»kfz-betrieb« Auto-Check: Kia Proceed GT

Autor Ottmar Holz

Schön, schnell, Stauraum: Es ist schwer, diese drei S-Eigenschaften ins Blech eines einzigen Autos zu pressen. Die Ingenieure von Kia haben das fast Unmögliche probiert – und ein beeindruckendes Stück Technik geschaffen.

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Einen nicht alltäglichen Akzent setzten die Designer des Proceed mit den bodennahen, roten Zierleisten an Frontschürze und Schwellern.
Einen nicht alltäglichen Akzent setzten die Designer des Proceed mit den bodennahen, roten Zierleisten an Frontschürze und Schwellern.
(Bild: Holz/»kfz-betrieb«)

Doch, doch, es gibt sie noch, die sportiven Flachmänner im Zeitalter des SUV-Wahns. Ein optisch ganz besonders gelungenes Exemplar hat Kias Designteam mit dem Proceed GT auf die 18-Zoll-Räder gestellt. Die Koreaner nahmen sich dabei ganz offensichtlich den Mercedes CLA Shooting Brake zum Vorbild. Die Mischung aus Kombi und sportlichem Coupé zielt auf ambitionierte Fahrer mit gutem Geschmack, denen ein SUV zu klobig, ein Kombi zu dröge und ein Coupé zu klein ist.

Angenehme Haptik

Der Proceed GT kauert mit nur 1,42 Metern Höhe geduckt auf dem Asphalt, trotzdem gelingt das Einsteigen auch großen Menschen ohne Wirbelsäulenakrobatik. Rückenfreundlich zeigen sich auch auf langen Strecken die bequemen Ledersitze, die dennoch für guten Seitenhalt sorgen. Wer vorne sitzt, darf sich über ein großzügiges Platzangebot freuen, auf der Rückbank sieht es dagegen anders aus: Ab 1,70 Meter Körpergröße fordert die abfallende Dachlinie ihren Tribut. Alle Bedienelemente sitzen, wo man sie erwartet, die roten Absteppnähte setzen gekonnt sportive Akzente für das umherschweifende Auge. Der Kofferraum ist vom Volumen her einer der größten seiner Klasse, doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Die nutzbare Höhe bis zur Laderaumabdeckung ist recht gering. Egal – für zwei Golfbags oder sechs Kisten Bier reicht es dicke, und die niedrige Ladekante erfreut die Bandscheiben des Beladenden.

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Flott und komfortabel

Der beherzte Tritt aufs sportliche Alu-Style-Gaspedal versinkt zunächst in einem gähnenden Turboloch. Nach einer sehr ausführlichen Gedenksekunde (oder besser Angstsekunde beim Einbiegen aus dem Stand in belebte Bundesstraßen) schaufelt es der Turbolader eifrig mit viel Kraftstoff zu – und versetzt den Proceed GT in vehemente Vorwärtsbewegung. Ganz ähnlich gestaltet sich das Überholen auf Landstraßen, hier flankiert noch eine wilde Rückschaltorgie des Doppelkupplungsgetriebes den Beschleunigungsversuch. Daran ändert auch der Sportmodus nur wenig. Immerhin wuchten die zwangsbeatmeten Kolben dann doch 204 PS und 265 Nm auf die Kurbelwelle – und schieben den Proceed GT in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 und bis zu 225 km/h schnell über die Autobahn.

Dort präsentiert sich der schnelle Koreaner trotz Sportauspuffanlage nicht nur erstaunlich leise, sondern unterstreicht mit dem ungemein bequemen Gestühl den Anspruch, eine sportive und trotzdem komfortable Langstreckenlimousine zu sein. Dazu trägt auch das glänzend abgestimmte Fahrwerk ein (un-)gerüttelt Maß bei: Die schicken 18-Zöller rollen trotz straffer Stoßdämpfer recht unaufgeregt über Querwellen und Gullydeckel. Kia-Performance-Chef Albert Biermann, der früher bei BMW M-Technik arbeitete, hat hier ganze Arbeit geleistet.

Der adaptive Abstandstempomat verführt mit dem aktivem Spurhalteassistenten schon mal dazu, die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Die einstellbaren Abstände sind jedoch sehr konservativ weit ausgelegt. Bei dichtem Autobahnverkehr findet so manches SUV diese offene Lücke – und der defensive Kia-Fahrer wird von Dränglern peu à peu nach hinten durchgereicht. Spätestens wenn er auf einen der ach so beliebten Kreisverkehre trifft, sollte sich der Fahrer allerdings das beinahe autonome Fahren verkneifen. Mit der Erkennung der von links kommenden vorfahrtsberechtigten Fahrzeuge hat das auf der Autobahn tadellos arbeitende System so seine Probleme.

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