Zeitreise 70 Jahre japanische Jeeps: Gelände-Urgesteine für die Welt
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Sie sind die unverwüstlichen Allrad-Urgesteine, die jeden Winkel der Welt erobert haben: Das Trio aus Toyota Land Cruiser, Nissan Patrol und Mitsubishi Pajero entstand vor 70 Jahren. Die Gene stammen von einer anderen Ikone – dem Jeep.

Ihre Mission ist friedlich, sollen sie doch vor allem bei Hilfs- und Rettungsdiensten, als Expeditionsfahrzeuge oder Arbeitsgeräte zuverlässige Dienste leisten. Und trotzdem sind Toyota Land Cruiser, Nissan Patrol und Mitsubishi Pajero Kinder des Krieges. Denn die Wurzeln dieser drei bis heute in mehr als 17 Millionen Einheiten gebauten japanischen Offroad-Ikonen reichen zurück ins Jahr 1951, der Zeit des Korea-Kriegs, als die darin involvierten Amerikaner in kürzester Zeit Geländewagen für dieses Krisengebiet benötigten. Die Beschaffungsaufträge dafür gingen ins nahe gelegene Japan, wo Toyota und Nissan amerikanische Allrad-Transporter nachbauten und Mitsubishi den Weltkriegsveteranen Willys Jeep montierte.
Wenig später initiierten die Amerikaner in Japan eine „Nationale Polizeireserve“, die ein Hersteller aus Nippon ausrüsten sollte. Toyota beteiligte sich an der Ausschreibung mit dem Typ BJ als Vorläufer des Land Cruiser und Nissan mit dem Modell 4W60 als Vorbote des Patrol. Beide 4x4-Entwürfe konnten auf eine enge konzeptionelle Verwandtschaft zum Willys Jeep verweisen – und dennoch war Mitsubishi lachender Dritter im Bund der Bewerber, denn der bereits reproduzierte Original-Jeep gefiel Japans Behörden am besten. Es war die Initialzündung für eine fast 50 Jahre währende Produktion des Mitsubishi-Jeep und den 1982 eingeführten Mitsubishi Pajero, der Motorsport Geschichte schrieb. Dagegen eroberten die Geländegänger von Toyota und Nissan zuerst Südamerika und Afrika, wo sie sich auf Anhieb als robuste Alternative zu Jeep und Land Rover etablierten. Aber auch nach Europa und Nordamerika wagten sich die Offroader ab Ende der 1950er Jahre.
Los ging es 1957 in Los Angeles, wo die ersten Land Cruiser FJ 25 angelandet wurden, während parallel auf dem Pariser Salon auf dem Messestand von Prince Motors der bevorstehende Europa-Export des Nissan Patrol kommuniziert wurde. Noch wurden diese asiatischen Allrad-Pioniere von Fachwelt und westlichen Autobauern belächelt, aber Land Cruiser und Patrol avancierten schnell zu scharfen Speerspitzen eines starken Toyota- und Nissan-Produktportfolios, das schon Mitte der 1960er Schlagzeilen mit dem Tenor „Gelbe Gefahr“ erntete. Immerhin bot der seit 1958 nach Europa eingeführte Toyota Land Cruiser mit einem 92 kW/125 PS starkem 3,9-Liter-Benziner weit mehr Leistung als Jeep und Land Rover, gar nicht zu reden von Modellen wie dem DKW Munga, und das zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Modernität und Zuverlässigkeit trugen die 1960 eingeführten und nach dem Total-Quality-Prinzip gebauten Modelle Land Cruiser J4 und Patrol Serie 60 ebenfalls in den Genen, und so behaupteten sie sich in Nordamerika fünf Jahre als meistverkaufte japanische Autos.
Vielfalt bei Toyota und Nissan
Während die beiden Geländewagen von Toyota und Nissan bis in die 1980er mit einer beispiellosen Vielfalt von fast 30 Varianten jegliche Verwandtschaft mit dem frühen Willys-Jeep ablegten und in über 80 Ländern um die Pole Position in den Allrad-Verkaufscharts kämpften, vertraute Mitsubishi vorerst weiterhin auf die Talente und den Nimbus des amerikanischen Originals. Deshalb zeigte diese japanische Marke 1969 sogar einen geschrumpften Minica-Jeep fürs heimische Kei-Car-Segment, und auch der Pajero präsentierte sich später in einer Miniatur-Version für die Megacities des Inselreichs, während der große Pajero ab den 1980ern Wüstenrallyes wie die Paris-Dakar zu seinem Wohnzimmer machte und dort gegen den Nissan Patrol antrat.
Wer glaubt, erst der Range Rover habe 1970 Luxus und Langstreckenkomfort ins Segment der Kletterkünstler gebracht, sollte sich einmal den Land Cruiser J5 ansehen, mit dem Toyota schon drei Jahre früher einen 3,9-Liter-Sechszylinder-Station-Wagon einführte. Sogar als König der Landkreuzer feierten Fachjournalisten den 1980 nachfolgenden Land Cruiser J6. Sein Talent, stilvoll durch den Dreck zu reisen und anschließend die Autobahn zu stürmen, machte diesen Alleskönner der Oberklasse zum beliebten Bodyguard für Machthaber im mittleren Osten und für Promis wie James-Bond-Darsteller Roger Moore. Ein Konzept, das die Toyota J8 (ab 1990) und J10 (ab 1998, erstmals mit höheneinstellbarer Luftfederung) sowie J20 (seit 2010) aktualisierten.
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