Subaru: „Die Hybridtechnik soll ein Vorbote sein“
Bei Subaru laufen die Vorbereitungen auf den Marktstart von Forester und XV mit Mildhybrid-System auf Hochtouren. Kundendienst-Leiter Jörg Kracke erklärt im Interview was vor der Einführung auf den Handel zukommt und wie drohende CO2-Strafzahlungen umgelegt werden könnten.
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Gerade rechtzeitig, um auf die verschärften CO2-Flotten-Grenzwerte der EU zu reagieren, hält nun auch bei Subaru die Elektrifizierung Einzug: Forester und XV stehen ab Anfang 2020 mit Mildhybrid-System bei den Händlern.
Für viele Subaru-Partner ist die Arbeit an Hochvoltfahrzeugen Neuland. Dementsprechend laufen die Vorbereitungen im Händlernetz derzeit auf Hochtouren. Im Interview mit »kfz-betrieb« spricht Jörg Kracke, Kundendienst-Leiter bei Subaru, über die Elektrostrategie des Herstellers und erklärt, was vor dem Marktstart auf den Handel zukommt und wie drohende CO2-Strafzahlungen umgelegt werden könnten.
Redaktion: Subaru führt im kommenden Frühjahr Forester und XV mit Mildhybrid-System im Handel ein. Wie liegen Sie diesbezüglich im Zeitplan?
Jörg Kracke: Woran misst man den Zeitplan? Die ganze Automobiltechnik richtet sich nach den Abgasvorschriften – das war vor vielen Jahren so und das ist immer noch so. Ab Januar 2020 verschärft die EU bekanntermaßen die CO2-Flotten-Grenzwerte auf 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Also sollten Hersteller ab Januar die passende Technologie bieten. Auf diese Umstellung hat sich Subaru in Europa eingestellt und fängt pünktlich ab Oktober an, für die Strategie und die Forderung genau die richtigen Fahrzeuge zu bauen, beispielsweise Benziner mit Partikelfilter und Hybridfahrzeuge. Der Seetransport aus der Fertigung in Japan nach Europa dauert circa 35 Tage, so dass die Autos kurz vor Weihnachten ankommen und in die Auslieferung gehen. Bis März werden alle Händler die Fahrzeuge haben.
Elektrifizierte Fahrzeuge sind eine neue Technologie für Subaru. Wie bereiten Sie den Handel darauf vor?
Wir haben bereits vor über zwei Monaten im Handel abgefragt, welcher Betrieb welche Autorisation für die Techniker hat. Wir haben festgestellt, dass rund die Hälfte der Partner bislang über keine Zertifizierung für die Arbeit an Hochvoltfahrzeugen verfügt, die aber Voraussetzung ist, um an elektrifizierten Fahrzeugen zu arbeiten. Daraufhin haben wir zwei Vollzeittrainer ausgebildet und seit August bieten wir unseren Betrieben an, ihre Mitarbeiter bei uns in Friedberg schulen zu lassen. Jede Woche finden Kurse statt. Wir bieten die Hochvoltschulungen parallel zu anderen Anbietern an. Bei uns haben die Partner den Vorteil, dass sie einerseits die Autorisation und gleichzeitig schon Produktinformationen über die Fahrzeuge erhalten. Wenn die Betriebe im Oktober mit den Hochvoltschulungen durch sind, dann folgen noch technische Produktschulungen und Verkäuferschulungen für die Händlerbetriebe. Im Januar führen wir noch eintägige Regionalschulungen an fünf Stationen in Hamburg, Augsburg, Düsseldorf, Dresden und Hannover durch. Die Händler haben also die Wahl, ob sie für die Produktschulungen nach Friedberg oder zu den Regionalschulungen kommen wollen – das machen wir seit Jahren so. Somit haben wir pünktlich zum Verkaufsstart das Knowhow in den Betrieben.
Welche Kosten kommen auf die Betriebe im Zuge der Elektrifizierung zu?
Wir versuchen mit der Preisgestaltung für unsere Seminare unter der der anderen Organisationen zu liegen. Bei den Hybridfahrzeugen muss man relativ kleine Investitionen tätigen. Neben der Ausbildung der Techniker muss man beispielsweise das ein oder andere Messinstrument anschaffen, aber auch die gesetzlichen Vorgaben durch Warnschilder, Schutzkleidung oder Absperrmaßnahmen erfüllen. Wir unterstützen den Handel bei der Vervollständigung der Ausstattung. Die Kosten belaufen sich auf 3.000 bis 4.000 Euro.
Im Handel war von 10.000 Euro die Rede …
Bei uns in der Organisation stehen die 10.000 Euro im Raum, weil wir parallel zur Hybridtechnologie nahezu flächendeckend in allen Fahrzeugen das Fahrerassistenzsystem Eyesight verbaut haben. Dafür bieten wir nun ein neues Werkzeug zur Diagnose und Kalibrierung und verpflichten den Handel, es zu nutzen, weil es für die Sicherheit relevant ist. Dadurch kommt die Investition von 8.000 bis 10.000 Euro zustande.
Wird es eine Einführungskampagne für die Hybridfahrzeuge geben?
Es wird zahlreiche Maßnahmen über alle Marketingdisziplinen hinweg geben, so zum Beispiel eine VIP-Tour für die größten 100 Händler vom 10. Oktober bis zum 7. November. Dabei werden sechs Teams aus jeweils einem Promoter und zwei Mitarbeitern der Subaru-Zentrale unterwegs sein, das Auto erklären und Testfahrten für Kunden anbieten.
