Studie Autoindustrie muss sich auf deutlich steigende Softwarekosten einstellen

Von Andreas Wehner

Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten sich die Ausgaben für Software einer Studie zufolge auf knapp 60 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Wenn die Hersteller künftige Autos um eine Softwareplattform herum entwickeln, können sie dem entgegenwirken.

Durch Vernetzung und Elektrifizierung spielt die Software eine immer größere Rolle bei der Fahrzeugentwicklung.
Durch Vernetzung und Elektrifizierung spielt die Software eine immer größere Rolle bei der Fahrzeugentwicklung.
(Bild: Volkswagen)

Die Automobilindustrie muss immer stärker in Software investieren. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten sich die Ausgaben laut einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger mehr als verdoppeln: von 26 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 59 Milliarden im Jahr 2030. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate der Softwarekosten von sechs Prozent.

Um sich das leisten zu können, muss die Automobilindustrie ihre Kosten an anderer Stelle senken. „Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Abkehr vom bisherigen Designansatz, bei dem die Software und technische Funktionen in ein bestehendes Fahrzeugkonzept integriert werden, zugunsten eines neuen, Software-definierten Fahrzeugaufbaus“, kommentiert Roland-Berger-Experte Wolfgang Bernhart die Kernergebnisse der Studie „Computer on Wheels (4): The future of the automotive software industry: Spend, trends and how to transform“.

Dass das Auto von morgen ein Computer auf Rädern sei, müsse sich bereits in den ersten Schritten der Fahrzeugkonzeption widerspiegeln. Der Ansatz nennt sich Software-Defined Vehicle (SDV). Dadurch, dass Fahrzeuge von Beginn an rund um eine Softwareplattform aufgebaut werden, lassen sich laut Studie ab 2030 jährlich fast 16 Milliarden Dollar einsparen.

Zwar erfordere dieser Ansatz zunächst den Aufbau von komplexeren Software-Architekturen, was zu höheren Entwicklungsausgaben von rund 7 Milliarden Dollar führe. Dieser Anstieg werde jedoch mehr als ausgeglichen durch erhebliche Kostensenkungen bei der agileren Softwareproduktion, heißt es in der Studie. So könnten im Bereich Testing 11 Milliarden Dollar eingespart werden, bei der Integration 8 Milliarden. Die Kosten für die Software-Wartung würden um 3 Milliarden Dollar sinken.

Branchenweite Kooperation

Der Übergang zu einem SDV-Ansatz erfordere jedoch eine branchenweite Kooperation, so die Autoren der Studie. OEMs und Zulieferer müssten ihre Software-Wertschöpfungskette und ihr Geschäftsmodell überdenken. Die Branche müsste sich zunächst auf gemeinsame Normen für Fahrzeugarchitekturen und die Nutzung von Open-Source-Software einigen. Indem die Unternehmen erprobte Softwareinhalte als Produkt anböten, könnten sie Software wiederverwerten, Größenvorteile erzielen und Investitionen refinanzieren.

„Während die Wiedervermarktung von geistigem Eigentum für Zulieferer und spezialisierte Softwareanbieter bereits zum Kerngeschäft gehört, ist sie für Fahrzeughersteller noch weitestgehend Neuland“, sagt Bernhart. „Um das kommerzielle Potenzial des Handels mit Intellectual Property auszuschöpfen, müssten die Automobilunternehmen unter anderem verstärkt auf Partnerschaften mit Zulieferern setzen und aufkommende Software-Marktplätze nutzen.“

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