Digitalisierung im Handel: Kfz-Betriebe brauchen eine Strategie

Autor Jens Rehberg

Eine hochkarätig besetzte Tagung des Kfz-Verbands Saarland hat die akuten Brennpunktthemen der Branche diskutiert. Tenor: Der Wandel kommt schnell und ist nur mit einem geplanten Vorgehen zu meistern.

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Prof. Willi Diez sprach auf dem 1. Saarländischen Automobiltag über die Digitalisierung im Automobilhandel und die Folgen für die Betriebe.
Prof. Willi Diez sprach auf dem 1. Saarländischen Automobiltag über die Digitalisierung im Automobilhandel und die Folgen für die Betriebe.
(Bild: Rehberg / »kfz-betrieb«)

Angesichts einer hohen Marktsättigung, der bevorstehenden Elektrifizierung der Modellpaletten und neuer Mobilitäts- und Digitalisierungskonzepte sieht IFA-Chef Prof. Willi Diez dringenden Handlungsbedarf in den Autohäusern. Denn in der Folge seien steigender Preisdruck im Internet-Vertrieb, geringere Aftersales-Margen und höhere Investitionen in Sachkapital und Mitarbeiter absehbar, sagte der Branchenexperte am Dienstag in Saarbrücken.

Der digitale Wandel und die damit einhergehenden Herausforderungen und Perspektiven waren das Thema des 1. Saarländischen Automobiltages, zu dem die IHK Saarbrücken und der Saarländische Kfz-Verband am Dienstag eingeladen hatten. Rund 100 Teilnehmer aus der Branche folgten den Ausführungen der Redner über mögliche Zukunftsszenarien im Kfz-Gewerbe unter dem immer offensichtlicher werdenden Veränderungsdruck. „Wir wollen Orientierung geben in einer Phase wachsender Unsicherheit“, sagte der Geschäftsführer des Kfz-Landesverbandes, Niklas Burmester.

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Prof. Willi Diez indessen rät den Kfz-Betrieben, dringend die Bindung zu ihren Kunden zu intensivieren, um den genannten Einflüssen etwas entgegensetzen zu können. Durch mehr Dienstleistung, optimale Beratung und Problemlösungen im Detail müsse den Kunden der Wert des Autohauses verdeutlicht werden. Außerdem legte Diez den Händlern eine systematischere Marktausschöpfung durch das Bearbeiten neuer Geschäftsfelder ans Herz.

Zudem müsse man den Kunden innovative Verkaufserlebnisse bieten. Das reine Abstellen eines Ausstellungsfahrzeugs plus analogem Info-Display im Schauraum sei als Modellpräsentation nicht mehr zeitgemäß. Bei der Schilderung alternativer, aufwendiger Beleuchtungstechniken entstand jedoch hörbar Unruhe unter den Gästen, die im Zwischenruf gipfelte: „Und wer bezahlt das?“

Dass sich der Schauraum über kurz oder lang in einen „digitalen Erlebnisraum“ verwandeln wird, steht für Willi Diez dennoch außer Frage. Der Professor versicherte zudem: „Der E-Auto-Boom kommt ab 2020.“ Denn der Elektroantrieb werde sehr bald sehr viel billiger werden – parallel dazu verbreitere sich das Modellangebot stetig.

Einig waren sich die in Saarbrücken versammelten Experten, dass die Autohändler den laufenden und absehbaren Veränderungen energisch und zügig begegnen müssen. Verbandsgeschäftsführer Niklas Burmester und der Vorsitzende des Saarländischen Kfz-Verbands, Martin Bitsch, appellierten an die Anwesenden, eine individuelle Digitalstrategie für den eigenen Betrieb ganz oben auf die To-Do-Liste zu setzen. Ein Schwerpunkt sei dabei sicherlich die Weiterentwicklung der Autohaus-Homepage, so Niklas Burmester. „Schauen Sie sich um, welche Tools ihnen dabei helfen können.“

Zuvor hatte Prof. Gerrit Heinemann, Leiter des E-Web Research Centers der Hochschule Niederrhein unter anderem darauf hingewiesen, dass 85 Prozent der deutschen Händlerseiten nicht für mobile Endgeräte optimiert seien – „das bedeutet, Sie sind nicht da, wo Ihre Kunden sind.“

Auch Professor Diez forderte die Händlerbetriebe nachdrücklich auf, ihre digitale Kompetenz auszubauen. „Fangen Sie bei den einfachen Sachen an und verbessern Sie Ihre Lead-Prozesse“, so der IFA-Chef. In dieselbe Kerbe schlug Alexander Boy, Leiter Entwicklung Handelsleistung beim BMW-Vertrieb: „Fix the Basics – das ist essenziell.“

Mehr vom 1. Saarländischen Automobiltag lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben des »kfz-betrieb«.

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