Evoque-Cabrio: Kaum da und schon wieder weg

Autor Wolfgang Michel

Bereits vor der Markteinführung sind in Deutschland rund 500 Evoque Cabriolets bestellt worden. Der Rest geht wahrscheinlich am kommenden Samstag im Rahmen der Launch-Events über die Verkaufstheken.

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Das neue Cabrio soll den Erfolg der Evoque-Baureihe weiter beflügeln.
Das neue Cabrio soll den Erfolg der Evoque-Baureihe weiter beflügeln.
(Bild: Michel / »kfz-betrieb«)

43.300 Euro beträgt der Einstiegspreis des Range Rover Evoque Coupé. Das günstigste Cabrio kostet rund 8.000 Euro mehr. Das scheint jedoch bei diesem Fahrzeug als eher nebensächlich wahrgenommen zu werden. Was unter anderem daran deutlich wird, dass die Einstiegsvariante kaum nachgefragt wird. Das Motto lautet vielmehr: Wenn schon, denn schon! Die Cabrio-Variante wird in der Regel nicht nur als „volle Hütte“, sondern gleich noch mit dem leistungsstärkeren Dieselmotor (132 kW/180 PS) geordert. Ohne Sonderausstattung werden dafür in der HSE-Dynamik-Ausstattung laut Preisliste 60.300 Euro fällig.

Aber wie bereits gesagt: Der Preis für das Auto, das serienmäßig mit einem Neunstufenautomatikgetriebe ausgestattet ist, spielt derzeit eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum, überhaupt noch ein Cabrio zu ergattern. Schließlich sind rund 500 Autos in Deutschland bereits vor der Markteinführung vergriffen – womit für 2016 nur noch etwa 700 Einheiten zur Verfügung stehen.

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Die dürften nach der offiziellen Markteinführung am Samstag (4. Juni) weitestgehend verkauft sein. Und dass, obwohl der Großteil der Kunden in diesem Sommer – sofern er irgendwann einmal kommt – nicht mehr offen fahren wird. Denn wer am kommenden Wochenende oder später bestellt, muss einige Monate Wartezeit in Kauf nehmen. Die Lieferzeiten werden im Handel sicher zu der ein oder anderen Diskussion mit den Interessenten führen. Diese dürften jedoch zu verkraften sein, denn begehrte Ware lässt sich bekanntlich immer auch sehr preisstabil verkaufen.

Rabatte sollte es für dieses Auto nicht mal im Promillebereich geben. Schließlich werden heutzutage auch gefragte Immobilien im Bieterverfahren verkauft. Übrigens stehen auch im Jahr 2017 nicht mehr als rund 1.200 Einheiten der offenen Variante für den deutschen Markt zu Verfügung. Zum Vergleich: Vom geschlossenen Evoque gibt es für Deutschland rund 6.000 Autos.

Die Produktionskapazität für die erfolgreichste Baureihe in der Geschichte von Land Rover ist längst an ihre Grenzen gestoßen. Neben Coupé und Fünftürer rollt jetzt auch noch das Cabriolet im englischen Werk Halewood vom Band. Die Baureihe verkauft der Autobauer mittlerweile in 170 Märkte, nach England und den USA ist Deutschland das drittwichtigste Absatzland.

Seit der Modelleinführung im Jahr 2011 hat Land Rover bis Anfang 2016 506.657 Evoque weltweit verkauft. Das jährliche Produktionsvolumen von rund 100.000 Einheiten beinhaltet rund 20 Prozent Cabriolets. Die offene Variante bewertet der Hersteller nicht nur als Zugpferd für die komplette Evoque-Baureihe, sondern für die Marke insgesamt.

„Als wir das Evoque Cabriolet als Studie erstmals der Öffentlichkeit präsentierten, erhielten wir ein überwältigend positives Echo. Daher war es ein absolut logischer Schritt, die Studie in Serie gehen zu lassen. Unsere Designstrategie folgt dabei der Maxime, den unverwechselbaren Charakter des Evoque zu bewahren. Das Resultat präsentiert sich nun als ultimativer Ausdruck von Spaß und Vielseitigkeit – und das unter dem Markenzeichen unseres Verkaufsschlagers Evoque, der auf diese Weise unserer Marke wiederum neue Kundengruppen erschließen wird“, sagt Land-Rover-Desingchef Gerry McGovern in einer Videobotschaft während einer Presseveranstaltung am Mittwoch (1. Juni) im baden-württembergischen Waldbronn.

Das Verdeck kommt von Webasto

Bei seinem ersten Cabrio-Serienmodell mit Range-Rover-Logo setzt der Hersteller auf ein wärme- und schallgedämmtes Stoffdach. Dieses hat er gemeinsam mit Webasto entwickelt. Das grundsätzlich schwarze Verdeck öffnet in 18 Sekunden, der Schließvorgang benötigt drei Sekunden mehr. Bis 48 km/h ist beides möglich. Für beide Vorgänge reicht ein Druck auf einen Schalter in der Mittelkonsole, ebenso wie für die gleichzeitige Betätigung aller vier Seitenscheiben.

Ob offen oder geschlossen – das Platzangebot im viersitzigen Innenraum wie im Kofferraum bleibt immer gleich, da das Verdeck ausschließlich im Heck oberhalb des Kofferraums (251 Liter) verschwindet. Zwei im Heck verborgene Aluminiumbügel klappen beim Überschlag in 90 Millisekunden aus. Laut Herstellerangaben verhindern feinjustierte elektronische Systeme, dass Airbags oder Überrollbügel versehentlich auslösen – selbst nicht bei extremen Geländepassagen.

Zudem böte das viersitzige Cabriolet dieselben Geländefähigkeiten wie die geschlossenen Varianten. Ein Unterschied bleibt: Konstruktionsbedingt bringt das Cabrio 200 Kilogramm mehr auf die Waage (ausstattungsbereinigt).

Fazit: Die rund 130 Kilometer Testfahrt durch den Schwarzwald waren bei Temperaturen zwischen 12 und 22 Grad ein Genuss. Selbst auf schlechten Straßen – und davon gibt es auch im Schwarzwald mehr als genug – verhielt sich das Cabriolet so, wie man es von einem offenen Fahrzeug in dieser Klasse erwartet: Ruhig und souverän. Das Dach schloss selbst auf einer Schlaglochpiste ganz ohne zu murren. Das Cabriolet wird sicherlich seinen Teil dazu beitragen, dass die Evoque-Baureihe für Hersteller und Händler ein Bestseller bleibt.

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