Gefahren: Lada 4x4 Langversion – ein russisches Relikt

Von Ampnet

Nach rund 20 Jahren ist es so weit: Den russischen Kult-Offroader gibt es hierzulande jetzt auch mit fünf Türen. Bis auf mehr Platz und den extra Türen bleibt aber alles beim Alten.

Der Lada 4x4 Urban Fünf-Türer kostet 15.390 Euro.
Der Lada 4x4 Urban Fünf-Türer kostet 15.390 Euro.
(Bild: Ampnet)

Darauf haben seine Fans schon lange gewartet: Lada bringt nun endlich auch die Langversion seines Geländewagenklassikers 4x4 mit zwei Fondtüren nach Deutschland. Das Modell gibt es immerhin schon seit über 20 Jahren – nur die Typengenehmigung hierzulande nicht. Als offizielles Kleinserienfahrzeug des deutschen Importeurs umschifft nun auch er diese Hürde.

Zugegeben, weil man seit vier Jahrzehnten auf unseren Straßen nur den Dreitürer kennt, wirkt der gestreckte Niva (wie er aus rechtlichen Gründen offiziell nicht mehr heißen darf) gewöhnungsbedürftig bis sehr eigenartig. Das gilt umso mehr, da die zusätzlichen Zentimeter offensichtlich nach altbewährter Methode herausgeschlagen wurden. Man trenne das Fahrzeug in der Mitte, füge ein Zwischenstück ein und füge alles wieder zusammen. Diesen Schluss lässt die leichte Erhebung des Dachs in der Fahrzeugmitte zu.

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4,24 Meter bedeuten einen Längenzuwachs von einem stolzen halben Meter. Dass der sich nicht allein auf die Beinfreiheit beschränken dürfte, sollte einleuchten. Und tatsächlich bietet die L-Version auch einen deutlich größeren Kofferraum (was der Theorie von der simplen Streckung in der Fahrzeugmitte widerspricht). Mit 424 Litern Normalmaß schluckt der Stretch-Niva rund 160 Liter mehr als der Dreitürer. Der Preisaufschlag liegt abhängig von der Ausstattung zwischen 1.900 und 2.300 Euro.

Es spricht für Lada, dass es auch den Fünftürer nicht nur in der Basisversion, sondern auch in der etwas aufgehübschten Ausstattungsversion Urban (plus 1.300 Euro) gibt. So finden sich zumindest kleinere Annehmlichkeiten wie vordere Sitzheizung, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel und Leichtmetallfelgen. Der in Wagenfarbe lackierte und leicht geänderte vordere Stoßfänger des Urban ist hingegen Geschmackssache.

Ein echter Offroader

Natürlich wartet auch die L-Version mit permanentem Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe und mechanischen Differenzialsperre(n) sowie 22 Zentimetern Bodenfreiheit auf. Die Option auf Sprit sparenden 2WD-Drive gibt es auch hier nicht, denn das russische Relikt ist ein echter Offroader. Wer an der Tankstelle günstiger fahren will, der lässt sich von Lada vor der Auslieferung eine LPG-Anlage von Prins einbauen.

Dieses Auto singt das hohe Lied der Mechanik: Es surrt der Antriebsstrang, es klackt die Kupplung, es brummt der Motor. Der generiert aus 1.690 Kubikzentimetern 63 kW / 83 PS mit einem maximalen Drehmoment von 129 Nm. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 137 km/h, die 100 km/h erledigt der Lada in gemütlichen 19 Sekunden. Da passt die ein wenig Kraft erfordernde – aber präzise einrastende – Gangschaltung ins Bild, für die ein langer Arm nicht schaden kann, wenn hinten rechts mit dem langen Schalthebel der fünfte Gang eingelegt werden soll. Ab 85 km/h und 2.500 Umdrehungen in der Minute kommt der Gedanke an einen sechsten Gang auf, ab Tempo 100 und 3.000 Touren wird der Wunsch angesichts des weiter steigenden Geräuschniveaus stärker.

Doch für die lange Autobahnetappe ist der Lada ohnehin nicht gemacht und gedacht. Dafür ist der Fünftürer aber ein Beweis für die alte automobile Binsenweisheit „Lange läuft“. Die 50 Zentimeter mehr Radstand beruhigen das Heck merklich und sorgen für überraschend hohe Kurvengeschwindigkeiten. Die Wankneigung hält sich dabei in überraschenden Grenzen, ebenso spricht die Lenkung besser als erwartet an. Und auf Feldwegen hüpft der lange 4x4 deutlich weniger als sein kurzer Verwandter.

Nostalgie im Innenraum

Echten Charme versprühen die massiven Kippschalter in der Mittelkonsole für Licht, Gebläse, Heckscheiben- und Sitzheizung sowie Nebelschlussleuchte. Und wer sich schon immer mal gefragt hat, woher die Bezeichnung „Stockhebel“ für die Hebel am Lenkrad kommen, muss sich nur einmal in einen Niva setzen. Auch die Türgriffe außen können bis heute ihre Abstammung vom Fiat 124 nicht verleugnen. Ebenso dürften das im Motorraum liegende Reserverad sowie die nach vorne öffnende Haube älteren Autofahrern bekannt vorkommen. Mehr fabrikneue Nostalgie geht kaum.

Erkauft wird diese durch eine etwas umständliche Deaktivierung der Wegfahrsperre mittels Transponder, einem links liegenden Zündschloss sowie fehlenden Airbags. Selbst auf Kopfstützen an der Rücksitzbank müssen 4x4-Insassen verzichten. Dabei geht das Platzangebot hinten absolut in Ordnung. Die Kniefreiheit ist dank der gestreckten Karosserie üppig, und die Sitze bieten ausreichend Schenkelauflage. Zudem ist im Fünftürer tatsächlich Platz für drei im Fond.

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Eines kann man dem Niva nach mehr als 40 Jahren allerdings nicht mehr nachsehen: die immer noch einteilige Lehne der Rücksitzbank. Gerade bei der Langversion fällt diese unnötige Unflexibilität unangenehm auf und negativ ins Gewicht, denn hier wird ohne große Not eine Chance vertan. Dem Absatz auch hierzulande dürfte das aber wohl weiterhin kaum schaden. Der Klassiker aus dem russischen Togliatti – zum Dank an Fiat nach einem ehemaligen Generalsekretär der Kommunistischen Partei Italiens benannt – kann sich auf eine treue Fangemeinde verlassen. Und die hat schon lange auf den langen Lada gewartet.

Die Basisausführung gibt es für 14.090 Euro, den etwas schickeren Urban für 1.300 Euro mehr.

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