Schwabengarage und Hahn-Gruppe steigen in die Dieselnachrüstung ein
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Die beiden Schwergewichte der Stuttgarter Autobranche könnten der Nachrüstung nun endlich Schwung verleihen. Auch weil ein wichtiger Lieferant seine Probleme langsam in den Griff bekommt.

Seit dem 1. Juli gilt im Stuttgarter Stadtgebiet (der sogenannten kleinen Umweltzone) ein Fahrverbot für Diesel-Pkws der Abgasnorm Euro 5. Doch bislang wurden Verstöße dagegen nicht sanktioniert. Zum 1. Oktober soll diese Übergangsphase nun enden. Wer dann mit seinem Euro-5-Pkw in diesem Gebiet erwischt wird, ohne eine Ausnahmegenehmigung zu besitzen, muss mit einem Bußgeld von 100 Euro zuzüglich 28,50 Euro Verwaltungsgebühr rechnen.
Unermüdlich trommelt deshalb die Innung des Kfz-Gewerbes Region Stuttgart mit Unterstützung von Regierungspräsident Wolfgang Reimer für die Hardwarenachrüstung. Jüngst kündigten mit der Hahn-Gruppe, einem Partner der Volkswagen-Konzern-Marken mit 35 Betrieben in der Region Stuttgart, und der Schwabengarage, einem Multimarkenhändler mit 13 Standorten, nun auch zwei absolute Schwergewichte der Kfz-Branche in Baden-Württemberg an, ihren Kunden künftig den Einbau von SCR-Katalysatoren anzubieten.
Michael Ziegler: „Wir wollen, dass die Kunden ihr Fahrzeug weiter nutzen können.“
Michael Ziegler, Geschäftsführer Einzelhandel der Emil-Frey-Gruppe Deutschland und Präsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, sagte bei einer Pressekonferenz am 1. September in der Schwabengarage Stuttgart: „Wir sind als Verband an einer sauberen Umwelt interessiert. Und gleichzeitig wollen wir, dass die Kunden ihr Fahrzeug weiter nutzen können.“ Sein Unternehmen, das viele Importmarken vertritt, würde sofort verstärkt in die Nachrüstung aller Marken einsteigen, „wenn es die entsprechenden Nachrüstsätze gibt“.
Doch für Importfabrikate ist abgesehen von den Volkswagen-Tochtermarken Seat und Skoda bislang ausschließlich für Volvo-Fahrzeuge ein zugelassenes SCR-Nachrüstprodukt verfügbar, und zwar von Bosal/Dr. Pley. Die Schwabengarage bietet den Einbau für rund 4.500 Euro an. Die Nachfrage ist noch gering – auch weil es von Volvo keine finanzielle Förderung gibt. Das Unternehmen hat aber schon mehrere Anlagen eingebaut.
Insgesamt wurden in der Region Stuttgart bislang rund 1.000 Fahrzeuge mit einem SCR-System nachgerüstet. Damit ist aber lediglich ein Bruchteil der Euro-5-Diesel in der Region Stuttgart sicher vor Fahrverboten. Allein in Stuttgart sind rund 18.500 Diesel-Pkws mit der Abgasnorm Euro 5 zugelassen. Rechnet man alle Fahrzeuge aus den umliegenden Landkreisen hinzu, kommt man auf rund 140.000 Stück.
Baumot: 200 Bestellungen im Rückstand
Wenig hilfreich bei der Vermarktung sind allerdings die teils langen Lieferfristen. Vor allem der Anbieter Baumot, der Nachrüstprodukte für VW- und Mercedes-Benz-Modelle herstellt, konnte nach Informationen, die »kfz-betrieb« vorliegen, in den letzten Monaten kaum Ware ausliefern. Vorstand Stefan Beinkämpen erklärte das gegenüber »kfz-betrieb« so: „Leider hat uns die Corona-Krise mitten im Produktionsstart erwischt. Wir haben noch 200 offene Bestellungen, die wir nun abarbeiten. In acht bis zehn Wochen können wir dann zum Normalbetrieb übergehen.“
Bosal hingegen kann nach Angaben von Bernhard Romanski, Sales Manager Germany, innerhalb einer Woche liefern. Insgesamt hat der Lieferant in Deutschland bis jetzt rund 1.500 SCR-Systeme abgesetzt. Auch bei Oberland Mangold gibt es nach Aussagen des Unternehmens keine Engpässe.
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