VW Caddy: Endlich mal neu
Nach 17 Jahren präsentiert Volkswagens Nutzfahrzeug-Division einen völlig neu entwickelten Caddy. Der basiert auf dem MQB und kann vieles, was auch der Golf kann. Letztlich bleibt er aber doch ein Nutzfahrzeug. VW bringt ihn als Plug-in-Hybrid, nicht aber vollelektrisch.

Die nach offizieller Volkswagen-Zählung fünfte Generation des Caddy ist endlich auf der Höhe der Zeit. Das nun auf dem MBQ basierende Allzweckmobil kommt optisch weiterentwickelt daher – allerdings ist die Revolution ausgeblieben, jedenfalls vorn. Hier zeigt der Hochdachkombi das typische Familiengesicht mit optisch behutsam modifizierten Scheinwerfern – auf Wunsch selbstredend in LED-Technik. Da setzt sich das Heck schon deutlicher vom Vorgänger ab, ruft mit den jetzt erheblich länger gezogenen, vertikalen Rückleuchten Erinnerungen an Citroën Berlingo oder auch Mercedes Citan wach.
Der neue Caddy wächst in der Standard-Version um rund neun Zentimeter auf 4,50 Meter und erhält einen sieben Zentimeter längeren Radstand. Dahingegen wird die etwas später auf den Markt kommende Maxi-Version kompakter ausfallen mit 4,85 statt 4,88 Metern – und diese drei Zentimeter knapsen die Techniker auch beim Radstand. Dafür legt jedoch die Dimension der Schiebetür um 14 auf nunmehr 84 Zentimeter zu, was den Einstieg in den optionalen Siebensitzer erleichtert. Stauvolumina von 3.300 respektive 4.000 Litern sind eine Ansage an die Praktikabilitäts-Fraktion – auch die Tatsache, dass der Volkswagen-Neuling zwei Euro-Paletten quer schlucken kann.
„Hey Volkswagen“
Auch im Interieur wird der Fortschritt klar: Der Caddy anno 2020 ist durch und durch digital. Analog zum Golf 8 sind sämtliche mechanische Anzeigen durch reine Bildschirm-Flächen ersetzt worden. Tasten zum Antippen, Sprachsteuerung und Touchscreen-Bedienung verdrängen die klassische Handhabe, bei der auch mal Drehregler vorkamen. Der Caddy soll auch auf „Hey, Volkswagen“ hören und entsprechend akustischen Befehlen gehorchen – inklusive sprachgesteuerter Klima-Regelung.
Der neue Baukasten erlaubt auch einen tieferen Griff in die Assistenten-Kiste – so übernimmt der „Travel Assist“ für einige Zeit selbsttätig die Längs- und Querführung, was bedeutet, dass der Caddy per Tempomat die Geschwindigkeit hält und bis zum Stillstand herunterbremst, wenn der Vordermann das auch tut. Und ist der Regler aktiv, lenkt das Fahrzeug ebenfalls. Ebenfalls neu an Bord des Caddy: Der „Trailer Assist“, um das Rangieren mit Gespann zu vereinfachen. Tatsächlich Unfälle verhindern dürfte übrigens der Querverkehr-Warner beim rückwärtigen Hineinasten in den fließenden Verkehr. Denn der piepst nicht nur, sondern arretiert das Auto auch, falls der Fahrer zu spät oder gar nicht bremsen sollte.
Für das Fahren sorgen zum Marktstart bekannte Benziner sowie Selbstzünder. Neben dem 1,5 Liter großen und 84 kW/116 PS starken Otto kommen drei 2,0-Liter große TDI-Aggregate in den Leistungsstufen 55 kW/75 PS, 75 kW/102 PS sowie 90 kW/122 PS zum Einsatz. Mit Hilfe von doppelter Adblue-Behandlung des Abgases soll es den Niedersachsen gelingen, die NOx-Belastung künftig auch beim Caddy drastisch zu reduzieren. Im folgenden Jahr werden ein CNG-Antrieb und der Plug-in-Hybrid debütieren.
Schraubenfedern statt Blattfedern
Statt Starrachse mit Blattfedern halten nun Schraubenfedern Einzug in den Caddy. Die so genannte längslenkergeführte Starrachse soll ihn geschmeidiger abrollen lassen. Auf eine Einzelradaufhängung hinten muss jedoch auch der neue Caddy verzichten.
Dafür machen ihn viele Varianten für eine große Bandbreite an Kunden schmackhaft, schließlich wird es weiterhin die Lieferwagen-Ausführungen mit Blech statt Glasfenstern sowie die deutlich schickeren PKW-Ausführungen geben, die als Option ein 1,4 Quadratmeter großes Panorama-Glasdach erhalten. Allrad und Siebengang-Doppelkuppler sind gegen Aufpreis ebenso zu haben wie neuerdings auch ein schlüsselloses Schließsystem plus Zuziehhilfen für die Schiebetüren, um dem von Kundenseite eingeforderten Komfort Rechnung zu tragen.
Vollelektrische Variante soll kommen
Flottenbetreiber werden sich über zahlreiche Funktionen aus der Welt des „We-Connect“ erfreuen, mit dessen Hilfe sie nicht nur die Verriegelung des Autos aus der Ferne steuern und Tankfüllstände abrufen können, sondern sich auch darüber informieren, wenn der Wagen ein zuvor definiertes Gebiet verlässt. Digitale Routenverläufe und Verbrauchsanalysen lassen sich ebenfalls nachhalten und durchführen.
Verzichten müssen Caddy-Interessenten allerdings auf eine vollelektrische Variante, diese soll ab 2022 mit einem ähnlich gelagerten Modell aus der ID-Familie nachgeliefert werden.
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