60 Jahre NSU Nachkriegs-Pkw

Autor / Redakteur: sp-x / Jakob Schreiner |

Der einst weltgrößte Motorradhersteller NSU stieg Ende der 1950er-Jahre wieder in die Autoproduktion ein. Zunächst mit Erfolg. Doch dann verzockte sich das Traditionsunternehmen aus Neckarsulm.

Der NSU Wankel Spider feiert 1964 Premiere.
Der NSU Wankel Spider feiert 1964 Premiere.
(Bild: Audi)

Der Motorradhersteller NSU machte Ende der 1950er-Jahre aus der Not eine Tugend. Die Deutschen wollten Autos statt Motorräder, folglich bot das 1873 gegründete Unternehmen ab 1957 mit dem NSU Prinz wieder einen Pkw an. Dieser war Grundstein für einen zunächst großen Erfolg, der allerdings nicht lange währte.

Als der einst weltgrößte Motorradhersteller den Prinz 1957 auf der IAA präsentierte, war das Staunen groß. Mit zeittypischem Heckmotorkonzept und sportlicher Ausrichtung sollte der Kleinwagen eine neue Marktnische öffnen. Tatsächlich attestierte die Fachpresse der NSU-Familie aus Prinz I bis III sportliches Temperament ob ihrer vergleichsweise lebhaften, bis zu 22 kW/30 PS entwickelnden Zweizylinder-Triebwerke.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 19 Bildern

1959 folgte mit dem Sport-Prinz ein elegantes Coupé im Kleid des Edelcouturiers Bertone als Imageträger. Neben einer spektakulär schnellen Form bot er zuverlässige Technik. Für globales Aufsehen sorgte der Sport-Prinz vier Jahre später in Spider-Karosserie mit dem weltweit ersten Serien-Kreiskolbenmotor. Das 37 kW/50 PS starke Einscheiben-Wankelaggregat erlaubte zwar flotte Fahrweise, allerdings verhinderten hohe Preise und mangelnde Zuverlässigkeit vordere Plätze in den Zulassungsstatistiken.

Der Wankel Spider war nur der notwendige Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Zweischeiben-Großserienmodell, der 1967 eingeführten, avantgardistischen Flaggschiff-Limousine NSU Ro 80. Abrunden sollte die NSU-Modellpalette 1969 das Mittelklassemodell K 70, das aber letztlich auf Rücksicht der konservativen Klientel nicht mit Wankelmotor, sondern mit klassischem Vierzylinder-Benziner zur Serienreife entwickelt wurde.

Von NSU blieb nur TT übrig

Erfolgreich war NSU in den 1960er-Jahren vor allem mit kleinen Krawallos wie den Modellen TT und TTS. Mit sportlichen Doppelscheinwerfern und auffälligem TT-Schriftzug auf rallyeschwarzem Hintergrund statt der bei den ganz großen Heckmotor-NSU-Typen 110 und 1200 C üblichen Chromkühlergrillattrappen räumte der heißblütige TTS die Überholspur frei. 51 kW/70 PS genügten dem Leichtgewicht, um im Sprint auf Tempo 100 mit dem Porsche 912 mitzuhalten.

Trotzdem füllten sich die chronisch klammen NSU-Kassen durch die Kleinwagenbestseller nicht genügend. Bereits 1965 suchten die Neckarsulmer nach einem starken Partner, doch AMC, Simca und British Leyland lehnten ab. Allein Wankel-Lizenznehmer Mazda war interessiert – und erhielt von NSU eine Abfuhr. 1967 gab es dann erste Kontakte zu VW, die 1969 zur Gründung der Audi NSU Auto Union AG unter dem Dach des Volkswagenkonzerns führten.

Es war eine Unternehmensverschmelzung, die für NSU eine existenzielle Krise löste. In die Ehe brachte NSU als Mitgift das künftige VW-Flaggschiff K 70 und den Rotarier Ro 80. Der Preis, den NSU für die Fusion zahlte war allerdings hoch: Vier Jahre später kam das Aus für den Prinz und mit dem Ende des Ro 80 verschwand 1977 das Neckarsulmer Logo gänzlich von Motorhauben. Heute erinnern allein die TT- und TTS-Signets auf Audi Sportlern an NSU und seinen „König der Berge“, wie die Werbung den stärksten Prinz nannte.

(ID:44785668)