Tachomanipulation Diese Fahrzeuge sind besonders gefährdet
Nach wie vor wird bei vielen Gebrauchtwagen der Kilometerstand manipuliert. Eine Auswertung des Fahrzeughistorien-Anbieters Car Vertical gibt Einblicke, bei welchen Segmenten, Modellen und Marken das am häufigsten vorkommt.
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Käufer von gebrauchten Diesel-Fahrzeugen der Premiumklasse sind dem höchsten Risiko ausgesetzt, Opfer von Tachomanipulation zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Auswertung von Car Vertical. Das Unternehmen aus Litauen ist ein Anbieter digitaler Fahrzeughistorien.
Car Vertical hat insgesamt 700.000 Gebrauchtwagenberichte ausgewertet, die zwischen November 2020 und November 2021 erstellt wurden. Einbezogen wurden Daten 18 verschiedener Märkte, darunter Polen, Rumänien, Ungarn, Frankreich, Tschechische Republik, Deutschland, Russland, die Vereinigten Staaten und Italien. Allerdings dürften aus Deutschland nicht allzu viele Daten kommen – hierzulande sind Fahrzeugidentifikationsnummer und Kilometerstände persönliche Daten, was den Anbietern von Fahrzeughistorien die Arbeit erschwert.
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Tachomanipulation
Neues Konzept gegen Tachobetrug
Über alle Märkte und Marken hinweg stellte Car Vertical fest, dass bei 16,1 Prozent der im Erhebungszeitraum geprüften Fahrzeuge am Kilometerstand gedreht wurde. Das am häufigsten betroffene Modell war der BMW M5: Bei mehr als einem Drittel der geprüften M5 gebe es Hinweise auf Tachomanipulation. Generell dominiert BMW die Top-Liste: Insgesamt sind fünf Modelle der Münchner unter den Top 10 vertreten. Auf Rang zwei findet sich etwa der BMW 7er.
Dass bei BMW-Modellen die Manipulation am aufwendigsten ist – sie ist nicht über die OBD-Dose möglich, stattdessen muss in den meisten Fällen der Tacho ausgebaut und zerlegt werden – scheint Betrüger nicht aufzuhalten. Matas Buzelis von Car Vertical weist darauf hin, dass Fahrzeuge im Premiumsegment prinzipiell eine höhere Wahrscheinlichkeit für Manipulation aufweisen. Grund dafür seien die höheren Gewinnsteigerungen in dieser Fahrzeugklasse. Auffällig: Vom BMW-Konkurrenten Mercedes-Benz ist kein einziges Modell gelistet.
Baujahre 2006 bis 2016 am stärksten betroffen
Auffällig ist auch, dass die meisten manipulierten Fahrzeuge etwas älter sind. Am stärksten gefährdet sind die Baujahre 2006 bis 2016. Car-Vertical-Experte Buzelis erläutert, dass es bei den neuesten Modellen etwas schwieriger sein könne, die Kilometerstände zu verändern. Zudem sei es bei neueren Autos unwahrscheinlicher, dass sich eine Verfälschung lohnt, weil diese in der Regel seit dem Kauf erst eine kürzere Strecke zurückgelegt haben.
Betrachtet man die Antriebsarten, dann sind Fahrzeuge mit Dieselmotor wesentlich öfter betroffen als Benziner. Beim BMW 7er beispielsweise machen Selbstzünder 78,4 Prozent der betroffenen Fahrzeuge aus, beim Audi A4 84,5 Prozent, beim VW Phaeton sogar 89,9 Prozent. „Dieselfahrzeuge sind für größere Entfernungen ausgelegt, sodass bei diesen Fahrzeugen die Wahrscheinlichkeit eines Kilometerstand-Betrugs größer ist. In Zukunft könnte sich das jedoch ändern, weil der Verkauf von Dieselfahrzeugen zurückgeht“, bemerkt Buzelis.
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