Hybride sollen 2020 weit über die Hälfte am Subaru-Absatz ausmachen
Welchen Anteil am Subaru-Absatz sollen die Hybride hierzulande künftig ausmachen?
Wie gesagt: Ab Januar werden die Abgas-Richtlinien wesentlich strenger – man kann sie nur durch besondere Maßnahmen einhalten. Forester und XV machen deutlich über 50 Prozent am Gesamtabsatz von Subaru aus. Weit über die Hälfte unserer insgesamt verkauften Fahrzeuge im kommenden Jahr werden also Hybridfahrzeuge sein.
Wie geht es nach der Einführung der Mildhybride bei Subaru mit der Elektrifizierung weiter?
Die Hybridtechnik soll ein Vorbote für die nächste Generation an Technologie sein und dabei kann es sich nur um E-Mobilität handeln. Die Kooperation von Subaru mit Toyota wird da viel Einfluss haben. Wir haben als Importeur aber noch keine Information, in welchem Jahr ein rein batteriebetriebenes Fahrzeug kommt, in zwei, drei oder vier Jahren. Aber es muss kommen. Nur E-Fahrzeuge geben dem Hersteller die Möglichkeit, einen „Supercredit“ zu entwickeln – das bedeutet, dass man ein E-Fahrzeug verkauft und dafür zwei Fahrzeuge zulassen darf, die noch etwas mehr Schadstoffe emittieren.
Wie werden die Rollen bei der Zusammenarbeit mit Toyota verteilt sein?
Die Kooperation mit Toyota gibt es ja schon länger, daraus sind 2013 der BRZ und dessen Pendant Toyota GT86 entstanden. Die Fahrzeuge werden im Subaru-Werk gefertigt, die Antriebstechnologie kam teilweise von Subaru und teilweise von Toyota. Es gibt ja unterschiedliche Technologien zwischen Subaru und Toyota, beispielsweise den permanenten Allrad oder den Boxermotor. Beim Boxer konnten wir uns beim BRZ durchsetzen, beim Allrad hingegen nicht. Man kann also nicht sagen, wer bei dem Fahrzeug dominant war – es war eine gesunde Kooperation. Ich gehe davon aus, dass es bei den zukünftigen Modellen genauso sein wird.
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Subaru öffnet Bestellbücher für Mildhybride
Sie haben die drohenden CO2-Strafzahlungen bereits angesprochen. Gibt es schon einen Plan, wie die Kosten umgelegt werden?
Ich glaube, dass weder der Hersteller noch der Importeur die Kosten alleine tragen werden. Der Hersteller trägt Verantwortung, weil er frühzeitig der Gesetzgebung entsprechende Fahrzeuge entwickeln und liefern sollte. Gleichzeitig steht der Importeur in der Verantwortung, weil er im Markt sitzt, in dem die Gesetze in Kraft treten. Bei den Strafen geht es nicht um Beträge im Hunderterbereich, sondern da geht es schon in den Tausenderbereich. Wenn neue Modelle bezüglich Entwicklungs- und Herstellungskosten genauso wie in der Vergangenheit kalkuliert werden und wenn dann auf den Fahrzeugpreis noch Beträge wie 2.000 oder 3.000 Euro aufgeschlagen würden, dann schadet man dem Erfolg des Modells im Markt. Da würde man sich von der „Shoppinglist“ kegeln. Wir gehen daher nicht davon aus, dass Strafzahlungen auf den Fahrzeugpreis gepackt werden, die müssen anderweitig kompensiert werden.
Welche Maßnahmen könnte es stattdessen geben?
Es gibt sicherlich ein paar Möglichkeiten. Hersteller zahlen ja schon viel Unterstützung an den Handel, wie Vorführwagen-, Neuzulassungs- und Verkaufsprämien, dann wären da noch Bonusregelungen oder auch die Teilepreise. Da gibt es schon ein paar Stellschrauben. Der Importeur wird wohl versuchen müssen, den Teil, den er zu vertreten hat, an diesen Stellen zu kompensieren. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Die Problematik betrifft ja zudem jeden Hersteller.
Sicherheit: Subaru will Volvo Konkurrenz machen
Anderes Thema: Der Allrad ist kaum noch Alleinstellungsmerkmal von Subaru. Stattdessen will sich die Marke stärker mit dem Thema Sicherheit positionieren. Die meisten Hersteller bewerben ihre Fahrzeuge als besonders sicher. Wie will Subaru es schaffen, hier herauszustechen?
Da gibt es eine Vision des Herstellers, die er verfolgt. Wenn man Menschen auf der Straße fragt, welches Fahrzeug am sichersten ist, würden die meisten vermutlich zuerst an Volvo denken. Subaru will den Schweden hier Konkurrenz machen. Eine der wichtigsten Strategien des Herstellers ist es, das sicherste Fahrzeug der Welt zu liefern. Ab 2030 soll kein Mensch mehr in einem Subaru im Straßenverkehr zu Tode kommen. Auf dieses Ziel wurde auch schon lange die Fahrzeugtechnik ausgelegt. Der permanente Allradantrieb und Eyesight sind dabei wichtige Attribute. Unsere neue globale Plattform, die vor drei Jahren entwickelt wurde, belegt außerdem beste Plätze bei Crashtests. Es gibt auch bereits Marketingkampagnen speziell zum Thema Sicherheit. Es ist ein großer Fokus, das Thema nach vorne zu bringen.
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