ZDK-Mitgliederversammlung Nicht den Fuß vom Gas nehmen

Von Doris Pfaff

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Das Kfz-Gewerbe blickt nach vorn, auch wenn die Betriebe aktuell skeptisch sind und der Verkauf unter der Chipkrise leiden. Diese Umfrageergebnisse stellte der ZDK während seiner Online-Mitgliederversammlung vor, aber auch seine Pläne für die Zukunft. Dazu gehört ein neues Akkreditierungsprojekt.

Der ZDK-Vorstand mit  (v. l.) Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz, den Vizepräsidenten Wilhelm Hülsdonk und Thomas Peckruhn sowie Schatzmeister Michael Kraft.
Der ZDK-Vorstand mit (v. l.) Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz, den Vizepräsidenten Wilhelm Hülsdonk und Thomas Peckruhn sowie Schatzmeister Michael Kraft.
(Bild: Pfaff/»kfz-betrieb«)

Nach monatelangem Lockdown und Beschränkungen gibt es zwar wieder Perspektiven für den stationären Autohandel, doch die Lücke, die Corona gerissen hat, wird sich so schnell nicht schließen. Eine mögliche Belebung der Geschäftsentwicklung sowohl beim Fahrzeugverkauf als auch im Service sehen viele Kfz-Betriebe skeptisch, ergab eine Blitzumfrage, die der ZDK am Donnerstag seinen Mitgliedern vorgestellt hat.

Anstatt wie geplant in Hamburg hatten die Mitglieder des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und des Zentralverbands des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK) zu ihrer gemeinsamen Versammlung virtuell zusammengefunden. Die Übertragung fand vom Verbandshaus in Bonn statt. ZDK-Präsident Jürgen Karpinski grüßte per Videobotschaft, da er wegen einer Knie-OP nicht teilnehmen konnte. Den Jahresbericht erläuterten deshalb die beiden Vizepräsidenten Wilhelm Hülsdonk und Thomas Peckruhn.

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Noch stärker gegenüber der Politik auftreten

Für Lockerungen während des Lockdowns hatte das Kfz-Gewerbe gemeinsam auf allen Ebenen unermüdlich gekämpft. Doch mit seiner Forderung, den Kfz-Handel wie den Buchhandel und die Blumengeschäfte von der Schließungsanordnung auszunehmen, sei der Verband auf taube Ohren gestoßen, fasste Peckruhn die vergangenen Monate zusammen. Das müsse sich ändern und der Verband noch stärker für die Rechte der Mitglieder kämpfen.

Mit seinem 15-Punkte-Plan hat sich der ZDK bereits gegenüber der neuen Bundesregierung positioniert: Die individuelle Mobilität der Menschen müsse bezahlbar bleiben. Das könne nur durch Technologieoffenheit erreicht werden. Ankündigungen, die Spritpreise anzuheben, seien nicht zielführend. Um den Klimaschutz voranzutreiben, brauche es eine Mindestquote alternativer Kraftstoffe von fünf Prozent im gesamten Verkehrssektor bis 2030. Auch ein generelles Tempolimit lehnt der Verband weiterhin kategorisch ab.

Aktuell muss sich der Verband den Änderungen bei der Versicherungssteuer stellen. Diese führen dazu, dass Autohändler ab 1. Juli bei Garantiezusagen steuerrechtlich Versicherungen gleichgestellt werden. Dagegen wehrt sich der Verband und hat zunächst um eine Fristverlängerung gebeten, erinnerte Peckruhn. Ein positives Signal, dass es einen Aufschub geben wird, hat der Verband bereits aus Berlin erhalten.

Importeure und Hersteller im Auge halten

Die Rolle der Hersteller und Importeure im Autohandel ist inzwischen ein Dauerthema. Peckruhn nannte dazu das Wiener Kartellurteil. Dieses hatte festgestellt, dass Peugeot seine Marktmacht missbraucht. Peckruhn: „Das hat Signalwirkung auch für den Automobilhandel in Deutschland und auf europäischer Ebene. Als ZDK unterstützen wir Händlerverbände, wie etwa den VCDP, bei deren kartellrechtlichem Vorgehen gegen Klauseln im Händlervertrag mit Peugeot Deutschland.“

Die Chancen stünden gut, auch in Deutschland erfolgreich zu sein. Peckruhn verwies auf die gerade erst durch den Händlerverband erwirkte einstweilige Verfügung gegen Jaguar Land Rover, weil das geplante Autoabo-Modellprojekt des Herstellers gegen die Händlerverträge verstoße. Auf solche Aktionen werde der ZDK zukünftig ein wachsames Auge haben. Dabei gehe es nicht um eine grundsätzliche Ablehnung des Abomodells, sondern des Versuchs, die Geschäfte am Autohandel vorbei zu führen, betonte Peckruhn.

