50 Jahre Ford Taunus 12 M: Cardinal für Köln

Autor / Redakteur: sp-x / Dipl.-Päd. Gerd Steiler

Vor 50 Jahren kam die amerikanische Stufenhecklimousine Cardinal nach Köln. Dort begann der in den USA ungeliebte Fronttriebler entgegen aller Erwartungen als Taunus 12 M eine steile Karriere.

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Der Cardinal-Taunus bekam anfangs eine sehr magere Serienausstattung mit auf den Weg.
Der Cardinal-Taunus bekam anfangs eine sehr magere Serienausstattung mit auf den Weg.
(Foto: Ford)

Die amerikanische Limousine Cardinal wurde anfangs nicht ernst genommen, als der Mutterkonzern aus Dearborn ihn über den Atlantik in die Kölner Ford-Werke schickte. Der Name bezieht sich nicht auf einen kirchlichen Würdenträger, sondern auf eine Vogelart, die Insekten verspeist. Die Stufenhecklimousine mutierte in Deutschland vor genau einem halben Jahrhundert zum Taunus 12 M und wurde mit mutiger Technik zu einem erfolgreichen Käfer-Fresser.

Mit Frontantrieb und Vierzylinder-Motoren in V-Bauweise, vor allem aber mit der Devise „Viel Auto für wenig Geld“ brachte der stattliche 4,25 Meter messende 12 M frischen Wind in die kleine Klasse. Möglich machte dies auch die Entwicklung eines Baukasten-Systems mit bis dahin kaum gekannter Karosserievielfalt. So gab es den Taunus als zwei- und viertürige Limousine, in den Versionen Kombi, Kastenwagen und Lieferwagen, als Coupé und sogar als extravagantes Sport-Cabriolet durch den Karossier Deutsch. Als der Ford P4 im Sommer 1966 seinem Nachfolger P6 Platz machte, konstatierten die Statistiker über 680.000 verkaufte Einheiten.

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Umzug nach Köln

Gebaut werden sollte der Cardinal zuerst im Werk Louisville in Kentucky auf den nicht ausgelasteten Bändern des glücklosen Edsel. Dann kam es zum Strategiewechsel. Ford suchte nach einem günstigeren Produktionsstandort für den Cardinal und entschied sich dafür, Motoren und Getriebe aus Köln zu beziehen. Der Startschuss für die Errichtung eines neuen Werks am Rhein. Nur so glaubte man, den Preis des Wolfsburger Konkurrenten unterbieten zu können. Außerdem galt die Herkunft „Made in Germany“ als besonderes Gütesiegel im Kampf gegen den Käfer.

Auch gegen den in jener Zeit verbreiteten frühzeitigen Rosttod der Karosserie ergriff Ford erstmals effektive Vorsorgemaßnahmen. Als die Taunus-12-M-Produktion im Jahr 1963 in das neu errichtete belgische Werk Genk ausgelagert wurde, richtete Ford die erste europäische Anlage zur Elektrophorese-Lackierung ein. Eine Tauchbadlackierung, die die Rostschutz-Grundierung sogar in versteckte Karosseriewinkel schickte.

„Elchtest“ bestanden

Bestwerte anderer Art bot der sportliche Taunus 12 M TS, der Ende 1963 in Serie ging und 1965 zum Sieger der deutschen Rallyemeisterschaft wurde. Die besonders gut ausgestatteten serienmäßigen TS-Limousinen und das 1964 folgende TS-Coupé mit 55- bzw. 65-PS-Motor galten in der Fachpresse einstimmig als schnellste 1,5-Liter-Limousinen und Coupés mit Preisen unter 6.500 Mark.

Aber der Cardinal-Taunus musste sich auch massiver Kritik stellen. War es anfangs nur die magere Serienausstattung des 12 M ohne damals üblichen modisch-schicken Chromglanz, folgte wenig später schwerwiegende Vorwürfe einer neuen Verbraucher-Zeitschrift. Der 12 M drohte angeblich bei schneller Kurvenfahrt umzukippen – ein früher Vorläufer des Elchtests. Ford konnte jedoch nachweisen, dass nur ein kurveninneres Rad an Bodenkontakt verlor und keine Kippgefahr bestand. Gleichwohl überarbeiteten die Kölner im Mai 1964 das 12-M-Fahrwerk im Rahmen einer Modellpflege.

Kongenialer Nachfolger

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Taunus 12 M bereits den Zenit seiner Karriere erklommen, die Modellpalette umfasste sechs Karosserieversionen, es gab Motoren in drei Leistungsstufen und auch die Kritik mancher Kunden wegen Wassereinbrüchen im Kofferraum und fehlenden Feinschliffs in der Verarbeitung waren ausgeräumt. Beste Voraussetzungen für ein anhaltendes Hoch bei den Verkaufszahlen. Erst der Markstart des Opel Kadett B im Sommer 1965 und die allgemeine wirtschaftliche Rezession im Folgejahr führte zu einem nachhaltigen Absatzeinbruch. Aber da stand ja auch schon der Taunus 12 M /15 M (P6) in den Startlöchern – wieder mit V4-Motoren und Frontantrieb.

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