VDA-Präsidentin Hildegard Müller „Der digitale Direktvertrieb wird den traditionellen Handel nicht komplett ersetzen“

Von Yvonne Simon

Wie blickt die Autoindustrie auf die Zukunft des Autohandels in Zeiten des Direktvertriebs? Dazu äußerte sich VDA-Präsidentin Hildegard Müller im Rahmen der Präsentation des neuen DAT-Reports.

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VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
(Bild: Andre Laaks, RWE)

VDA-Präsidentin Hildegard Müller glaubt an die Zukunft des stationären Autohandels – in Kombination mit dem Digital- und Direktvertrieb seitens der Hersteller: „Der digitale Direktvertrieb wird den traditionellen Handel nicht komplett ersetzen“, erklärte sie im Rahmen der virtuellen Präsentation des DAT-Reports 2022.

Das Auto sei „kein einfaches Konsumgut, das man sich einfach schnell anschafft“, hob Müller hervor. Insofern sei die kompetente Beratung vor Ort ein Pfund, mit dem der Handel wuchern könne. Hinzu komme auch künftig der Bedarf an Service und Wartung. Gleichzeitig müsse sich etwas ändern. Die alte Welt fortzuführen und sich in Sicherheit zu wiegen, wäre falsch. Es sei nun an der Zeit, intensive Überlegungen anzustellen, wie man beide Seiten gut verzahnen könne, fordert Müller. „Dazu gehören auch Anreiz- und Vergütungsmodelle.“ Am Ende erziele derjenige den größten Erfolg, der den größten Kundennutzen stifte.

Müller teilte auf Nachfrage auch ihre persönlichen Erfahrungen im Autohaus. „Manchmal fährt man hektisch vor, und ich finde es immer wieder toll, wie schnell und unkompliziert da geholfen wird“, lobte die VDA-Präsidentin. Sie könne sich nicht vorstellen, dass sämtliche Kommunikation über Callcenter abgewickelt werde.

„Massive Investitionen“ in E-Fuels gefordert

Außerdem äußerte sich Müller bei der Präsentation zu verschiedenen Aspekten der Energie- und Antriebswende. Der Fokus der deutschen Autoindustrie liege im Pkw-Bereich klar auf der Elektromobilität, wiederholte sie, diese sei „in Summe aber nicht das Allheilmittel“. Man müsse alle technischen Möglichkeiten in Erwägung ziehen, beispielsweise Wasserstoff im Straßengüterverkehr.

Müller zeigte sich zudem überzeugt, dass Klimaneutralität des Verkehrs nicht ohne den Einsatz synthetischer Kraftstoffe zu erreichen sei. Auch 2030 seien voraussichtlich noch rund 30 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennerantrieb auf den deutschen Straßen unterwegs, die nur mit E-Fuels einen Beitrag zu den Klimazielen leisten könnten. „Wir müssen massiv in die Forschung und Entwicklung investieren“, forderte Müller. Es gehe nicht darum, den Verbrenner zu erhalten. „Aber ich kann mir kein Szenario vorstellen, in dem wir Autofahrern verbieten, ihre Fahrzeuge zu nutzen“, so Müller.

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