Nach Werkstatt-Besuch: Umweltministerin Schulze fordert Nachrüstung

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Das Kfz-Gewerbe erhält für seine Nachrüst-Forderung prominente Unterstützung. In Frankfurt besuchten Umweltministerin Svenja Schulze und SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel das Kfz-Gewerbe. Beide forderten Verkehrsminister Scheuer auf, endlich zu handeln.

Blick unter das Auto: Bundesumweltministerin Svenja Schulze und SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel zu Besuch bei Autoschmitt in Frankfurt.
Blick unter das Auto: Bundesumweltministerin Svenja Schulze und SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel zu Besuch bei Autoschmitt in Frankfurt.
(Bild: Baeuchle / »kfz-betrieb«)

Das Kfz-Gewerbe und Umweltministerin Svenja Schulze sowie SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel, zugleich Vorsitzender der SPD in Hessen, fordern, den Weg für Nachrüstungen älterer Diesel-Fahrzeuge endlich frei zu machen. „Das Kraftfahrtbundesamt muss die Voraussetzungen für eine entsprechende Umrüstung schaffen“, sagte Schäfer-Gümbel während eines Besuchs bei Autoschmitt, dem Betrieb von ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Verkehrsminister Andreas Scheuer sei in der Verantwortung, endlich zu liefern.

Am Verkehrsministerium liege es, den Weg für die Nachrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge zu ebenen, betonte Umweltministerin Schulze. Software-Updates seien gut, würden aber nicht ausreichen. Als Alternative zur Nachrüstung sieht Schulze lediglich Fahrverbote. „Wir wollen aber keine Fahrverbote, wir wollen saubere Diesel“, sagte sie während des Besuchs, der auch von überregionalen Medien begleitet wurde.

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Wie sehr das Kfz-Gewerbe unter der aktuellen Situation leidet, erläuterte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski: „Auf den Höfen der Händler stehen rund 300.000 Diesel-Euro-5, die unverkäuflich sind.“ Sie hätten einen Wert von rund 4,5 Milliarden Euro. Tendenz steigend. Zudem kommen täglich Leasing-Rückläufer in die Betriebe zurück, die weitere Verluste im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich befürchten lassen.

Kommt keine Nachrüstung, bleiben die Restwerte voraussichtlich im Keller. Die Entwicklung trifft aus Sicht von Karpinski viele mittelständische der knapp 38.000 Kfz-Betriebe des Kfz-Gewerbes, „die sich dadurch teilweise existenziell bedroht sehen“. Die Autohäuser und Werkstätten beschäftigen nahezu eine halbe Million Mitarbeiter und bilden fast 100.000 Lehrlinge aus.

Anschauungsunterricht in der Werkstatt

Dass der Ein- und Ausbau für die Werkstatt kein Problem ist, zeigte das Autoschmitt-Team der Ministerin und dem SPD-Vize in der Werkstatt. Die Mechatroniker verbauten das Nachrüstsystem von Baumot mit SCR-Katalysator und Harnstoffeinspritzung in einem Euro 5-Dieselfahrzeug vom Typ VW Passat B5. Schulze und Schäfer-Gümbel waren beeindruckt, wie mit wenigen Handgriffen die Maßnahmen vorgenommen wurden.

Auch die entsprechenden Teile und Systeme sind nicht das Problem. Die Teile seien bei den Hersteller für geläufige Modelle vorhanden, betonte ZDK-Präsident Karpinski. Und Baumot-Geschäftsführer Henning Middelmann stellte die Lösung aus seinem Unternehmen vor. Anhand des VW Passat hat Baumot gezeigt, wie stark die NOx-Emissionen sinken können: Nach eigenen Angaben können sie bis zu 95 Prozent reduziert werden.

Dass Baumot mehr als einen Prototypen hat, beweist das Unternehmen in der Praxis: „Wir rüsten derzeit die Doppeldecker-Busse in Berlin um“, so Middelmann. Dabei ist Baumot eines von mehreren Unternehmen, die bei der Umrüstung älterer Diesel aktiv ist.

Finanzeller Aufwand „ist es wert“

Auch die Kosten stehen bekanntlich nicht der Nachrüstung entgegen. „Finanziell ist das im machbaren Rahmen“, bestätigte Schulze. Bei einem angenommen Umrüstpreis von rund 3.000 Euro kommt die Ministerin auf Gesamtkosten von gut vier Milliarden Euro, sofern sich die Nachrüstung zunächst auf Großstädte konzentriert.

„Das sollte es uns wert sein“, stellte Schulze klar. Und den Automobilherstellern. Denn diese sieht die Ministerin in der Pflicht. „Ich sehe die Automobilindustrie in der Verantwortung.“ Für eine staatliche Förderung sah sie kein Bedarf. Ob sich die Hersteller darauf einlassen, scheint fraglich. Denn dazu verpflichtet werden, können sie wohl kaum.

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