Pkw-Neuzulassungen Zweitschwächster Mai seit der Wiedervereinigung
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Keine Trendwende auf dem deutschen Neuwagenmarkt: Auch im Mai lag die Zahl der Pkw-Neuzulassungen deutlich niedriger als im Vorjahresmonat. Eine Erholung ist erst einmal nicht in Sicht.

Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland ist im Mai erneut gesunken. 207.199 Einheiten entsprachen einem Minus von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Freitag mitteilte. Damit war der vergangene Monat der zweitschwächste Mai seit der Wiedervereinigung. Noch niedriger war die Zahl der Pkw-Neuzulassungen nur im Mai 2020, als ein flächendeckender Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie zu einem massiven Einbruch führte.
Neue Beeinträchtigungen zu erwarten
„Die Autoindustrie steckt nach wie vor mitten in der tiefsten Produktionskrise ihrer Nachkriegsgeschichte“, sagte Peter Fuß, Autoexperte beim Beratungsunternehmen EY. Die erhoffte Trendwende lässt auf sich warten – und das wird sich nach Einschätzung von Fuß auch nicht so schnell ändern. „Zwar lassen sich einige Lieferkettenprobleme – wie etwa fehlende Kabelbäume aus der Ukraine – in den Griff bekommen“, so der Experte. Es gebe jedoch neue Herausforderungen, wie die jüngsten Lockdowns in China. Deren Auswirkungen erreichten Europa erst mit zeitlicher Verzögerung. Fuß erwartet daher neue Beeinträchtigungen.
Eine Ausnahme vom rückläufigen Markttrend gab es allein bei den Elektroautos. Die Neuzulassungen batterieelektrischer Autos stiegen im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,9 Prozent, nachdem sie im Vormonat noch gesunken waren. Der Marktanteil reiner Elektroautos kletterte von 11,6 auf 14,1 Prozent. Bei Plug-in-Hybriden verbuchte das KBA dagegen ein Minus von 14,7 Prozent.
„Auch im Elektrosegment ist die Chipkrise angekommen – die Produktion von Elektroautos ist wegen fehlender Teile eingeschränkt, bei Plug-in-Hybriden zeigen sich schon länger deutliche Bremsspuren“, so Fuß. In Summe sanken die Neuzulassungen elektrifizierter Neuwagen um 3 Prozent, der gemeinsame Marktanteil stieg hingegen von 23,4 auf 25,3 Prozent. Benziner kamen im Mai noch auf einen Marktanteil von 36 Prozent, Pkw mit Dieselantrieb erreichten 20,3 Prozent.
Hohe Auftragseingänge
Den schwachen Neuzulassungszahlen stehen immer noch hohe Auftragseingänge entgegen. Zwar sank die Zahl der Inlandsaufträge bei den deutschen Herstellern im Mai nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) um 1 Prozent. Im Gesamtjahr steht jedoch immer noch ein Plus von 8 Prozent in der Bilanz.
Diesen Trend bestätigt der Importeursverband VDIK. Dessen Präsident Reinhard Zirpel berichtet von einem historischen Rekordniveau bei den Auftragsbeständen. „Die Kunden wollen Autos kaufen, aber die Industrie kann nur eingeschränkt liefern“, sagte Zirpel.
Keine Hoffnung auf Besserung
Das dürfte auch noch eine Weile so bleiben. „Der Chipmangel und Lieferprobleme bei Rohstoffen und Zulieferteilen werden auch in der zweiten Jahreshälfte ganz oben auf der Agenda der Branche bleiben. Weitere Preissteigerungen und sehr lange Lieferzeiten sind die Folgen“, sagt Peter Fuß.
Eine Prognose für den Pkw-Absatz in Deutschland im Jahr 2022 sei nach wie vor sehr schwierig. Es spreche aber einiges dafür, dass die Neuzulassungen im Gesamtjahr etwa um ein Drittel niedriger als vor der Krise lägen. Das würde einem Rückgang um etwa zehn Prozent gegenüber dem bereits sehr schwachen Jahr 2021 entsprechen.
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