Roding Roadster: Hightech aus dem Hinterland
Karbon-Karosse, Alurahmen, Gewindefahrwerk und die Eckdaten eines Supersportwagens – nein, dieses Auto kommt nicht aus Italien oder England. In der bayerischen Provinz entsteht derzeit der vielleicht ambitionierteste Sportler der Republik.

Man wird ja wohl noch träumen dürfen: Vier ehemalige Studenten und zwei Unternehmer bauen jetzt ihren eigenen Porsche-Killer aus Karbon. Vier Jahre haben sie geplant, konstruiert, entwickelt und getestet – und im Sommer ist es endlich soweit: Dann kommt ihr Roding Roadster auf die Straße. Benannt nach der bayerischen Kleinstadt, in der er binnen drei Wochen von Hand montiert wird, ist der Zweisitzer genau das Auto, auf das alle Welt zum Beispiel von Lotus oder Porsche gewartet hätte.
Denn was bei den großen Herstellern auf dem Weg von der Theorie in die Praxis gerne verloren geht, hat das Roding-Team um Initiator Stefan Kulzer bis zum Ende durchexerziert: Den konsequenten Leichtbau – 950 Kilo machen den Roadster zum Fliegengewicht unter den Sportwagen.
Möglich macht das ein Karosseriekonzept, wie es auch BMW bei den Elektrofahrzeugen der I-Reihe plant: Fahrwerk und Motor hängen in Rahmen aus Aluminium-Profilen, die mit einem komplett aus Karbon gebackenen Monocoque verschraubt werden. Die schwarze Kohlefaser-Hülle umfasst noch mehr Bauteile als etwa beim Lamborghini Aventador, wiegt 120 Kilogramm und macht den Roadster laut Kulzer ungeheuer steif und sicher.
In Fahrt bringt den kaum mehr als vier Meter langen und nicht einmal hüfthohen Tiefflieger ein Sechszylinder von BMW, der nach alter Väter Sitte im Heck montiert ist und natürlich nur die Hinterräder antreibt. Aus drei Litern Hubraum mobilisiert er 235 kW/320 PS, bringt 450 Nm auf die Straße und macht den Roding zusammen mit einem knackig-knappen Sechsganggetriebe zur absoluten Spaßgranate: Mit einem Gewindefahrwerk wie ein Rennwagen liegt er in den Kurven wie das sprichwörtliche Brett auf dem Asphalt, ermöglicht Kurvengeschwindigkeiten nah an den Grenzen der Fahrphysik, und auf der Geraden wird der Roadster zur Rakete: 3,9 Sekunden genügen ihm für Tempo 100, und wer einmal bei 140 Sachen zurückgeschaltet und noch einmal Gas gegeben hat, der glaubt die 285 km/h Spitze unbesehen.
Überraschend viel Platz
Weil Kulzer und Konsorten aber nicht nur ein Spielzeug für Sportfahrer bauen, sondern auch ein paar Genießer erreichen wollten, ist der Roding kein Rennwagen mit Straßenzulassung. Man kann sich am Steuer sogar ein bisschen wohlfühlen: Für seine gut vier Meter bietet der innen mit viel Leder und blankem Aluminium ausstaffierte Roadster deshalb überraschend viel Platz. Auch mit 1,90 Metern stoßen Kopf und Knie nirgends an, die Distanz zum Nachbarn ist sittlich unbedenklich, und wer tief genug in die engen Recaro-Schalen rutscht, duckt sich auch unter dem Fahrtwind durch.
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