Freizeitmobile Hohe Käufernachfrage und wenig Werkstatt-Kapazitäten
Das Freizeitmobil-Geschäft läuft rund: Bei weiterhin hoher Nachfrage scheint sich die Liefersituation zu verbessern. Weil der Bestand aber wächst, entsteht inzwischen ein neues Nadelöhr.

Die zuletzt schwierige Liefersituation für Freizeitmobile hat sich nach Angaben des Branchenverbands „Deutscher Caravaning Handel“ (DCHV) deutlich entspannt – das könnte sich positiv im Geldbeutel bemerkbar machen. „Im letzten Jahr betrugen die Lieferzeiten im Schnitt zwölf Monate. Jetzt geht es eher in Richtung drei bis sechs Monate“, sagte DCHV-Geschäftsführerin Ariane Finzel. Bei individuell gestalteten oder hochpreisigen Fahrzeugen dauere es länger. Die „Brot- und Butterfahrzeuge“ seien hingegen wieder gut verfügbar.
Bald Preisverfall durch Wettbewerb?
Getrieben durch die Corona-Pandemie und den Trend zum individuellen Reisen hat die Caravaning-Branche in den vergangenen Jahren einen Boom erfahren. Inzwischen haben sich die Neuzulassungszahlen auf hohem Niveau eingependelt. Zugleich kämpften Reisemobilhersteller zuletzt mit Lieferproblemen der Fahrgestelle, der sogenannten Chassis.
Vor allem bei Fiat gebe es hier nach wie vor Probleme, sagte Finzel. Viele Reisemobilbauer hätten aber inzwischen mit VW, Ford, Mercedes oder Iveco neue Lieferanten erschlossen. Im Moment herrsche zwar noch etwas Chaos, da die Produktion rasch auf die neuen Chassis umgestellt werden müsse. Aber mittelfristig sei es gut, wenn es nicht nur den Platzhirsch Fiat gebe. „Langfristig wird es dann vielleicht auch günstiger für den Kunden, wenn mehr Wettbewerb herrscht.“ Fiat äußerte sich dazu auf Anfrage nicht.
Auch die Herstellerseite spricht von einer weiterhin positiven Konjunktur. Dem „Caravaning Industrie-Verband Deutschland“ (CIVD) zufolge stiegen die Neuzulassungen von Reisemobilen im ersten Quartal 2023 auf 18.500 Einheiten – ein Wachstum von 5,7 Prozent verglichen zum Vorjahreszeitraum. Anders sieht es bei den Caravans/Wohnwagen aus: 5.300 wurden neu registriert, das sind 5,1 Prozent weniger als von Januar bis März 2022. Dabei waren die Zahlen im Vorjahresquartal bereits auf hohem Niveau. Für das Gesamtjahr 2023 hat der CIVD positive Erwartungen.
In den Werkstätten wird es eng
Mangelware sind Finzel zufolge jedoch nach wie vor Werkstatttermine für Reisemobile: „Es gibt leider noch einen Engpass.“ Hoffnung setze sie in die seit Kurzem mögliche, spezialisierte Ausbildung in dem Bereich. Das werde zu einer Professionalisierung der Branche führen. Kunden rate sie, ihr Reisemobil möglichst beim lokalen Händler zu kaufen, da diese auch Wartungstermine für ihre Kunden anböten. „Im Zweifel hat man sonst in der Anschaffung 1000 Euro gespart, muss dann aber für eine kleine Prüfung 500 Kilometer fahren.“
Auszubildende können sich seit Kurzem innerhalb des Berufsbilds Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker für den Bereich Freizeitmobile spezialisieren. Der CIVD hat dazu die Fachrichtung „Caravan- und Reisemobiltechnik“ gemeinsam mit dem Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) entwickelt – um so dem Fachkräftemangel in der Branche zu begegnen. Nach 19 Monaten Grundausbildung bekommen die Auszubildenden dann das Spezialwissen über Freizeitfahrzeuge vermittelt.
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Karosserie- und Fahrzeugbau
Caravaningbranche startet erste eigene Ausbildungsfachrichtung
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