Bilanz 2022 ZF will nach mauem Ergebnis Konzernsparten verkaufen
Anbieter zum Thema
ZF konnte im Jahr 2022 sowohl den Umsatz als auch den Gewinn verbessern. Dennoch gibt es eine Finanzkennzahl in der Bilanz, die den Vorständen des Zulieferers große Sorgen bereitet.

Der Umsatz von ZF ist im Gesamtjahr 2022 um 14 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro gewachsen. Damit konnte der Zulieferer mit Sitz in Friedrichshafen zum Wettbewerber Bosch Mobility aufschließen und Continental gar überholen. Außerdem präsentierte das Unternehmen in seiner Bilanz des abgelaufenen Jahres ein stabiles bereinigtes Ebit von gut zwei Milliarden Euro (2021: 1,9 Mrd. Euro). Dennoch fällt die Bewertung nur auf den ersten Blick positiv aus. Denn das endgültige Finanzergebnis sowohl vor als auch nach Steuern hat sich in etwa halbiert.
„Wir können mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Holger Klein bei der Vorlage der Bilanz 2022. Denn: Das magere Ergebnis hat die freien Geldmittel auf knapp unter 550 Millionen Euro gedrückt (2021: 990 Mio. Euro).
Der Konzern konnte zwar uneingeschränkt in Forschung und Entwicklung sowie Sachanlagen investieren. Aber der Schuldenstand bleibt unvermindert hoch. 13 Milliarden Euro hat ZF angehäuft. Um weniger abhängig von der Verbrennertechnik zu sein, haben die Ex-Vorstandschefs Stefan Sommer und Wolf-Henning Scheider das Portfolio der „Zahnradfabrik“ durch Zukäufe erweitert.
Weg vom Getriebe, hin zur Elektronik
Holger Klein und Finanzvorstand Michael Frick betonten mehrfach, dass der Schuldenabbau eine sehr hohe Priorität habe. Mehrere Maßnahmen sollen dazu beitragen. „Wir wollen die lukrativen Projekte priorisieren“, sagte Klein. Das seien unter anderem die ab 2024 verfügbaren Steuergeräte Pro AI, von denen bereits 14 Millionen Stück bestellt seien, und die E-Mobilität. Für letztgenannte gibt ZF ein Ordervolumen von 30 Milliarden Euro an. Laut Klein überwiegend elektrifizierte Antriebe. Die Getriebeprodukte seien nach wie vor wichtig. Doch würden die Stückzahlen rasch sinken. Denn, so Klein: „Die Diskussion in Europa um Verbrennungsmotoren ist durch.“ Er und sein Vorstandsteam rechnen mit einem Verbot der Technik.
Außerdem soll der Zulieferer weniger abhängig vom Pkw-Geschäft werden. Denn bei diesem seien die Margen geringer und die Aussichten auf ein steigendes Produktionsvolumen nicht gegeben. Der Pkw-Absatz in Europa stagniert bestenfalls. Gewinnbringender seien die Industriesparte, das Geschäft für Nutzfahrzeuge sowie Ersatzteile. Alle drei Divisionen sollen laut Klein künftig einen größeren Anteil zum Konzernumsatz beitragen.
Erfolgreich hat sich aber auch die Division Aftermarket entwickelt. Sie konnte ihren Umsatz erneut steigern und verbuchte 2022 ein Plus von sechs Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.
Suche nach Investoren und Käufern
Nun sollen Kosten und an einigen Stellen Investitionen gesenkt werden. Bis Ende des Jahres soll die Shuttle-Sparte inklusive der Produkte „virtual driver“ und „autonomous driving system“ als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert werden. Gesucht wird ein finanzstarker Investor, der sich am eigenständigen Tochterunternehmen beteiligt. „Wir wollen die Mehrheit am Unternehmen behalten“, betonte Klein die Bedeutung der Technik für ZF.
Auch die Division Passive Sicherheit soll eigenständig werden. Für die Sparte sei eine Bank beauftragt worden, einen Käufer zu finden. Man habe laut Holger Klein keine Eile. Er rechnet erst 2024 mit einem Verkauf: „Sobald die Finanzmärkte zurückkommen.“ Man habe Geduld und wolle nicht unter Wert verkaufen. CFO Frick bestätigte auf Nachfrage, dass die Einnahmen überwiegend genutzt werden sollen, um Schulden zu tilgen. Für das konventionelle Pkw-Achsengeschäft werde ebenfalls ein Abnehmer gesucht.
So viel zur Bilanz 2022 von ZF. Und wie sieht es 2023 aus? Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von über 45 Milliarden Euro. Die Marge soll sich zwischen 4,7 Prozent und 5,2 Prozent einpendeln. Wichtig sei ein Cashflow von über einer Milliarde Euro. Holger Klein erwartet ein weiteres Krisenjahr.
(ID:49259983)