Neuzulassungen Deutscher Pkw-Markt startet deutlich unter Vorkrisenniveau ins Jahr
Das klingt zunächst nach einer guten Nachricht: Die deutschen Pkw-Neuzulassungen sind im vergangenen Monat im Vorjahresvergleich um mehr als acht Prozent gestiegen. Allerdings war der Januar 2021 der schwächste seit der Wiedervereinigung. Die Chipkrise wird die Branche wohl noch eine Weile beschäftigen.
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Der deutsche Neuwagenmarkt hat sich im Januar nur scheinbar erholt. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Donnerstag mitteilte, wurden im vergangenen Monat 184.112 Pkw neu zugelassen. Das waren 8,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings war der Januar 2021 ein schwacher Monat, nachdem zuvor die Mehrwertsteuersenkung ausgelaufen war.
Der leichte Anstieg sei in erster Linie auf Neuzulassungen bereits im Vorjahr bestellter Fahrzeuge zurückzuführen, sagte der Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Thomas Peckruhn. Zudem hatte der Januar 2022 einen Arbeitstag mehr als der Vorjahresmonat. Um diesen Effekt bereinigt lag das Plus nach Berechnungen des Importeursverbands VDIK sogar nur bei 3 Prozent. „Die Automobilbranche hat zu Jahresbeginn nur wenig Grund, durchzuatmen. Vom Vorkrisenniveau war der Markt auch im Januar noch weit entfernt“, sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel.
Ein Viertel weniger Neuzulassungen als 2020
Die Neuzulassungen lagen im Vergleich zum Januar 2020 – vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie – um ein Viertel niedriger. Sie erreichten gerade einmal den drittniedrigsten Januar-Stand seit der Wiedervereinigung. Neben 2021 war der Markt im Januar nur noch im Jahr 2010 noch schwächer.
Die Neuzulassungen batterieelektrischer Autos stiegen im Januar um 28,1 Prozent auf 20.892 Einheiten. Ihr Marktanteil wuchs von 9,6 auf 11,3 Prozent. Bei den Plug-in-Hybriden verzeichnete das KBA dagegen im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 8,2 Prozent auf 18.900 Neuzulassungen. Zusammen kamen die Steckerfahrzeuge also auf 21,5 Prozent – und lagen damit knapp unter dem Anteil der Dieselfahrzeuge, der 21,6 Prozent betrug. 36,7 Prozent der neu registrierten Pkw waren Benziner.
„Es könnten mehr Elektroautos und Plug-in-Hybride verkauft werden, wenn die Materialknappheit nicht auch hier zu Produktionsausfällen führen würde“, sagte Peter Fuß, Autoexperte bei der Unternehmensberatung EY. Zwar priorisierten die Autohersteller derzeit Elektroautos bei der Produktion. Doch „elektrifizierte Fahrzeuge benötigen deutlich mehr Chips als herkömmliche Fahrzeuge, insofern verstärkt der Elektroboom den Chipmangel sogar noch zusätzlich.“ Die relativ schwache Entwicklung des Elektrosegments im Januar sei aber auch darauf zurückzuführen, dass im Dezember zahlreiche elektrifizierte Fahrzeuge in den Markt gedrückt worden seien, um die ambitionierten Emissionsziele zu erreichen.
Im Verlauf des Jahres 2022 rechnet Fuß trotzdem mit steigenden Absatzzahlen der elektrifizierten Pkw. „Staatliche Subventionen und attraktive neue Modelle sorgen für ein immer größeres Interesse an elektrifizierten Fahrzeugen, zudem genießen Elektroautos bei den Herstellern Priorität. Dieser Boom wird noch einige Zeit anhalten“, erwartet der Experte.
Halbleiterkrise wird nicht kurzfristig zu Ende sein
Für den Gesamtmarkt ist die Branche nicht so optimistisch. „Aufgrund der Lieferkrise durch fehlende Halbleiter wird der Druck im Handel beim Neuwagengeschäft auch in diesem Jahr sehr hoch bleiben“, erwartet ZDK-Vize Peckruhn. Der VDIK jedenfalls hofft auf Besserung. „Für den weiteren Jahresverlauf ist das Erholungspotenzial groß, da die Auftragsbestände sehr hoch sind. Die Marktentwicklung hängt jedoch entscheidend davon ab, in welchem Umfang es gelingt, die Lieferfähigkeit zu verbessern“, so Reinhard Zirpel.
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