VW-Spitzelaffäre: Verdächtiger ist wohl tot

Von Christoph Seyerlein

Die Abhöraffäre rund um Volkswagen und Prevent hat offenbar eine dramatische Wendung genommen: Medienberichten zufolge ist der vermutliche Spitzel ums Leben gekommen.

Die Spitzelaffäre bei VW nimmt allem Anschein nach eine dramatische Wendung.
Die Spitzelaffäre bei VW nimmt allem Anschein nach eine dramatische Wendung.
(Bild: Volkswagen)

Dramatische Wendung in der Abhöraffäre rund um Volkswagen und Prevent. Medienberichten zufolge ist der als mutmaßlicher Spitzel identifizierte VW-Mitarbeiter ums Leben gekommen. Zuerst hatten die „Helmstedter Nachrichten“ darüber berichtet. Bei einer Leiche, die am Montagabend in einem brennenden Auto nahe Helmstedt gefunden wurde, soll es sich demnach um den Verdächtigen handeln. Dabei beruft sich die Zeitung auf „gesicherte Informationen“.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig erklärte, dass es sich bei dem ausgebrannten Auto um das Fahrzeug des mutmaßlichen Spitzels handele. Noch sei die darin gefundene Leiche aber nicht sicher identifiziert. Dem „Handelsblatt“ sagte Staatsanwältin Julia Meyer, dass nichts auf eine Fremdeinwirkung hindeute. Die Zeitung zitiert zudem VW-Kreise, die sagen, es sei „sehr wahrscheinlich, dass es sich um den Verdächtigen handelt.“

Jahrelanger Streit zwischen VW und Prevent

Hintergrund der Geschichte ist ein jahrelanger Streit zwischen Volkswagen und Prevent. Der von der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor kontrollierte Autozulieferer hatte 2016 die Versorgung mit Getriebegehäusen und Sitzbezügen zwischenzeitlich ausgesetzt, was VW zu einem mehrtägigen teuren Produktionsstopp im Stammwerk Wolfsburg und an weiteren Standorten zwang.

Auslöser war ein heftiger Streit über Preise und Lieferkonditionen. In mehreren anderen Ländern gab es ähnliche Konflikte, auch mit weiteren Autobauern stritt sich Prevent.

Bei der kürzlich bekanntgewordenen Abhöraktion ging es um vertrauliches Audiomaterial aus einer VW-Arbeitsgruppe. Bevor der Konzern im März 2018 alle Verträge mit Prevent kündigte, sollen Unternehmensvertreter länger beraten haben, ob und wie der Zulieferer „ausgesteuert“ werden könnte, wie es im Branchenjargon heißt.

Der mutmaßliche Maulwurf wurde intern enttarnt. VW wollte sich bislang mit Aussagen zurückhalten, solange staatsanwaltschaftliche Ermittlungen laufen. Fest stehe aber bereits: „Volkswagen wurde Opfer einer illegalen Abhör-Attacke.“

Prevent wiederum habe keine Kenntnis von den Mitschnitten gehabt, hatte ein Sprecher der Gruppe gesagt. Man sei auch erst recht nicht an deren Erstellung beteiligt gewesen und sehe sich nun selbst geschädigt, weshalb rechtliche Schritte geprüft würden. Die Firma hatte in der Vergangenheit ihrerseits VW vorgeworfen, per Auftrag Mitarbeiter beschattet und ausspioniert zu haben.

Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig auch darüber berichtet, einen Zusammenhang zwischen der Affäre und einem Brand im Wohnhaus des Verdächtigen zu prüfen. Demnach soll das Gebäude in einer kleinen Ortschaft im Mai in Flammen gestanden haben und vollständig zerstört worden sein. Von einem Brandanschlag ist die Rede. Welcher Art der geprüfte Zusammenhang zu dem Abhörverfahren sein könnte und ob es eventuell konkrete Hinweise auf einen Tatverdächtigen oder ein Motiv für eine entsprechende Brandstiftung gibt, blieb vorerst unklar.

Bei Selbstmordgedanken können die Experten der Telefonseelsorge helfen. Sie sind unter der kostenlosen Nummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erreichbar.

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