Ein weiterer Punkt war die Blitzumfrage des ZDK, die der Vizepräsident vorstellte. Gut 900 Betriebe hatten daran teilgenommen. Ein Ergebnis: Als Hemmnis ihres Geschäfts und Grund für eine große Kundenunzufriedenheit nannten die Betriebe die langen Lieferzeiten von fünf bis sechs Monaten für Bestellfahrzeuge. Der Halbleitermangel gilt als Hauptursache und betreffe nahezu alle Marken, erklärte Peckruhn.

Größter Hemmschuh sei aber die Unsicherheit der Kunden hinsichtlich der Antriebsart ihres neuen Fahrzeugs. Diese werde durch Ankündigungen der Politik, die Spritpreise deutlich zu erhöhen, noch angefeuert. Als weiteren Grund für die Kaufzurückhaltung gaben die Betrieben die unterschiedlichen und wechselnden Corona-Reglungen an.

Eine mögliche Belebung der Geschäftsentwicklung sowohl beim Fahrzeugverkauf als auch im Service sehen danach viele Kfz-Betriebe eher skeptisch. Trotz sinkender Inzidenzwerte nimmt nur eine Minderheit der Kfz-Betriebe aktuell mehr Auftragseingänge im Vergleich zu den Vormonaten wahr.

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Auch im Aftersales-Geschäft läuft es nicht rund

Ähnlich zeigt sich die Stimmung im Aftersales-Geschäft. Laut Umfrage erwarten in den Autohäusern hier nur 31 Prozent vermehrte Auftragseingänge bei Gewerbekunden und 38 Prozent bei Privatkunden. Etwas optimistischer sind die fabrikatsgebundenen Werkstätten: 34 Prozent gehen von einer Belebung des Aftersales-Geschäfts durch Gewerbekunden aus, 46 Prozent durch Privatkunden.

Deutlich größer ist die Skepsis in den freien Werkstätten: Von einer Geschäftsbelebung durch gewerbliche Kunden gehen lediglich 24 Prozent aus und durch Privatkunden 34 Prozent. Die aktuelle Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung bestätigt diese Einschätzung: Von Januar bis einschließlich April 2021 sank sie im Vergleich zu 2019 um sieben Prozent.

Hülsdonk hofft aber auf eine baldige Änderung: „Auch in den Werkstätten setzen wir auf eine langsame Normalisierung. Die Menschen werden wieder vermehrt mit dem Auto in die Ferien fahren, sodass sie Wartung und Reparatur stärker nachfragen. Daher sollte sich die durchschnittliche Quote der Werkstattauslastung in diesem Jahr zumindest wieder auf Vorjahresniveau bewegen.“

Der Bundesinnungsmeister informierte die Mitglieder anschließend über den aktuellen Sachstand bei der AÜK. Das Ziel sei noch nicht erreicht, noch bis Ende Juni sollten sich alle anerkannten Kfz-Werkstätten in das AÜK-System einbinden lassen. Zwar kämpfe der Verband um eine Fristverlängerung. Das dürfe aber nicht dazu führen, jetzt den „Fuß vom Gas zu nehmen“, mahnte Hülsdonk.

Bei der AÜK soll es nicht bleiben. Schon bald will der ZDK ein neues Projekt für die AÜK-Betriebe auf den Weg bringen. Dabei geht es um das Auslesen von Verbrauchsdaten von Fahrzeugen. Das Kfz-Gewerbe setze sich dafür ein, die Erfassung dieser Daten als zusätzlichen Punkt mit in die AU aufnehmen zu lassen.

Neues Akkreditierungsprojekt für SERMI

Für ein weiteres Zukunftsprojekt seien aktuell die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden. Es geht um den standardisierten Zugang zu sicherheits- und diebstahlrelevanten Reparatur- und Wartungsinformationen für alle Marktteilnehmer im europäischen Wirtschaftsraum (SERMI).

Nach einem aktuellen Beschluss des ZDK-Vorstands soll die durch die AÜK bereits vorhandene Inspektionsstelle des Bundesinnungsverbands auch Betriebe für SERMI-Aktivitäten akkreditieren. Hülsdonk: „Wir planen ein Verbandsprodukt als internationale Schwester unseres nationalen AÜK-Systems – also eine neue Akkreditierung, die es für jeden einzelnen Mitgliedsbetrieb möglich macht, den Zugang zu sicherheits- und diebstahlrelevanten Reparatur- und Wartungsinformationen standardisiert für alle Fahrzeughersteller zu erhalten.“

Große Pläne hat der ZDK zudem für sein Verbandsgebäude, das saniert und optisch aufgewertet werden soll. Die Zustimmung dazu hatten die Mitglieder bereits gegeben. Die Details erläuterte Geschäftsführer Matthias Kenter im Finanzbericht..

Im Anschluss fanden die Nachwahlen für den ZVK-Vorstand statt: Die Mitglieder votierten einstimmig für Jeffrey Kilian als Nachfolger für den ausgeschiedenen Stefan Vorbeck.

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