»kfz-betrieb«-Autocheck: Kia Rio 1.4 CRDI

Autor / Redakteur: Jan Rosenow / Dipl.-Ing. (FH) Jan Rosenow |

Kia hat in letzter Zeit fast schon zu viel Lob für sein gutes Design bekommen. Aber es ist einfach berechtigt, wie der attraktive Kleinwagen Rio zeigt.

Fangen wir gleich mit der Schokoladenseite des Rio an: dem knackigen Heck.
Fangen wir gleich mit der Schokoladenseite des Rio an: dem knackigen Heck.
(Foto: Rosenow)

Langsam werden sie langweilig, die Lobhudeleien für den deutschen Kia-Chefdesigner Peter Schreyer und die von ihm eingeführte Gestaltungslinie der koreanischen Marke. Berechtigt sind sie aber allemal. Vor allem der Kleinwagen Rio, der im Vier-Meter-Segment unter anderem gegen das deutsche Triumvirat aus VW Polo, Opel Corsa und Ford Fiesta antritt, zeigt Schreyers ganze Klasse: Die gespannte Dachlinie und das flache Heck lassen das Auto sportlich wirken, ohne dass es peinliche Spoiler, Flügel oder weit aufgerissene Kühleröffnungen nötig hätte.

Vor allem der Blick von schräg hinten auf das Heck offenbart die Schokoladenseite des Rio: Für so einen Hintern müsste sich auch ein Alfa Romeo nicht schämen. Der Designvergleich mit dem konzeptionell ähnlichen, aber pummeligen und barocken Mito geht klar zugunsten des Kia Rio aus.

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Das Design schlägt den Fahreindruck

Im Innenraum setzt sich das attraktive Styling fort. Weich hinterschäumte Kunststoffe und exakte Passungen erfreuen Augen und Fingerkuppen, die Klimabedienung mit ihren wuchtigen Kippschaltern setzt einen eigenen Akzent. Das Infotainmentsystem lässt sich mit seiner Mischung aus großen Tasten und Touchscreen besser bedienen als das vieler japanischer Konkurrenten, wo die Schalter meistens viel zu klein und noch dazu kryptisch beschriftet sind. Die Bildschirmgrafik ist liebevoll und detailverliebt gestaltet.

Doch genug der Betrachtungen über das Aussehen. Wie fährt sich der Kia denn nun? Es zeigt sich einmal mehr, dass moderne Autos bei aller optischen Eigenständigkeit fast den gleichen Fahreindruck hinterlassen. Das Fahrwerk mit MacPherson-Vorderachse und Verbundlenker-Hinterachse ist die Standardkonstruktion in dieser Fahrzeugklasse. Der vergleichsweise niedrige Schwerpunkt des Rio, die hoch übersetzte Lenkung und die sportliche Reifendimension der Variante Spirit (205/45 R 17) sorgen für ein Fahrverhalten, das der rasanten Optik angemessen ist.

Das gilt allerdings nicht für den Motor, einen 1,4-Liter-Diesel mit 66 kW/90 PS und 220 Newtonmetern Drehmoment. Eigentlich müsste er in einem Kleinwagen für souveränes Temperament sorgen, doch dafür ist der Rio mit über 1,3 Tonnen wohl zu schwer. Der 1.4 CRDI präsentiert sich als braver Zieher mit guter Laufkultur und überrascht mit einem recht hohen Verbrauch von gut sechs Litern im Testbetrieb. Angegeben ist ein Durchschnittswert von 4,3 Litern.

Länger als ein Golf 3

Mit einer Länge von 4,05 Metern ist der Kia Rio längst über die frühere Kleinwagenklasse hinausgewachsen und länger als etwa ein Golf 3. Das Platzangebot ist entsprechend ordentlich, selbst auf den Rücksitzen kann ein Erwachsener sitzen. Auch ein voluminöser Kindersitz lässt sich dort montieren, ohne dass der kleine Passagier mit seinen Füßen der Beifahrer-Sitzlehne zu nahe kommt. Isofix-Halteösen sind vorhanden. Der Gepäckraum fasst 288 Liter, bietet aber aufgrund der flachen Heckscheibe wenig Ladehöhe.

Insgesamt ist der Kia Rio ein sympathisch eigenständiges und attraktives Automobil, mit dem man sich gerne sehen lässt. Innenausstattung, Platzangebot und Verarbeitung müssen den Vergleich mit den besten Konkurrenten nicht scheuen. Den teuren 1,4-Liter-Diesel (18.390 Euro in der Version Spirit) braucht es aber nicht unbedingt, um mit dem Rio glücklich zu werden.

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