrschendes Stilelement der Zweitürer war der filigrane und lichte Dachaufbau auf Basis der XJ-Limousinen mit stattlichem Radstand von 2,76 Metern. Hinzu kam ein modisches, schwarzes Vinyldach, das den Coupés die Optik eines geschlossenen Cabriolets verlieh und entscheidend für den Erfolg in Nordamerika war.
Nicht zu vergessen, die Motoren der Königsklasse. Konnte doch damals kein anderes viersitziges Coupé mit bis zu 211 kW/287 PS starkem 5,3-Liter-V12-Motor über den Hollywood Boulevard oder die New Yorker Fifth Avenue cruisen. Aufsehen erregte der XJ 5.3 C aber auch als erstes familientaugliches Zwölfzylindercoupé mit serienmäßiger Klimaanlage, eine Voraussetzung für die Exportoffensive nach Texas und in heiße Wüstenländer. Es blieb allerdings immer zu hoffen, dass das edle Triebwerk unter solchen Einsatzbedingungen keine thermischen Probleme bekam.
Zumal die schönen Zweitürer als „schnellstes Vinyldach der Welt“ mit manuellem Vierganggetriebe (optional gab es einen Dreigang-Automaten) an der 240 km/h-Marke kratzten. Dann allerdings leerten die Zwölfzylinder ihre gleich zwei Tanks schneller als mancherorts Tankstellen zu finden waren. 20,2 Liter Super pro 100 Kilometer versprach der Prospekt, von bis zu 36 Liter berichteten Vollgasfahrer. Andererseits kostete das Coupé mit 50.500 Mark in der Anschaffung nicht mehr als ein in der Leistung unterlegener Mercedes-Benz 450 SLC und deutlich weniger als vergleichbare Supercoupés wie Jensen Interceptor oder Bristol 411.
Traumcoupé aus Coventry
Wesentlich aufgeräumter als der von Leitungen und Schläuchen zugewachsene Zwölfender präsentierte sich der Sechszylinder unter der Motorhaube der Raubkatzen. 127 kW/172 PS genügten für ein beispiellos sattes maximales Drehmoment von 384 Nm. Das war sogar mehr als die Achtzylinder-Coupés von Mercedes-Benz boten und kaum weniger Drehmoment als beim XJ V12. Dazu kam ein vergleichsweise günstiger Benzinverbrauch von 14 bis 16 Liter auf 100 Kilometer, womit das XJ6 Coupé in zeitgenössischen Vergleichstests auch gegen die hubraumkleineren BMW 3.0 CS und BMW 630 CS bestehen konnte. Tatsächlich genügten dem 4,2-Liter-Reihensechser bei der gerade erst eingeführten Autobahn-Richtgeschwindigkeit von 130 km/h ganze 2.800 Touren zum ruhigen Dahingleiten.
Nach einer kurzen Produktionszeit von 1975 bis 1977 schickten die Unternehmensherren ihre edelste Oberklasse in den Ruhestand. Vielleicht um dem 1975 lancierten Sportcoupé XJS keine markeninterne Konkurrenz zu machen. Heute zählen die zweitürigen Jaguar und die Daimler zu den gesuchtesten Typen, was sich jedoch kaum auf die Preise auswirkte. Wenige Traumcoupés sind erschwinglicher als diese allerdings nicht immer ganz unkapriziösen Katzen aus Coventry.
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