Corona verursacht irreparable Absatzschäden

Von Andreas Grimm

Die Corona-Pandemie hat die Kfz-Branche hart getroffen – die Halbjahreszahlen sind unmissverständlich. Selbst bei besten Bedingungen bis Jahresende wird in der Endabrechnung ein dickes Minus stehen. Der ZDK hat nun eine Jahresprognose zu den einzelnen Sparten vorgelegt.

Flaute im Neuwagenhandel: Der ZDK rechnet mit einem Zulassungsminus von 22 Prozent im Gesamtjahr 2020.
Flaute im Neuwagenhandel: Der ZDK rechnet mit einem Zulassungsminus von 22 Prozent im Gesamtjahr 2020.
(Bild: Grimm/»kfz-betrieb«)

Mit rückläufigen Zahlen in allen drei Geschäftsbereichen (Neuwagen, Gebrauchte, Service) werden die Autohäuser und Werkstätten in diesem Jahr stark belastet. „Selbst wenn unsere Betriebe jetzt bis zum Jahresende Vollgas geben, werden wir die durch den Lockdown verursachten Rückstände nicht mehr aufholen können“, beschreibt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski die Situation im Kraftfahrzeuggewerbe.

Angesichts des unvermeidlichen Absatzrückgangs wächst nun die Gefahr steigender Eigenzulassungen der Hersteller und Importeure sowie insbesondere des Handels. „Um die von den Herstellern und Importeuren nach den Lockdown-Krisenmonaten nun wieder aktivierten Verkaufsziele erreichen zu können, wird dem Handel oft nichts anderes übrig bleiben, als die Fahrzeuge auf sich zuzulassen und dann als junge Gebrauchtwagen zu vertreiben“, prognostiziert der ZDK-Präsident.

Unter dem Strich rechnet der ZDK in diesem Jahr mit rund 780.000 weniger Pkw-Neuzulassungen. Das wäre ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 21,7 Prozent auf etwa 2,8 Millionen Einheiten. Zum Vergleich: Das entspricht dem Marktvolumen von 1986 in der alten Bundesrepublik mit 2,83 Millionen Neuzulassungen. Der Verband geht allerdings davon aus, dass der Einbruch einmalig ist und der Neuwagenabsatz im kommenden Jahr wieder die Drei-Millionen-Marke „locker überspringen wird“.

Weniger Dramatik im Gebrauchtwagengeschäft

Nach den starken Einbrüchen von März bis Mai ist die Zahl der Pkw-Besitzumschreibungen im Gebrauchtwagengeschäft im Juni deutlich gestiegen (+14,1 %). Für das Gesamtjahr prognostiziert der ZDK nun im Vergleich zu 2019 einen Rückgang von 7,6 Prozent oder rund 550.000 Einheiten auf etwa 6,6 Millionen Pkw-Besitzumschreibungen. „Wir werden in den kommenden Monaten von Nachholkäufen profitieren, jedoch das Vorjahresniveau nicht mehr erreichen können“, schätzt Karpinski.

Obwohl die Kfz-Werkstätten in der Lockdown-Phase geöffnet hatten, wirkte sich die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung auch auf das Geschäft mit Kfz-Service, Wartung und Reparatur aus. So ging die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung im März um 10 Prozentpunkte auf 72 Prozent und im April sogar um 18 Prozentpunkte auf 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. In den ersten sechs Monaten betrug der Rückgang sechs Prozentpunkte bei einer durchschnittlichen Auslastung von 77 Prozent.

„Auch das Werkstattgeschäft wird von der sich weiter normalisierenden Entwicklung profitieren, jedoch nicht mehr das Vorjahresniveau erreichen“, erwartet der ZDK-Präsident. Der Verband rechnet fürs Gesamtjahr mit einer durchschnittlichen Werkstatt-Auslastungsquote von 79 Prozent. Das wäre ein Rückgang von 4 Prozentpunkten gegenüber dem 2019er-Wert.

Private Neuzulassungen gehen stärker zurück als im gewerblichen Bereich

Blickt man auf die einzelnen Absatzkanäle, wird der Anteil der privaten Neuzulassungen nach Einschätzung des ZDK in diesem Jahr mit minus 23,4 Prozent stärker schrumpfen als der Sektor der gewerblichen Neuzulassungen (- 20,7 %). „Trotz der vielfältigen Kaufanreize stellen viele Privatkunden den Neuwagenkauf zurück, weil sie durch die aktuelle wirtschaftliche Lage mit Kurzarbeit und drohendem Beschäftigungsabbau verunsichert sind“, so Karpinski. Mittelfristig rechnet er zudem mit einem niedrigeren Niveau der Flottenzulassungen, da viele Unternehmen in den nächsten Jahren bei den Investitionen tendenziell zögerlicher agieren.

Deutlich bemerkbar machen wird sich ein abflauendes Pkw-Vermietgeschäft, das in den zurückliegenden Jahren deutlich gewachsen war. Wegfallende Dienstreisen und die stark steigende Nutzung digitalisierter Kommunikationskanäle in den Unternehmen und Verbänden werde die Zulassungen in diesem Segment um rund 35 Prozent drücken.

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