Gebrauchte E-Autos Unabhängiger, valider Batteriecheck soll Kundensorgen entkräften

Der TÜV Rheinland hat mit dem Partner Twaice ein Unternehmen zur Bewertung von Traktionsbatterien gegründet. Ziel: Verlässliche Angaben über den Batteriezustand sollen zu mehr Vertrauen bei Gebrauchtwagenkunden führen.

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Elektrische Messung an einem E-Auto: Für den Battery Quick Check braucht es künftig nur die OBD-Dose.
Elektrische Messung an einem E-Auto: Für den Battery Quick Check braucht es künftig nur die OBD-Dose.
(Bild: Holz/»kfz-betrieb«)

Der unklare Zustand der Traktionsbatterie gilt als Hauptgrund für die Zurückhaltung vieler Gebrauchtwagenkunden gegenüber Elektrofahrzeugen. Dabei stellen sich viele Käufer zwei Fragen: Wie hoch ist die verbleibende Kapazität der Batterie und damit die Reichweite? Und wie groß ist die Gefahr, dass der Stromspeicher einen Defekt erleidet und eine teure Reparatur nötig wird?

Zumindest auf die erste Frage gibt es mittlerweile wissenschaftlich validierte Antworten. Nach dem österreichischen Start-up-Unternehmen Aviloo (in Zusammenarbeit mit der Sachverständigenorganisation GTÜ) hat nun der TÜV Rheinland mit seinem Battery Quick Check ein entsprechendes Angebot geschaffen. Der weltweit tätige Prüfdienstleister gründete dafür mit der Battery Quick Check GmbH ein unabhängiges Unternehmen, das Traktionsbatterien zuverlässig und herstellerneutral bewerten soll.

Angebot nur für gewerbliche Partner

Matthias Schubert, als Executive Vice President Mobility weltweit für das Mobilitätsgeschäft von TÜV Rheinland verantwortlich, erklärte auf einer Pressekonferenz am 7. März: „Die Menschen brauchen Vertrauen in die neue Technik. Gemeinsam mit unserem Technologiepartner Twaice bauen wir in den kommenden Monaten das führende Unternehmen zur unabhängigen Bewertung gebrauchter Traktionsbatterien auf. Es soll die 'Black Box' Batterie durchleuchten.“ Das Münchner Unternehmen Twaice bietet spezielle Analytiksoftware, die sowohl die Entwicklung als auch den Betrieb von Lithium-Ionen-Batterien optimiert.

Anders als bei Aviloo, wo der Endkunde den Check selbst durchführen kann, will die Battery Quick Check GmbH das Verfahren ausschließlich über gewerbliche Partner anbieten. Und so soll es ablaufen: Über die OBD-Schnittstelle nimmt der Experte – beispielsweise ein Prüfingenieur oder auch ein Mitarbeiter eines Kfz-Betriebs – mit dem Batteriemanagementsystem des Autos Kontakt auf. Das Fahrzeug muss während des Prozesses mit einer Ladestation verbunden sein – und zwar mindestens mit einer Wallbox; eine Ladung an der Schukosteckdose reicht nicht aus. Während des Ladeprozesses werden die physikalischen Daten der Batterie ausgelesen und live mit den Solldaten verglichen, die Twaice zu dem jeweiligen Batterietyp gesammelt hat. Am Ende lässt sich daraus die Restkapazität der Batterie errechnen. Der Prozess soll nicht länger als 60 Minuten dauern.

Lebensdaueranalyse als nächster Schritt

Anschließend entsteht daraus ein von TÜV Rheinland zertifizierter, unabhängiger Zustandsreport zur Traktionsbatterie. Der Report über den „Gesundheitszustand“ (State of Health) der Batterie berücksichtigt die individuelle Alterung, unabhängig von Algorithmen des Fahrzeugherstellers. Als Vergleichsbasis nutzt Twaice die offiziellen Angaben der Autohersteller über die Nennkapazität seiner Batterien, führt aber in seinem Labor auch eigene Untersuchungen durch.

Die neue Dienstleistung „Battery Quick Check“ ist ab Herbst 2022 verfügbar und steht laut TÜV Rheinland zunächst für eine zweistellige Zahl von Fahrzeugmodellen bereit. Den Preis will man erst zum Marktstart verkünden. Allein für Deutschland rechnen die Partner damit, dass es bereits im Jahr 2023 einen Bedarf für rund 150.000 Bewertungen von Traktionsbatterien für Elektrofahrzeuge gibt. Bis 2030 soll der Bedarf auf rund 1,3 Millionen Tests pro Jahr steigen.

Twaice arbeitet übrigens auch an einer Lebensdaueranalyse der Batterie. Dann würde sich auch die zweite bange Frage der E-Auto-Interessenten beantworten lassen: Wie lange hält die Batterie noch?

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