Winterreifen Der Schneemeister ist der Verlierer

Von Dipl.-Ing. (FH) Jan Rosenow Lesedauer: 3 min |

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Continental, Dunlop, Goodyear und Michelin belegen dank bester Allround-Eigenschaften die vier ersten Plätze in beiden Dimensionen. Wer hingegen gute Schnee-Eigenschaften sucht, wird weiter hinten im Feld fündig.

Die Leistung auf Schnee ist für moderne Winterreifen nur noch ein Testkriterium unter vielen. Nicht weniger wichtig sind etwa gute Nässeeigenschaften und geringer Rollwiderstand.
Die Leistung auf Schnee ist für moderne Winterreifen nur noch ein Testkriterium unter vielen. Nicht weniger wichtig sind etwa gute Nässeeigenschaften und geringer Rollwiderstand.
(Bild: ADAC)

Überraschungen gab es im diesjährigen ADAC-Winterreifentest ebenso wenig wie bei der kurz zuvor veröffentlichten GTÜ-Reifenprüfung. Die etablierten Marken teilten sich die ersten Plätze untereinander auf. Fun Fact: Zum ersten Mal belegten ausschließlich Reifen von Continental, Dunlop, Goodyear und Michelin in beiden untersuchten Größen die vordersten vier Plätze. Wenn überhaupt etwas überrascht, dann das diesmal etwas schwächere Abschneiden des bislang 20-fachen Testsiegers der letzten Jahre, des Bridgestone Blizzak LM 005. Er schaffte es nicht aufs Treppchen.

Das lag sicher auch an der speziellen Auswertelogik beim ADAC-Test. Die Prüfer des Automobilklubs nehmen nämlich nicht einfach den Durchschnittswert der Einzelnoten heran. Erzielt ein Produkt in einem wichtigen oder sogar sicherheitsrelevanten Testkriterium eine besonders schlechte Note, kann er auch in der Gesamtbeurteilung nicht besser abschneiden als diese Note. Das soll verhindern, dass Reifen mit sicherheitskritischen Schwächen durch gute Leistungen auf anderen Gebieten in der Ergebnistabelle nach vorn rutschen.

Besonders deutlich wird dieses Verfahren beim Modell Kormoran Snow, das in der Dimension 225/45 R 17 H antrat. Der Billigreifen war der Beste auf Schnee und zeigte zudem hervorragende Noten bei Abrieb und Lebensdauer. Doch wegen katastrophaler Schwächen auf nasser Fahrbahn wurde er abgewertet und landete auf dem letzten Platz. Für Bergbauern und Betreiber von Liftanlagen in den Alpen könnte er aber trotzdem eine passende Wahl sein.

Michelin Alpin 6 mit bester Umweltbilanz

Die Testergebnisse auf einen Blick – zum Vergrößern bitte anklicken.
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(Bild: ADAC)

Doch kommen wir nun zu den Reifen, die es dank ausgewogener Eigenschaften auf die vordersten Plätze geschafft haben. In der Dimension 225/45 R 17 erhielten vier Reifen die Note „gut“ und elf ein „befriedigend“. Dabei überzeugte der Continental Winter-Contact TS 870 sowohl in der Fahrsicherheit als auch in der Umweltbilanz. Der Michelin Alpin 6 erzielte die beste Umweltbilanznote dank hoher Laufleistung und geringem Abrieb. Der Goodyear Ultragrip Performance plus punktete beim Gewicht und beim Kraftstoffverbrauch. Der Dunlop Winter Sport 5 erhielt eine gute Gesamtnote trotz leichter Schwächen auf nasser Fahrbahn.

Unter den elf mit „befriedigend“ bewerteten Reifen zeigte der Bridgestone Blizzak LM 005 die besten Nässeeigenschaften des gesamten Feldes. Relativ schlechte Schneeleistung und ein im Vergleich zur Konkurrenz höherer Verschleiß kosteten ihn eine bessere Platzierung. Durchaus beachtlich ist das Abschneiden des Giti Winter H2, der es mit Gesamtnote 2,7 mitten hinein ins Feld der Markenreifen schaffte.

Viel „gut“ bei den Kompaktklassereifen

Die Testergebnisse auf einen Blick – zum Vergrößern bitte anklicken.
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(Bild: ADAC)

In der Reifendimension 205/60 R 16 H fällt das Fazit des ADAC insgesamt gut aus. Sieben der 16 getesteten Reifen wurden mit „gut“, sieben mit „befriedigend“ und nur zwei mit „mangelhaft“ bewertet. Das waren der Lassa Snoways 4 und der Austone Athena SP 901, die Schwächen in der Fahrsicherheit zeigten. Der Lassa schnitt auf schneebedeckter Fahrbahn besonders schlecht ab, während der Austone auf nasser Fahrbahn die schlechtesten Ergebnisse im Handling, die längsten Bremswege und die schlechtesten Aquaplaning-Eigenschaften erzielte.

Versteckte Bestleistungen

Wer die Ergebnistabelle etwas genauer betrachtet, dem fällt auf, dass der ADAC die Geräuschemission, den Abrieb, die Lebensdauer und den Rollwiderstand in der neuen Kategorie „Umweltbilanz“ zusammengefasst hat. Nichts gegen die Wichtigkeit möglichst niedriger Lärm- und Partikelemissionen: Doch nur die Laufleistung und der Rollwiderstand machen sich letztlich direkt im Geldbeutel der Kunden bemerkbar und dürften deshalb eine kaufentscheidende Rolle spielen.

Da die Tester die Geräuschemission fast aller Reifen relativ schlecht bewerteten, überdeckte deren Einzelnote die durchaus vorhandenen Unterschiede bei Laufleistung und Kraftstoffverbrauch. Beispiel: Der Fulda Kristall Control HP 2 ist ziemlich laut (Note 3,8). Daher geht in seiner Gesamtnote unter, dass er mit Abstand die höchste Laufleistung erzielt (Note 1,3, besser als der bekannt langlebige Michelin mit Note 1,6) und auch beim Rollwiderstand sehr gut abschneidet (Note 1,9). Das zeigt: Für schwerhörige Sparfüchse ist der Fulda eindeutig die beste Wahl – und Reifenverkäufer im Kfz-Betrieb sollten stets die gesamte Ergebnistabelle lesen und nicht nur die Siegermeldung.

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