Gebrauchter Audi A6 ist „Bester aller Klassen“
Beim Dekra-Gebrauchtwagenreport 2016 gewinnt der Audi A6 die Gesamtwertung über alle Klassen und Laufleistungen. Unter dem Strich dominieren allerdings Mercedes-Modelle.
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Die Dekra hat am Donnerstag in Stuttgart den Gebrauchtwagenreport 2016 vorgestellt. In diesem Jahr bezogen die Sachverständigen 474 Fahrzeugmodelle in die Untersuchung mit ein. Das war laut Dekra-Chef Gerd Neumann ein neuer Rekord, verursacht durch die immer breitere Aufstellung der einzelnen Hersteller im Markt. „Die Tendenz der Fahrzeughersteller, mit neuen Modellen immer kleinere Nischen zu besetzen, finden wir mit der entsprechenden zeitlichen Verzögerung auf dem Gebrauchtwagenmarkt wieder“, so Neumann. Vor fünf Jahren waren nur 232 Modelle berücksichtigt worden.
Der jährliche Dekra-Gebrauchtwagenreport ist für Käufer von Gebrauchtwagen ein wichtiger Ratgeber bei der technischen und wirtschaftlichen Bewertung eines Fahrzeugs. Für den Gebrauchtwagenreport werten die Dekra-Experten die Ergebnisse von insgesamt rund 15 Millionen Hauptuntersuchungen aus zwei Jahren aus. Nur Mängel, die für die Bewertung von Fahrzeugmodellen wirklich relevant sind, fließen dabei in die Statistik ein. Mängel, die dem Halter und weniger dem Fahrzeug selbst zuzuschreiben sind, werden nicht berücksichtigt. Damit der Dekra-Gebrauchtwagenreport statistisch aussagekräftig ist, finden sich darin nur Modelle, von denen im Auswertungszeitraum innerhalb eines Laufleistungsbereichs mindestens 1.000 Exemplare geprüft wurden.
Bei den Wertungen in den einzelnen Fahrzeugklassen überrascht der Volvo S60/V60 in der Mittelklasse; er gewinnt erstmals in den Bereichen bei 0 bis 50.000 km und 50.001 bis 100.000 km. Ebenfalls zum ersten Mal an der Spitze der Kleintransporter steht der Opel Combo. Obwohl in der Kompaktklasse insgesamt der Honda Civic siegt, hält der Toyota Prius mit Modelljahr 2003 den Spitzenplatz in der Klasse zwischen 100.001 km und 150.000 km gegenüber dem wesentlich jüngeren Modellen VW Polo und Ford Fiesta – ein überzeugender Qualitätsbeweis des japanischen Hybridmodells.
Abräumer-Marke des Jahres ist Mercedes-Benz. Die Stuttgarter holten sich die Bestwertungen für den SLK bei den Sportwagen, den CLS in der Oberen Mittelklasse/Oberklasse, die M-Klasse bei den SUVs sowie die B-Klasse bei den Vans.
Am häufigsten treten Mängel laut Dekra-Gutachter in der Baugruppe Elektronik und Licht auf. Hier sind 15,7 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge und sogar 43,3 Prozent aller Volumenfahrzeuge betroffen. Im Bereich Bremsen treten bei 15,7 Prozent aller Fahrzeuge Mängel auf, bei den Volumenmodellen sogar bei 35,2 Prozent. Dritthäufigstes Problem ist der Ölverlust aufgrund undichter Motoren und Antriebsteile: Davon sind insgesamt 6,4 Prozent der Fahrzeuge und 40,9 Prozent der Volumenfahrzeuge betroffen.
Die Fahrzeuge werden in neun Fahrzeugklassen – vom Kleinwagen bis zum Transporter – und nach der Höhe ihrer Laufleistung ausgewertet. Aus Sicht der Experten ist die Laufleistung ist für die Mängelanfälligkeit eines Fahrzeugs entscheidender ist als sein Alter. In den neun Fahrzeugklassen werden jeweils drei Laufleistungsbereiche unterschieden (0 bis 50.000 km, 50.001 bis 100.000 km und 100.001 bis 150.000 km).
Das Fahrzeug, das über alle Fahrzeugklassen und alle drei Laufleistungsbereiche im Schnitt die beste Bilanz erzielt, wird „Bester aller Klassen“. Diesen Titel holt in diesem Jahr der Audi A6 (DMI: 94,4) vor der Mercedes-Benz E-Klasse (93,0) und dem Audi Q5 (89,0). „Basis für die Wertung in dieser Kategorie ist eine umfassende Nutzungsperiode von 0 bis 150.000 Kilometer. Damit liefern wir eine verlässliche Aussage über längere Laufleistungen“, so Dekra-Geschäftsführer Dr. Gerd Neumann.
Erstmals Sonderauswertung „Oldtimer“
Um den immer vielfältigeren Gebrauchtwagenmarkt besser darstellen zu können, führt der Report regelmäßig neue Sonderauswertungen durch. Aktueller Neuzugang ist die Sonderauswertung „Oldtimer“. Hier sind Fahrzeugmodelle gelistet, die vor mehr als 30 Jahren auf den Markt kamen und damit für ein H-Kennzeichen in Frage kommen, zugleich aber noch in großer Stückzahl auf dem Markt gehandelt werden. Damit ein Oldtimer im Dekra-Report auftaucht, gilt auch hier die Untergrenze von 1.000 geprüften Exemplaren eines Laufleistungsbereichs.
Diese Kriterien gelten auch für die Sonderauswertungen „Volumenklassiker“ und „Neueinsteiger“. In ersterer geht es um Fahrzeugmodelle, die schon länger nicht mehr als Neuwagen verkauft werden, aber noch häufig auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden sind. Sie sind vor allem für Käufer mit kleinem Budget interessant. In dieser Sonder-Auswertung sind 131 Modelle vertreten.
Als „Neueinsteiger“ ohne Ranking führt der Dekra-Gebrauchtwagenreport alle Fahrzeugmodelle, die seit weniger als drei Jahren auf dem Markt sind. Bei diesen Fahrzeugen verhindern verschiedene Einflussfaktoren eine standardmäßige Bewertung: So werden die neuen Fahrzeuge von Haltern und Werkstätten oft anders behandelt als ältere Gebrauchtwagen. Zudem gibt es vermehrt Aktionen der Hersteller für ihre Vertragswerkstätten, die die Mängelquoten reduzieren sollen. Das schränkt die Aussagekraft der HU-Statistik über die Qualität des Fahrzeugs ein. Eine wirkliche Vergleichbarkeit ist aus Sicht der Dekra nicht gegeben.
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