Emil Frey wird Europas Nummer eins

Autor Dr. Dominik Faust

Die Schweizer Emil-Frey-Gruppe kauft der Porsche Holding Salzburg einen erheblichen Teil ihrer Handelsstandorte ab. Das Multimarken-Unternehmen wird dadurch zur Nummer eins der unabhängigen Autohändler Europas.

Mit dem angekündigten Kauf von 275 Standorten aus dem Portfolio der Porsche Holding Salzburg (PHS) in Frankreich (207), in den Niederlanden (50), in Belgien (6) und in Polen (12) avanciert die Schweizer Emil-Frey-Gruppe zum umsatzstärksten unabhängigen Autohändler Europas. Betroffen von dem Handel ist der Geschäftsbereich PGA Motors, in dem die PHS ihre Aktivitäten mit Fabrikaten jenseits des Volkswagenkonzerns gebündelt hat. Noch müssen allerdings die Wettbewerbsbehörden dem Deal zustimmen.

In französischen Medien wurde bereits in der vergangenen Woche über den Verkauf spekuliert. Am Montag bestätigte schließlich die PHS die Transaktion auf ihrer Homepage. Die Nachricht, die nicht per Pressemeldung öffentlich gemacht wurde, sickerte jedoch erst in der Nacht zum Mittwoch durch.

Während sich bei sonstigen Übernahmen die Käufer zu Wort melden, hält sich die Emil Frey AG in diesem Fall bedeckt. Dafür erklärt die Porsche Holding Salzburg den Schritt auf ihrer Webseite und begründet ihn mit der Neuausrichtung ihres Händlernetzes in Europa. So will die 100-prozentige Tochter der Volkswagen AG die konzerneigenen Händlerbetriebe in Frankreich voraussichtlich ab Juli in der neu gegründeten Gesellschaft „Volkswagen Group Retail France“ (VGRF) bündeln. VGRF ist dann ebenso ein Tochterunternehmen der PHS wie die Pendants in Deutschland (VGRD) und Spanien (VGRS).

Fokussierung auf VW-Konzernmarken

In den genannten Ländern sowie im PHS-Stammland Österreich, in Südosteuropa, in Italien und Schweden verantwortet die PHS dann alle Volkswagen-konzerneigenen Händlerbetriebe der Marken VW (Pkw und Nfz), Audi, Seat und Skoda sowie einige Handelsbetriebe der Marken Porsche und Bentley.

„Seit 2012 werden nach und nach Volkswagen-konzerneigene Händlerbetriebe in Europa unter dem Dach der Porsche Holding Salzburg gebündelt. Indem wir uns künftig in Europa ganz auf die Volkswagen-Konzernmarken konzentrieren, schaffen wir eine bessere Effizienz und Kundenbindung“, erklärt Alain Favey, Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg, auf der Website des Unternehmens.

Um die französischen VW-Händler in einer neuen Gesellschaft bündeln zu können, müssen sie dort herausgelöst werden, wo sie bisher zugeordnet waren: aus der Händlergruppe PGA Motors. Das betrifft 44 Standorte in Frankreich. Zu diesen kommen 19 Händlerbetriebe, die bisher zur Volkswagen Group France gehörten. In der PGA verbleiben 261 Standorte mit VW-fremden Marken und 14 französische VW-Autohäuser. Die PGA Group SAS mit den Handelsbetrieben ihrer Tochtergesellschaften an den 275 Standorten verkauft die Porsche Holding Salzburg an die Emil-Frey-Gruppe zu einem nicht genannten Preis.

Doch auch nach diesem M&A-Projekt bleibt die PHS das größte Automobilhandelsunternehmen in Europa mit einem Umsatz in Höhe von 18,8 Mrd. Euro, 670.602 verkauften Neuwagen und 33.124 Beschäftigten (Stand 2015). Allerdings steigt die Emil-Frey-Gruppe durch den Kauf zum Primus der herstellerunabhängigen europäischen Autohandelsgruppen auf. Bisher lag der dafür maßgebliche Umsatz bei 5,4 Mrd. Euro, was den Schweizer Rang drei der größten Autohandelsgruppe in Europa brachte. Der bisherigen Branchenprimus Penske Automotive Europe machte zuletzt 6,4 Milliarden Euro Umsatz. Die nun zum Verkauf stehende PGA Group kam 2015 auf einen Umsatz von gut 4,5 Milliarden Euro mit ihren 317 Standorten. Den Großteil der Betriebe (275) erwirbt jetzt Emil Frey, die mutmaßlich mehr erwirtschaften, als die zueltzt zum europäischen Marktführer fehlenden 1,03 Milliarden Euro.

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