Schiedsstellen im Kfz-Gewerbe Ärger gab es zuletzt vor allem nach Reparaturen und Wartungen

Von Nick Luhmann

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Die Coronakrise senkte auch die Anzahl der Auseinandersetzungen rund um Verkauf und Reparaturen. Die Kfz-Schiedsstellen zählten im Jahr 2020 fast ein Drittel weniger Anträge als noch 2019. Aber wenn es Streit gab, dann meist nach dem Werkstattbesuch.

Reparaturaufträge in der Kfz-Werkstatt bieten für Kunden die meisten Anlässe, die Kfz-Schiedsstelle einzuschalten.
Reparaturaufträge in der Kfz-Werkstatt bieten für Kunden die meisten Anlässe, die Kfz-Schiedsstelle einzuschalten.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Die knapp 100 Kfz-Schiedsstellen in Deutschland verzeichneten im vergangenen Jahr rund 5.900 Schlichtungsanträge. Das sind knapp 2.700 und damit fast ein Drittel weniger als 2019. „Der deutliche Rückgang ist vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Restriktionen im Kraftfahrzeuggewerbe zu erklären“, so ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz.

Obwohl die Kfz-Werkstätten im Lockdown geöffnet waren, ging die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung im gesamten Jahr 2020 um vier Prozentpunkte gegenüber 2019 zurück – mit zweistelligen Einbrüchen im März (-10 %) und April (-18 %). „Viele Menschen haben zunächst nicht notwendige Werkstatt-Aufträge storniert oder verschoben. Insofern gab es auch deutlich weniger Anlässe für eine Schlichtung“, sagt Koblitz.

Der Rückgang ist aus Sicht von Koblitz dennoch positiv zu bewerten: „Wenn die Kfz-Schiedsstellen weniger zu tun bekommen, spricht das auch für einwandfreies Kundenmanagement in den Betrieben.“

Fast alle Anträge (90,5 %) konnten im Vorverfahren und damit im direkten Austausch zwischen Schiedsstelle, Kunde und Kfz-Betrieb geregelt werden. Lediglich 562 Anträge (9,5 %) gelangten vor eine Schiedskommission. Davon endeten 181 Fälle (32,2 %) mit einem Vergleich. In 54 Fällen (9,6 %) entschied die Kommission für den Antragsteller, in 132 Fällen (23,5 %) gegen ihn.

Die restlichen 195 Verfahren (34,7 %) waren bis zum Jahresende 2020 noch nicht abgeschlossen gewesen. Die meisten Anträge (79,5 %) bezogen sich auf Reparatur und Wartung. Die Kunden bemängelten vor allem unsachgemäße Arbeit, nicht nachvollziehbare oder vermeintlich zu hohe Rechnungen sowie Arbeiten, die durchgeführt wurden, obwohl sie diese nicht in Auftrag gegeben hatten. Bei 20,5 % der Anträge an die Gebrauchtwagen-Schiedsstellen standen technische Fahrzeugmängel ganz oben auf der Liste, gefolgt von nicht benannten Unfallschäden.

Kfz-Schiedsstellen gibt es seit mehr als 50 Jahren

Der Geschäftssitz der Werkstatt oder des Autohauses ist ausschlaggebend für die jeweils zuständige Kfz-Schiedsstelle. Zu finden sind sie auf der Seite der Kfz-Schiedsstellen, gelistet nach Bundesländern. Dort kann sich der Kunde schriftlich oder telefonisch melden.

Rund 90 Prozent der Fälle regelt die Schiedsstelle ganz unbürokratisch ohne Verhandlung im Vorverfahren. Kommt es zum Schiedsverfahren, befassen sich je ein Vertreter des Kfz-Gewerbes und des ADAC sowie ein öffentlich bestellter und vereidigter Kfz-Sachverständiger der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) mit dem Fall.

Den Vorsitz der Schiedskommission führt ein zum Richteramt befähigter Jurist. Bei Streitigkeiten aus Reparaturaufträgen kommt der Sachverständige einer anerkannten Prüforganisation hinzu. Den kostenlosen Service der Streitbeilegung können alle Kunden nutzen, die einem Mitgliedsbetrieb der Kfz-Innung ihr Vertrauen schenken. Zu erkennen sind sie am blau-weißen Meisterschild. Die Kfz-Schiedsstellen gibt es seit mehr als 50 Jahren.

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