Entwicklungsfahrt BMW 4er: Schnell getarnt
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Zwar ist der 3er beileibe kein Langweiler. Doch wenn BMW Limousine und Kombi im Herbst einen neuen 4er zur Seite stellt, soll das Coupé in Sachen Fahrdynamik neue Maßstäbe setzen. Darauf sind die Entwickler so stolz, dass sie sich bei ihrer Arbeit bereitwillig über die Schulter schauen lassen.

Decken, tarnen, täuschen – normalerweise müssen Peter Langen und seine Kollegen ihre Arbeit im Verborgenen tun. Schließlich sind sie als Entwickler bei BMW zumeist mit Prototypen unterwegs, die der Hersteller noch unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit halten will. Doch heute macht der Leiter der Fachbereichs Fahrdynamik in München eine Ausnahme und lässt sich bei der Arbeit am neuen 4er über die Schulter schauen.
Denn erstens braucht es keine hellseherischen Fähigkeiten, um ein Jahr nach der Premiere eines neuen 3ers so langsam auf einen neuen 4er zu warten. Und zweitens hat Langen eine Mission, die ihn in die Offensive treibt: Er will beweisen, dass der 4er nicht nur ein 3er mit weniger Türen ist, sondern einen ganz eigenen Charakter hat. Und zwar einen betont sportlichen.
Nicht dass es dem normalen 3er an Dynamik mangeln würde. Schon Limousine und Kombi halten in Zeiten, in denen es der Konkurrenz fast nur noch um Digitalisierung und Design geht, die Fackel der Fahrfreude trotzig in die Höhe. „Doch wir haben da noch einmal eine ordentliche Schippe draufgelegt“, sagt Langen.
Dafür haben er und seine Kollegen kräftig ins Konzept eingegriffen. Klar muss er mit den bekannten Bauteilen hantieren, weil sich BMW für etwa ein Viertel des 3er-Volumens natürlich keine eigene Plattform, keine eigenen Achsen und keine eigenen Antriebe erlauben kann. Doch hat Langen zumindest die Flexibilität der Baukästen ausgereizt und den 4er damit deutlich differenziert.
Er bekommt nicht nur einfach eine neue Abstimmung und einen anderen Software-Satz etwa für das elektronische Differential, für die adaptiven Dämpfer oder für die Lenkung. Unter anderem geht die Spur an der Hinterachse um gute zwei Zentimeter in die Breite, während vorne der Sturz zunimmt. Und auch die Versteifungen unter der Motorhaube sowie im Heck wird man bei Limousine und Kombi vergebens suchen. Und selbst die Designer haben ihm geholfen: Weil der 4er sechs Zentimeter flacher ist als der Dreier, sinkt der Schwerpunkt um zwei Zentimeter, was der Straßenlage ebenfalls dienlich ist.
Das Auto zwingt den Fahrer zum fahren
Das Ergebnis ist ein Auto, das den Fahrer förmlich zum Fahren zwingt. Wo man selbst im 3er bisweilen einfach nur transportiert werden will und deshalb eher lustlos ins Lenkrad greift, weckt der Vierer vom ersten Meter an die Lebensgeister und ermuntert zu mehr Engagement. „Und dabei geht es nicht um Geschwindigkeit oder Grenzerfahrungen“, sagt Langen. Das präzise Lenkgefühl, das direkte Ansprechen der Dämpfer und das enge Band zwischen Fahrbahn und Fahrzeug – das alles kann man schon bei niedrigem Tempo spüren. „Fahrdynamik ist keine Frage des Tempos“, doziert der Ingenieur, „dabei geht es vor allem um Genauigkeit, um Leichtigkeit und darum, sich gut aufgehoben zu fühlen.“
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