Corona-Folgen: Werkstätten brauchen höhere Stundensätze

Von Konrad Wenz |

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Der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) hat untersucht, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Arbeit und Profitabilität der Partnerbetriebe hat. Die Entwicklung verschärft den Druck, die Stundenverrechnungssätze der Werkstätten endlich anzupassen.

Michael Pinto, Geschäftsführer BVdP, plädiert für die deutliche Erhöhung der Stundenverrechnungssätze.
Michael Pinto, Geschäftsführer BVdP, plädiert für die deutliche Erhöhung der Stundenverrechnungssätze.
(Bild: Stefan Bausewein)

Laut einer Studie des Bundesverbands der Partnerwerkstätten (BVdP) hat der Schutz der Mitarbeiter in den Betrieben die höchste Priorität. Deshalb wurden Hygienekonzepte umgesetzt, gleichzeitig sind die gewohnten Arbeitsabläufe starken Veränderungen ausgesetzt. Darüber hinaus ist ein steigender Bedarf an Überzeugungsarbeit und Kommunikation in Richtung der Werkstattkunden festzustellen. Insgesamt ist den Betrieben daher ein signifikanter Mehraufwand entstanden, der bislang nur unzureichend in den kalkulatorischen Kosten der Partnerbetriebe berücksichtigt sei, heißt es in einer Pressemeldung des Verbands.

Beispielhaft wird der Befund am erhöhten Aufwand für den Hol‐ und Bringservice deutlich. Beinahe die Hälfte der teilnehmenden Partnerbetriebe nannte diesen Punkt, schließlich schlagen in dieser Leistung nicht nur die notwendigen Hygienemaßnahmen, sondern auch die deutlich gestiegene Nachfrage zu Buche. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kunden ohne einen Anspruch auf den Hol- und Bringdienst nur zur Reparatur bereit sind, wenn der Betrieb das Fahrzeug möglichst kontaktlos holt und zurückbringt.

Eine weitere Auswirkung der Krise auf das Verhalten der Werkstattkunden ist die feststellbar gesunkene Reparaturmoral. So berichten über 70 Prozent der Partnerbetriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, dass Reparaturaufträge aufgeschoben werden. Auf die offene Frage nach weiteren Änderungen im Kundenverhalten führt ein Großteil der Werkstätten den Trend zur fiktiven Abrechnung an. Beide Faktoren wirken sich unmittelbar negativ auf die Ertragssituation der Werkstattfachbetriebe aus.

Mehrheit der Betriebe hat weniger zu tun

Laut Studienergebnissen konnten lediglich 1,73 Prozent der Betriebe das Auftragsvolumen von April bis Ende Juni steigern, immerhin 6,58 Prozent verzeichneten keinen Auftragsrückgang. Über 90 Prozent der Werkstätten aber sind mit einem deutlichen Rückgang der Aufträge konfrontiert, davon hatte gut ein Drittel 30 bis 50 Prozent weniger zu tun. Rund 5 Prozent der Unternehmen beziffern den Rückgang sogar auf 50 bis 70 Prozent.

Viele Unternehmen hätten während der Krise zusätzliches Kapital beschaffen müssen. Auf die Frage, ob zur Bewältigung der Krise nicht geplante Kredite aufgenommen werden mussten, antworteten 28 Prozent der Befragten mit „Ja“. 10 Prozent der Unternehmen mussten über 150.000 Euro an zusätzlichen Mitteln am Kapitalmarkt beschaffen, um die Liquidität im Unternehmen sicherzustellen.

Ein großer Teil der Unternehmer nutzte oder nutzt bis heute das Instrument der Kurzarbeit, um die Arbeitszeit an das Auftragsvolumen anzupassen und personelle Einschnitte so weit als möglich zu vermeiden. Leider sei das nur bedingt möglich gewesen. 48 Prozent der Unternehmen, die auf die Frage nach Entlassungen antworteten, mussten sich in den Krisenmonaten von Mitarbeitern/innen trennen. Dabei betrafen etwa 54 Prozent der Entlassungen den qualifizierten, operativen Bereich. „Damit haben die Karosserie‐ und Lackierfachbetriebe nicht nur mit finanziellen Einbußen, sondern auch mit einem in seinen Folgen schwer kalkulierbaren Verlust an qualifizierten Mitarbeitern/innen zu kämpfen“, erklärt Michael Pinto, Geschäftsführer BVdP.

Kampf um den Stundenverrechnungssatz

Heute zeige sich, dass die notwendigen Corona‐Schutzmaßnahmen zum Alltag, sprich zu einer neuen Normalität geworden seien. Dies bedeute, dass sich damit die Werkstattwelt nachhaltig verändert habe. Die zusätzlich entstandenen Prozesskosten würden weniger verkauften Stunden gegenüber stehen.

Der Verband warnt ausdrücklich, im kooperativen Schadenmanagement Corona‐Hilfen oder Zuschüsse zur Desinfektion mit einer längst fälligen Stundensatzanpassung zu verwechseln. Das sei der falsche Weg und gehe zu Lasten der Unternehmen. „Konnten Fachwerkstätten bereits vor der Corona‐Krise kaum noch von der eigenen handwerklichen Leistung leben, so muss heute der Stundenverrechnungssatz, eine der Sollbruchstellen im Schadenmanagement, unter den aktuellen Gegebenheiten neu definiert und errechnet werden“, führt Pinto aus. Eine faire und leistungsbezogene Anpassung des Stundenverrechnungssatzes sei ein Invest in die Zukunft der kooperativen Schadensteuerung.

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