Studie Zahl der Elektro-Ladepunkte muss um Faktor 12 steigen
Kommt es zum Boom der Elektromobilität, muss die Ladeinfrastruktur erheblich leistungsfähiger werden. Laut einer Studie sind mindestens 400.000 zusätzliche Ladepunkte notwendig. Der Bedarf könnte aber sogar deutlich höher ausfallen.

Deutschland braucht im Jahr 2030 mindestens 440.000, vielleicht sogar 843.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos. Das ist das Ergebnis einer Studie der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der tatsächliche Bedarf hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Dazu zählt, wie viele private Ladepunkte es dann gibt, wie ausge- oder überlastet die öffentlichen Ladesäulen sind und wie Schnellladepunkte genutzt werden (können).
Sollte die Zahl der Elektroautos wie angenommen deutlich steigen, ist dieser Bedarf durchaus realistisch. Heute gibt es laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland erst 33.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Sie werden von 240.000 Fahrzeugen angesteuert, die batterielektrisch fahren (137.000 Einheiten) oder Plug-in-Hybride sind (102.000 Einheiten – Stand laut KBA jeweils zum Jahresstart 2020).
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Elektromobilität: Warum sich ländliche Regionen besser eignen
In zehn Jahren dürften laut der Studie bis zu 14,8 Millionen Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Die Studienautoren erwarten, dass dann an 61 Prozent der privaten Stellplätze am Wohnort ein Ladepunkt zur Verfügung steht. An diesen 7 Millionen privaten Ladepunkten würden 41 Prozent des Stroms getankt. „Ergänzende, öffentlich zugängliche Ladepunkte sind daher zwingend notwendig und decken etwa 32 Prozent der verladenen Energiemenge ab. Die restlichen 27 Prozent werden an Ladepunkten auf Firmenparkplätzen verladen.“
Verhältnis von E-Autos zu Ladepunkten
In Städten sei ein öffentlicher Ladepunkt pro 14 Fahrzeuge notwendig, auf dem Land reiche einer für 23 Fahrzeuge. „Errechnet wurde ein Bedarf von 420.000 Ladepunkten dort, wo man sein Auto am häufigsten parkt: am Straßenrand oder auf öffentlichen Parkplätzen.“ Dass das Problem drängt, ist auch der Industrie bereits aufgefallen. Volkswagen drängt auf zusätzliche Kapazitäten. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie hatte jüngst im „Spiegel“ die Errichtung von 2.000 Ladesäulen gefordert – in der Woche.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) forderte Erleichterungen im Baurecht. Das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz müsse ambitionierter gestaltet und zügig verabschiedet werden. Pilotprojekte, etwa innerstädtische Schnellladehubs, müssten schnell realisiert werden, forderte Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Sie könnten Antworten zum konkreten Infrastrukturbedarf liefern, „aber auch zu der Frage der Wirtschaftlichkeit von Ladesäulen liefern. Denn diese Frage ist bisher völlig unbeantwortet.“
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