AVAG übernimmt Betriebe der Wiesenthal-Gruppe in Österreich
Über ein halbes Jahrhundert lang beherrschten die Firmengruppen Pappas und Wiesenthal in weiten Teilen den österreichischen Mercedes-Markt. Jetzt ist das ältere der beiden Unternehmen ins Trudeln geraten. Rettung kommt von der AVAG, die erstmals Mercedes-Händler wird.

Die Mercedes-Handelsgruppe Wiesenthal aus Wien verkauft 8 ihrer 16 österreichischen Standorte an die Augsburger AVAG. Das bestätigte das bayerische Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage von »kfz-betrieb«. Über den Kaufpreis haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Die Teilübernahme kommt zur rechten Zeit, denn der älteste Mercedes-Benz-Importeur Österreichs ist in seinem Heimatmarkt in unruhiges Fahrwasser geraten. Die Schuldenlast der Wiesenthal-Gruppe beträgt nach Medieninformationen 217 Millionen Euro, das Eigenkapital wird auf rund 132 Millionen Euro beziffert. Die Aktivitäten des Händlers in anderen europäischen Ländern sollen allerdings besser laufen.
Mit dem Kauf steigt die AVAG in den Premiummarkt ein und wird erstmals Mercedes-Händler. Folgende Karte zeigt, welche Betriebe an die AVAG gehen und damit den Namen Wiesenthal verlieren:
Nach AVAG-Angaben ist der Vertrag bereits unterzeichnet. „Die Verhandlungen fanden in einer harmonischen Atmosphäre statt, so dass wir uns schnell einig waren“, sagte Vorstandssprecher Albert C. Still. Die Partner haben jedoch eine Frist von vier Monaten bis zum Closing vereinbart, also bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Eigentum an den acht Betrieben tatsächlich an die AVAG übergeht. Zum 1. Mai 2018 sollen dann auch alle Mitarbeiter übernommen werden: „Gerade weil die Marke für uns neu ist, brauchen wir die Erfahrung des bewährten Wiesenthal-Teams“ sagte Albert C. Still. Die Zahl der AVAG-Beschäftigten wird damit auf über 5.000 steigen.
Die AVAG ist bereits an 56 Autohäusern mit 172 Standorten in Deutschland, Österreich, Kroatien, Polen, Ungarn, Serbien und Slowenien beteiligt. Mit ihrer Tochter AV International verfügt sie in Österreich über ein starkes Standbein. Sie betreibt dort 19 Autohandels-Standorte. Allerdings verkauft sie bislang nur die Volumenmarken Ford, Kia und Peugeot in Wien sowie Nissan in Salzburg. Insgesamt verkaufte die AVAG zuletzt 122.000 Fahrzeuge pro Jahr.
Die Teilübernahme von Wiesenthal durch die AVAG kommt der Daimler AG nicht ganz ungelegen. Denn die Konzentration des Vertriebs auf zwei große Händlergruppen schwächt jeden Hersteller oder Importeur. Einem Bericht der Zeitung „Kurier“ zufolge, war es daher bereits seit längerem Ziel der Stuttgarter, im Geschäftsgebiet von Wiesenthal einen weiteren großen Händler zu etablieren. Ob dieses Ziel mit der AVAG und mit der MBÖ als neuen Playern im ostösterreichischen Handel erreicht wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass auch in der neuen Konstellation die Pappas-Gruppe mit einem österreichweiten Marktanteil von über 60 Prozent weiterhin Marktführerin bleibt. Sie unterhält dort 24 Standorte und kooperiert mit etwa genauso vielen Partnerbetrieben.
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