15-Millionen-Ziel Bundesregierung bleibt weit hinter selbst gesteckter Vorgabe zurück

Quelle: dpa

Deutschland als Leitmarkt der Elektromobilität – die noch aus der letzten Merkel-Regierung stammende politische Vorgabe soll sich in 15 Millionen E-Autos bis 2030 auf Deutschlands Straßen niederschlagen. Doch die Neuzulassungen sind dafür viel zu gering.

Die Zahl der Elektroautos auf Deutschlands Straßen wächst. Ihre ambitionierten Ziele kann die Bundesregierung mit den aktuellen Zuwachsraten aber nicht erreichen.
Die Zahl der Elektroautos auf Deutschlands Straßen wächst. Ihre ambitionierten Ziele kann die Bundesregierung mit den aktuellen Zuwachsraten aber nicht erreichen.
(Bild: Grimm – »kfz-betrieb«)

Die Politikberatung Agora Verkehrswende fordert bei der Umstellung auf Elektroautos in Deutschland mehr Tempo. „Die Bundesregierung hat viel aufzuholen, wenn das 15-Millionen-Ziel noch erreicht werden soll“, teilte Direktor Christian Hochfeld am Montag mit. „Bisher liegt der Absatz weit unter dem erforderlichen Soll.“ Agora-Berechnungen zufolge müssten bereits in diesem Jahr im Schnitt pro Tag etwa 5.000 batterieelektrisch angetriebene Pkw (BEV) neu zugelassen werden, um den Bestand bis Ende des Jahrzehnts auf 15 Millionen Fahrzeuge zu erhöhen.

Im vergangenen Jahr lag der Tagesdurchschnitt bei den BEV-Neuzulassungen Agora zufolge bei lediglich rund 1.290. Im Januar dieses Jahres waren es pro Tag sogar nur 585. Immerhin: Im Februar waren es Daten des Kraftfahrt-Bundesamts von Freitag zufolge wieder fast 1.160 neue Elektrofahrzeuge pro Tag.

Und trotz der umgestellten Förderung von E-Fahrzeugen wurden im Januar und Februar 2023 insgesamt 50.611 Elektro-Pkw (BEV) neu zugelassen. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (49.198) ein leichtes Wachstum. Der BEV-Anteil an allen Neuzulassungen stieg damit leicht von 12,8 auf 13,1 Prozent. Demgegenüber halbierten sich aber die Neuzulassungen für PHEV-Pkw auf 20.769 Einheiten.

Hochfeld warnte nun die Bundesregierung davor, sich in der Frage der Flottengrenzwerte im EU-Rat zu enthalten oder das Vorhaben gar abzulehnen. „Die Zustimmung Deutschlands im EU-Rat ist entscheidend, um die Weiterentwicklung der CO2-Flottengrenzwerte abzuschließen und so die nötige Planungssicherheit für die Transformation der Automobilindustrie und den Ladeinfrastruktur-Ausbau zu schaffen“, betonte der Agora-Direktor.

Eigentlich hatten sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten bereits im Oktober darauf verständigt, dass in der EU ab 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Die ausstehende Abstimmung der EU-Staaten ist der allerletzte Schritt im Gesetzgebungsverfahren und eigentlich eine Formalie.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte jedoch bereits Anfang der Woche Widerstand gegen das Vorhaben angekündigt und damit gedroht, dass Deutschland nicht werde zustimmen können. Er begründete dies damit, dass die EU-Kommission bislang noch keinen Vorschlag dazu vorgelegt habe, wie nach 2035 auch Fahrzeuge zugelassen werden können, die ausschließlich mit klimaneutralen Kraftstoffen betankt werden.

Hinsichtlich der Elektro-Nachfrage sieht der Leiter des Center of Automotive Management (CAM), Stefan Bratzel, derzeit keine Belege, dass der Absatz reiner Elektroautos nach der Förderkürzung grundsätzlich stark einbrechen werde. Er stellt eher positive Effekte aus der Preissenkung bei Tesla fest. Dieser Schritt werde die Wettbewerber in Deutschland zum Handeln zwingen, so Bratzel. „Niedrigere Preise können die Reduzierung der Förderung überkompensieren und die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im Jahresverlauf weiter ankurbeln.“

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