E-Mobilio „Es ist für Autohäuser zwingend nötig, Zusatzerlöse zu generieren“
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Mit frischem Kapital entwickelt E-Mobilio seine Plattform für die ganzheitliche Elektromobilitätsberatung weiter. Mitgründer und CEO Ralph Missy erläutert im Interview, was die Autohäuser erwartet und welche Herausforderungen er bei der Elektrifizierung im Handel sieht.

Jüngst hat sich E-Mobilio über eine neue Finanzierungsrunde frisches Kapital sichern können. Welche Pläne haben Sie?
Wir wollen vor allem personell wachsen: Aktuell gewinnen wir mit unserer White-Label-Lösung für E-Mobilität jede Woche im Schnitt eine Autohandelsgruppe als Neukunde. Daher erweitern wir unsere Kapazitäten. Zudem wollen wir auch neue Märkte erschließen: Ende 2022 werden wir unsere Fühler ins europäische Ausland ausstrecken und uns dann 2023 im großen Stil international aufstellen. Parallel dazu entwickeln wir unsere Plattform für Autohäuser stetig weiter: Im Lauf des Jahres kommt mit unserem Release 2.0 ein großer Schritt. Darüber hinaus verzeichnen wir auch aus anderen Branchen eine immer stärkere Nachfrage nach unserem E-Mobilitäts-Ökosystem, das unter anderem Wallboxen, Installation, Förderungen, THG-Quote, Fotovoltaik und Ökostrom-Wechselservice beinhaltet.
Was können die Betriebe erwarten?
Die rund 320 Partner mit circa 1.200 Autohausstandorten, die bereits mit unserer White-Label-Lösung arbeiten, sowie die mittlerweile knapp 60.000 digitalen Kaufberatungen, die bislang über unsere Plattform abgewickelt wurden, liefern uns wertvolle Hinweise über den Kundenbedarf und das Nutzerverhalten. Damit können wir unsere Plattform zielgerichtet am Kundennutzen weiterentwickeln und die Vorteile einer optimalen Kundenansprache an unsere Partner im Autohandel weitergeben. Wir wollen unseren Fokus darauf legen, die Komplexität des Kaufprozesses für Elektromobilität weiter zu reduzieren. Ein klassisches Beispiel dafür sind automatisierte Empfehlungen auf Basis von User-Profilen und unseres Matching-Algorithmus. Zudem wollen wir es dem Handel ermöglichen, auch seine elektrischen Bestandsfahrzeuge direkt zu verknüpfen und die passende Wallbox, Installation, etc. direkt mit zu vermarkten. Bereits realisiert haben wir einen Verkäufer-Log-in: Damit haben wir die technische Basis für eine Incentivierung der Automobilverkäufer geschaffen.
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Verkaufsberatung
E-Kompetenz per Mausklick
Wie gefragt ist Ihr Schulungsangebot für Automobilverkäufer?
Generell schulen wir im Rahmen der Auslieferung unserer White-Label-Lösung alle Nutzer. Doch das ist letztlich nur eine Initialzündung. Wir stellen gerade bei den großen Autohausgruppen fest, dass sie die Elektromobilitätskompetenz ihrer Verkäufer steigern möchten, folglich bauen wir unser Akademieangebot aus. Zuletzt haben wir die Verkäufer der Senger-Gruppe trainiert. Drei weitere große Autohausgruppen stehen in den Startlöchern.
Wie bewerten Sie die Bereitschaft der Verkäufer, Elektromobilitätsexperten zu werden?
Ich würde sagen, dass ein Drittel im Thema ist, ein Drittel begegnet der Elektromobilität ambivalent und ein Drittel würde sie am liebsten wieder abschaffen. Diese Abwehrmentalität ist vor allem bei den Marken zu spüren, die noch wenige E-Autos im Portfolio haben. Fest steht, dass es ein komplexer Change-Prozess ist, den der Autohandel aktuell durchläuft. Es gibt eine Personal-, eine Bereitschafts- und eine Kompetenzfacette. Ein Verkäufer muss ja gar nicht in der Lage sein, seinem Kunden ad hoc aus über 200 Wallboxen die für ihn perfekte Lösung zu nennen – dafür liefern wir ihm mit der White-Label-Lösung das nötige Werkzeug. Aber es ist wichtig, dass er die Bereitschaft mitbringt, den Kunden ganzheitlich zu beraten und dass er im Idealfall selbst gerne am Steuer eines E-Autos sitzt.
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Kooperation mit E-Mobilio
Toyota startet digitale E-Mobilitätsberatung
Kann ein Händler mit dem „Ökosystem Elektromobilität“ attraktive Erträge generieren?
Wir sehen, dass das gelingt. Schließlich ist das E-Fahrzeug im Ökosystem Elektromobilität der emotionale Trigger der Kaufentscheidung. Autohäuser sind insofern die perfekte erste Anlaufstelle für Kunden, die sich für den E-Mobility-Kosmos interessieren. Wenn man bedenkt, dass die Serviceerträge im Zuge der Elektrifizierung sinken werden, ist es auch zwingend nötig, jenseits der Fahrzeuge selbst Zusatzerlöse zu generieren. Wir sind überzeugt, dass unser Weg sehr partnerschaftlich ist und dem Autohaus attraktive Ertragschancen bietet: Mit unserer White-Label-Lösung befreien wir Autohäuser von administrativen Aufgaben, beteiligen sie zur Hälfte an unseren Margen und steigern zusätzlich noch die E-Mobility-Kompetenz. Und in Kürze werden wir den Autohäusern noch weitere, zusätzliche Ertragschancen im Ökosystem Elektromobilität bieten.
Wie entwickelt sich in Zeiten von Energiekrise und Lieferengpässen die Kundennachfrage nach Wallboxen und Fotovoltaikanlagen?
Wir stellen auf unseren Plattformen ein enorm gestiegenes Interesse an E-Autos, Wallboxen und Fotovoltaikanlagen fest. Die Energiekrise dient dabei genauso wie das wachsende Modellangebot ganz klar als Beschleuniger. Kontraproduktiv und aus meiner Sicht verantwortungslos ist allerdings, dass die Bundesregierung die Förderungen auf- und wieder zudreht wie einen Wasserhahn. Etwas mehr Konstanz wäre sinnvoll, um den Interessenten Sicherheit bei ihrer Kaufentscheidung zu geben. Belastend sind natürlich auch die aktuellen Lieferengpässe bei den E-Autos wie auch bei den Fotovoltaikanlagen.
Wie hoch ist der Anteil der Kunden, die sich bei E-Mobilio für eine Fotovoltaikanlage interessieren?
Aktuell planen 14 Prozent, sich in den nächsten drei bis sechs Monaten eine Fotovoltaikanlage anzuschaffen – Tendenz weiter steigend.
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