Verbrenner-Aus Kfz-Gewerbe will „Option für E-Fuels offen halten“

Von Doris Pfaff

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Die Vertagung der EU-Entscheidung zum Verbrenner-Aus bietet möglicherweise E-Fuels als Kraftstoff für Autos neue Chancen. Das jedenfalls hofft das Kfz-Gewerbe, das den Aufschub begrüßt.

Eine neue Chance für Verbrenner? Die EU hat ihre Entscheidung zum Aus ab 2035 vertagt, was vom Kfz-Gewerbe begrüßt wird. Das gebe Zeit, auch andere Lösungen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu berücksichtigen.
Eine neue Chance für Verbrenner? Die EU hat ihre Entscheidung zum Aus ab 2035 vertagt, was vom Kfz-Gewerbe begrüßt wird. Das gebe Zeit, auch andere Lösungen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu berücksichtigen.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Positiv reagierte das Kfz-Gewerbe auf die Entscheidung des EU-Rates, die Abstimmung über das Verbrenner-Verbot zu verschieben. Wie berichtet, haben vor allem Zweifel von Teilen der Koalition innerhalb der EU weitere Kritik am Vorhaben laut werden lassen, ab 2035 in Europa keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren zuzulassen. Auch nicht, wenn sie beispielsweise mit E-Fuels klimaneutral betrieben werden. Eigentlich sollten kommende Woche am Dienstag (7. März) die EU-Unterhändler über den Beschlussvorschlag der EU entscheiden.

Die Vertagung gebe den politischen Entscheidungsträgern Zeit, eine sinnvolle Lösung im Sinne des Klimaschutzes sowie der Autofahrerinnen und Autofahrer zu finden, erklärte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) mit: „Wir teilen ganz klar das Ziel einer klimaneutralen Mobilität“, betont ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel.

Jedoch habe der Weg hin zur E-Mobilität noch viele Schlaglöcher, so Scheel weiter. Deshalb werbe der Verband dafür, sich die Option E-Fuels offen zu halten. Damit könnten in Deutschland rund 46 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotoren klimaneutral angetrieben werden. Die nötige Tankstellen-Infrastruktur sei vorhanden.

Durch die Vertagung des Beschlusses des EU-Ministerrats zum Verbrenner-Verbot gebe es jetzt die Chance, eine technologieoffene Lösung zu finden, mit der sowohl die Klimaziele erreicht werden könnten, als auch die Mobilität der vielen Millionen Menschen erhalten bleibe, die auf ihr Auto angewiesen seien. „Sie müssen die Chance erhalten, mit ihren Verbrenner-Fahrzeugen auch nach 2035 klimaneutral unterwegs zu sein. Die EU-Kommission steht in der Pflicht, jetzt schnell einen sachgerechten Vorschlag vorzulegen“, erklärte Scheel.

Ähnlich reagierte das Kfz-Gewerbe in Schleswig-Holstein. „Durch die Verschiebung der Abstimmung auf unbestimmte Zeit entsteht die Gelegenheit, in Ruhe das Für und Wider des Verbotes von Verbrenner-Fahrzeugen ab 2035 zu diskutieren und abzuwägen. Denn das vorgesehene Verbrenner-Aus, so wie es kürzlich im EU-Parlament beschlossen wurde, war ohnehin nicht vollständig, sondern enthielt etliche Ausnahmen, so beispielsweise für Nutzfahrzeuge, für die noch keine überzeugenden technischen Alternativen bestehen“, teilte Michael Ihle, Pressesprecher des Landesverbandes, mit.

„Wichtig ist uns, dass in der Diskussion um künftige Technologien für klimaneutrale Mobilität keine Denk- und Technologieverbote bestehen“, ergänzt Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Kfz-Landesverbandes Schleswig-Holstein. Es habe sich noch nie als sinnvoll erwiesen, wenn die Politik in Phasen technologischen Wandels vorschnell ganze Technologiebereiche ausgeschlossen habe. Dies zeige beispielsweise die Diskussion um CO2-freie oder -arme Energieformen und auch Deutschlands Sonderweg beim Atomausstieg, so Sontag.

ZDK-Video unterstreicht Positionen

Die Position des Zentralverbandes zum Verbrenner-Verbot und zur Elektromobilität stellt Scheel aktuell in einem Video vor.

Bei dem von der Politik vorgegebenen Weg, allein auf Elektromobilität zu setzen, gebe es Hemmnisse, sagt Scheel. E-Autos seien den Kunden zu teuer, auch fehlende Lademöglichkeiten und die Sorge um die Reichweite der Stromer halte sie vom Kauf eines E-Autos ab.

Seit Wegfall der Förderung für Hybride und der Kürzung des Umweltbonus für E-Autos entscheiden sich aktuell nur wenige Kunden für die Anschaffung eines Stromers. Aber auch andere Faktoren wie hohe Strompreise, generelle Zweifel an der Elektromobilität und technische Risiken erweisen sich laut Scheel als Hemmschuh. Außerdem gäbe es weitere ungeklärte Fragen, unter anderem, wie der extreme Bedarf an seltenen Erden gedeckt werden solle, wenn es künftig nur noch batteriebetriebene Fahrzeuge geben werde.

All das seien Fragen, die die Autohändler ihren Kunden beantworten müssten. Das unterstreiche, wie wichtig die Rolle des Kfz-Gewerbes bei der Elektromobilität sei. Scheel: „Ohne das Engagement des Autohandels wird der Hochlauf der Elektromobilität nicht funktionieren.“

Havanna-Effekt wirkt sich negativ aufs Klima aus

Das Kfz-Gewerbe wehrt sich deshalb gegen das Verbrenner-Verbot der EU und wirbt dafür, E-Fuels für Pkw zuzulassen. Denn mit dem synthetischen Kraftstoff könnte sowohl der Bestand von 46 Millionen Fahrzeugen klimaneutral laufen als auch das Tankstellennetz problemlos weiter genutzt werden. Das Ziel, den gesamten Autoverkehr klimaneutral zu gestalten, könnte so erreicht werden.

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Diesen Weg verbaut sich laut Scheel aber die EU, wenn sie weiterhin E-Fuels für Pkw ausschließt und allein auf die Elektromobilität setzt, obwohl die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Scheel sprach vom sogenannten Havanna-Effekt, der sich inzwischen abzeichne: Der Fahrzeugbestand werde immer älter, weil Kunden den Kauf eines neuen Fahrzeugs wegen der genannten Faktoren hinausschieben würden.

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